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Der kleine Becher vom Kreuzgraben

Mein letzter Fund lag schon ein gutes Jahr zurück. Damals fand ich mit Nadine Kreimeier eine Muskete von 1640 in der Schönholzer Heide. Nach der Fundmeldung wurde das gute Stück von Dr. Uwe Michas, dem Leiter für archäologische Ausgrabungen in Berlin als Jägerstutzen bestimmt.

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Karte von Berlin und Umland um 1860
Wir verschenkten das Fundstück dann an das Museum Pankow in der Prenzlauer Allee. Im August 2015 war es endlich wieder soweit. Wer mich kennt, der weiß, dass ich an keiner Erdbaustelle vorbeigehen kann, ohne gleich reinzuspringen, oder mir wenigstens den Erdaushub anzuschauen.

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Muskete von Schönholz / richtige Bezeichnung Jägerstutzen
Entlang der oberen Dietzgenstraße wurden die alten Gehwege für Schachtarbeiten geöffnet. Ausser einigen Knochenfragmenten und neuzeitlichen Scherben war nichts zu finden.

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Fundort 1.5 Meter tief, Eichen Ecke Dietzgenstraße

Das Areal war geschichtlich auch recht übersichtlich. Bis 1802 lagen auf diesem Gebiet die Ackerflächen des Bauern Kraft. Hier lebten dann Madame Fetschow in ihrem Holländerhaus und ab 1850 der Kunstschlosser Hauschild keine 60 Meter vom Fundplatz entfernt. Auf der anderen Straßenseite gestaltete sich Brose seinen heute nach ihm benannten Brosepark.

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mittelalterlicher Töpferofen, liegend

Die Erdarbeiten waren so gut wie beendet. Die Schächte entlang der Dietzgenstraße waren wieder verfüllt und die Pflasterdecke wieder geschlossen. Übrig war nur ein kleiner ca. 3 Meter langer Erdschacht unter meinem Balkon.

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Halbsteinzeug / Braunware

Es war schon dunkel, als ich mit meinem Hund das Haus verließ. Beim routinemäßigen Blick sah ich, dass etwas die Straßenbeleuchtung reflektierte.

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Becher vom Kreuzgraben

Kurzerhand kletterte ich in den Schacht. Die Freude war groß, als sich die von mir erwartete Scherbe beim herausziehen als ganzer Becher entpuppte. Es war ein Keramikbecher aus Halbsteinzeug, auch bekannt als Braunware. Wie schon zuvor bei der Muskete aus Schönholz setzte ich mich mit dem Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie in Verbindung, um den Fund zu melden.

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Fund vom Kreuzgraben Dietzgenstraße 2015

Keine 24 Stunden später erhielt ich bereits eine Antwort. Und so hieß es, Zitat Dr. Uwe Michas: „Sehr geehrter Herr Bormann, danke für die Information. Ich werde eine Fundplatznummer vergeben. Diese Gefäße stammen überwiegend aus dem 19. Jahrhundert, waren weit verbreitet und wurden in größeren Mengen hergestellt. Sie wurden für alles mögliche benutzt, von Schuhcreme bis Weichkäse, bis sie von anderen Materialien abgelöst wurden.“

Den Becher vom Kreuzgraben werde ich ebenfalls dem Museum Pankow schenken. Wenn es sich auch nicht um einen spektakulären Fund handelt, so freue ich mich dennoch sehr über die Vergabe einer Fundplatznummer. Wenn ich jetzt von meinem Balkon schaue, sehe ich nicht nur auf meinen Lieblingsitaliener „Trattoria Pasta degli Angeli“, sondern auch auf einen offiziellen archäologischen Fundplatz.

Autor: Christian Bormann 05.11.2015 / 06.03.2017
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016 / 06.03.2017

Bilder:1,3,Bormann/2,Mittelalterliche Keramik-Märkisches Museum Berlin

Die Rübezahl-Fichte im Schlosspark

Der Schlosspark zählt zu den sagenumwobenen Orten in Pankow. Schon die Übersetzung des Namens „Pankow“ in „Hain des Herren“, folglich Herren-Hain weißt auf eine slawische Opferstätte hin.

Rübezahl-Fichte im Schlosspark
Lageplan mit Landmarke „Rübezahl-Fichte“

Die Pankower erzählten sich viele Geschichten über den Schlosspark. Die bekanntesten sind „Die Sage vom Katzenbuckel im Schlosspark“, „Die Säufzer-Allee im Schlosspark“ und „Der Veilchenstrauß vom Schlosspark“. Dass auch Rübezahl im Schlosspark sein Unwesen trieb, ist fast vergessen.

Rübezahl-Fichte im Schlosspark
Verlag Friedrich Salis, Pankow 1902

Bis in die 1920er Jahre war die Rübezahl-Fichte im Schlosspark in aller Munde. Sie stand neben dem Katzenbuckel auf der anderen Seite der Panke. Auf älteren Plänen von Pankow und Niederschönhausen ist die Rübezahl-Fichte noch als Landmarke zu finden.

Rübezahl-Fichte im Schlosspark
Verlag Ernst Küssner, Pankow 1913

Den Namen erhielt die Fichte, weil ihr Stamm über die Jahrhunderte derart verwachsen war, das die Menschen das Gesicht Rübezahls zu erkennen glaubten. Ende der 1960er Jahre wurde die Rübezahl-Fichte gefällt. Die Landmarke und zwei historische Postkartenmotive sind die letzten Zeugnisse.

Autor: Christian Bormann 24.02.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 10.04.2016

Vom Kossätenhaus zum Gelehrtenheim

In der Dietzgenstraße/ Ecke Beuthstraße steht ein kleines 200 Jahre altes holzverkleidetes Fachwerkhaus. Der Bankier Wilhelm Brose ließ sich das alte Häuschen 1825 von Karl Friedrich Schinkel zum Sommerhaus umbauen.

Gelehrtenheim Sommerhaus von Brose 1825 von Schinkel umgebaut
Sommerhaus Brose, Umbau von Karl Friedrich Schinkel zum „Gelehrtenheim“

An der Ostseite des Hauses befindet sich eine offene Halle. Die Hallendecke ist nach den Vorstellungen Schinkels im pompejanischen Stil ausgemalt. Bis 1870 vermietete Brose sein Sommerhaus an Wilhelm Friedrich Beuth. Beuth war Begründer der Gewerbeschule.

Gelehrtenheim Sommerhaus von Brose 1825 von Schinkel umgebaut
Sommerhaus Brose Februar 2015

Aufgrund der vielen hochrangigen Persönlichkeiten, die sich hier die Klinke in die Hand gaben, war in Pankow schnell die Rede vom Gelehrtenheim. So wird es auch heute noch genannt.

Autor: Christian Bormann 22.02.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 10.04.2016

Wasserwerk und Wasserturm Uhlandstraße

Zu den längst verschwundenen Bauwerken in Pankow gehört der Wasserturm Niederschönhausen in der Uhlandstraße.

Wasserwerk Uhlandstraße Niederschönhausen
Wasserwerk und Wasserturm 1910

Wasserwerk und Wasserturm wurden 1903 erbaut und waren fast 20 Jahre das Herzstück der Wasserversorgung in Niederschönhausen. In den 1920er Jahren wurde diese Technik durch unterirdisch verlegte Druckwasserleitungen ersetzt.

Wasserwerk Uhlandstraße Niederschönhausen
Wohnhaus Uhlandstraße 20

Schon 1928 wurde der Wasserturm wieder abgerissen. Das alte Wasserwerk blieb erhalten und ist heute ein Wohnhaus in der Uhlandstraße 20. Auch in Rosenthal und der Pankower Thulestraße standen fast baugleiche Türme.

Autor: Christian Bormann 18.02.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 10.04.2016

Motorsport-Club Niederschönhausen

In den 20er und 30er Jahren blühte das Vereinsleben in Pankow. Ob Gesangsverein, Schützen-, Handwerker-, Schach-, Radfahrer- oder Turnverein, Pankow war gesellig. Mit dem Fortschritt der Technik kam ein neuer Verein hinzu, der Motorsport-Club Niederschönhausen.

Vereinstreffen Motorsportclub Niederschönhausen um 1930
Motorsport-Club Niederschönhausen um 1930 Café Bismarck

Das Bändigen der motorisierten Zweiräder war vor allem den Herren vorbehalten, aber auch die Damen des Vereins hatten ihren Spaß im Beisitzer. Eine seltene Aufnahme zeigt ein Clubtreffen um 1930 vor der Konditorei Café Bismarck am alten Wochenmarkt Niederschönhausen.

Autor: Christian Bormann 15.02.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 10.04.2016

Erntedank-Umzug und Rummelplatz Niederschönhausen

Um die Jahrhundertwende war das Erntedankfest in den Berliner Vororten noch gute Tradition, so auch in Niederschönhausen. Es war das Fest der kleinen Leute.

Erntedanfest-Umzug Niederschönhausen und Rummel
Erntefestumzug auf dem Pastor-Niemöller-Platz 1910

Die Bauernhöfe der Gegend schmückten ihre Kutschen so festlich sie konnten, wer keine Kutsche hatte nahm den Bollerwagen. Scharenweise erschienen die Gäste im feinsten Sonntagsanzug.

Erntedanfest-Umzug Niederschönhausen und Rummel
Erntefestumzug auf dem Friedensplatz 1910

Jeder Bauernhof, der etwas auf sich hielt, war Teil des großen Erntedankfest-Umzugs. Liebevoll geschmückt zogen die Kutschen und Handkarren über die Dorfplätze bis zur großen Rummelwiese.

Erntedanfest-Umzug Niederschönhausen und Rummel
Erntefestumzug Waldstraße 1912

Diese befand sich auf dem Turnplatz des Restaurants Carl Liedemit am Concert-Garten zwischen Waldstraße und der Friedenskirche.

Erntedanfest-Umzug Niederschönhausen und Rummel
Rummelvergnügen Pastor-Niemöllrr-Platz

Auf einem großen Teil der Rummelwiese steht heute das Ärztehaus mit Gewerbekomplex Hermann-Hesse-Straße. Der letzte Zeitzeuge ist ein alter Backsteingiebel am Friedensplatz auf dem die Werbung für den Concert-Garten die Zeit überdauert hat.

Erntedanfest-Umzug Niederschönhausen und Rummel
alte Werbung Concert-Garten 2012

Auch auf dem heutigen Pastor-Niemöller-Platz wurden Feste gefeiert. Die Jahrmärkte früher unterschieden sich nicht wesentlich von denen unserer Zeit. Es gab Schausteller, Gewerbetreibende, Karusselbuden und allerlei Kuriositäten für den kleinen Geldbeutel.

Erntedanfest-Umzug Niederschönhausen und Rummel
Erntefest Turnplatz Restaurant Carl Liedemit 1910

Nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs war es vorbei mit den unbeschwerten Festumzügen und Feiern der Berliner Vororte.

Erntedanfest-Umzug Niederschönhausen und Rummel
Erntefest Turnplatz Restaurant Carl Liedemit 1910

Erntedankfeste gibt es auch heute wieder in einigen Pankower Bezirken. Ein Publikumsmagnet und alljährlicher Höhepunkt in Pankow ist der Rosenthaler Herbst, eine Woche nach dem Fest an der Panke.

Autor: Christian Bormann, 15.02.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 10.04.2016

Einzug des Lehr-Infanterie-Regiments in Pankow

Bereits seit 1874 gab es in Pankow ein Krieger-Verein. In den Auseinandersetzungen zwischen Preußen und Deutschland 1870 bis 1871 hatte Pankow 8 Gefallene zu beklagen.

Lehr-Infantrie-Regiment Pankow
Abzeichen des Krieger-Vereins Pankow

Das Kriegsdenkmal für die Gefallenen wurde am 2.September 1873 an der östlichen Seite der Pankower Pfarrkirche zu den Vier Evangelisten errichtet. Heute erinnert nichts mehr an dieses Denkmal.

Lehr-Infantrie-Regiment Pankow
Kriegerdenkmal an der Pankower Kirche

Im Herbst 1915 zog das Lehr-Infanterie-Ersatzbataillon in Pankow ein. Das Ersatzbataillon wurde vor dem Rathaus Pankow aufgestellt. Während des Ersten Weltkriegs gehörte es zum Lehr-Infanterie-Regiment.

Lehr-Infantrie-Regiment Pankow
Garnison vor dem Rathaus Pankow

Vom Rathaus zogen sie über den Friedensplatz in das Barackenlager in Niederschönhausen. Neben der Kaserne in der heutigen Schulstraße 1 wurden auch Schulgebäude in Kasernen umfunktioniert.

Lehr-Infantrie-Regiment Pankow
Regiment am Friedensplatz Niederschönhausen

Das Barackenlager Niederschönhausen befand sich zwischen der Friedrichs-Engels-Straße, Blumenthalstraße und Uhlandstraße.

Lehr-Infantrie-Regiment Pankow
Vereidigung Barackenlager Niederschönhausen

Zu den betroffenen Schulgebäuden gehörte die Schule in der Schulstraße 1, Schule in der Grunowstraße, Schule in der Charlottenstraße und das Schulgebäude in der Schmidtstraße, heute Kattegatstraße im Wedding.

Autor: Christian Bormann 14.02.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 10.04.2016

Sraßenbahn-Betriebshof Niederschönhausen

Im Zuge der Elektrifizierung der Großen Berliner Pferde-Eisenbahn genügten die zahlreichen kleinen Pferde-Bahn-Depots nicht mehr, da diese hauptsächlich auf Unterbringung und Versorgung der Pferde ausgerichtet waren.

Pferde-Eisenbahn Decksitzwagen von 1981 auf dem Betriebshof Niederschönhausen
Decksitzwagen der „Grossen Berliner Pferde-Eisenbahn“ von 1891

Diese Depots beherbergten Geschirrkammern, Schmieden, Sattlerei und Futterböden. Die kostbaren Wagen standen im Freien und waren der Witterung ausgesetzt. Die erste Strecke der Großen Berliner Pferde-Eisenbahn führte schon 1874 vom Schönhauser Tor nach Pankow und wurde noch im gleichen Jahr bis Pankow Kirche verlängert.

Betriebshof Niederschönhausen um 1920
Betriebshof Niederschönhausen 1920

Der dazugehörende Betriebshof III der Großen Berliner Pferde-Eisenbahn befand sich an der Berliner-/ Ecke Borkumstraße. Die Bezeichnung Betriebshof III ging 1901 an den Betriebshof der Großen Berliner Elektrischen Straßenbahn in Niederschönhausen über.

Betriebsangehörige auf dem Hof III in Niederschönhausen
Betriebspersonal 1933 – 1945

Mit der Elektrifizierung der Pferde-Bahn verschoben sich die Prioritäten. Von 1896-1924 elektrifizierte die Pferde-Eisenbahn ihr Netz. Wichtig waren jetzt große Wagenhallen mit Revisionsgruben zur Wartung der Unterböden.

Historische Waagen 5256 und 958 im August 1987 in der Schönholzer Straße in Pankow
Wagen 5256 Schönholzer Straße, 1987

Auch Werkräume für die Schlosser, Verwaltungsgebäude mit Dienstwohnungen sowie Aufenthalts- und Lehrräume galt es zu schaffen. Große Gleisanlagen zum Rangieren mussten gebaut werden.

Maximum-Triebwagen von 1907 auf dem Betriebshof Niederschönhausen
Maximum-Triebwagen von 1907

Der Denkmalgeschützte Hof III der Großen Berliner Elektrischen Straßenbahn in Niederschönhausen wurde für diese neuen Anforderungen an den Nahverkehr gebaut. Er gilt heute als Musterexemplar eines Berliner Straßenbahnhof.

Historische Triebwagen verschiedener Baureihen auf dem Betriebshof Niederschönhausen
Historische Triebwagen vor der Wagenhalle

Niederschönhausen wurde als letzter von 8 Berliner Betriebshöfen gebaut und am 29. Mai 1901 eröffnet. Mit rund 25.000 Quadratmetern hatte Hof III die Kapazität, um 190 Wagen von 11 Metern Länge aufzunehmen. Mit der Fertigstellung des Betriebshofes nahm der Ausbau des Nordberliner Straßenbahnnetzes rasant an Fahrt auf.

Historischer Triebwagen über Revisionsgrube
Triebwagen T24/49

Anfang der 20er Jahre arbeiteten auffällig viele Frauen im Pankower Straßenbahnbetrieb. Grund hierfür waren die im Ersten Weltkrieg gefallenen Männer. In der Mitte des Straßenbahnhofes errichteten die Mitarbeiter 1920 ein Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Kollegen. In den 70 Jahren wurde das Denkmal wieder entfernt.

Reko-Triebwagen 217055 mit Beiwagen 267006 und 267428 auf dem Betriebshof Niederschönhausen
Reko-Triebwagen 217055 mit Beiwagen

Der Betriebshof III wurde 1924 nach Plänen von Jean Krämer erweitert. Neben der Erweiterung der Wagenhalle gehörte eine Montagehalle, Schmiede, Lager und Umkleideräume zu den Anbauten. Der Ziergiebel über der Wagenhalle wurde entfernt und die Mauer an der Hoffront durch einen Eisernen Zaun ersetzt.

Reko-Arbeitstriebwagen 4508 mit Lore G107. Werkstatt-Wagen des Betriebshof Niederschönhausen
Reko-Arbeitswagen 4508 mit Lore G107

Östlich des Betriebshofes III errichtete die Heimstätten-Gesellschaft der BVG Wohnungen für Betriebsangehörige. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Wagenhalle und das zweistöckige Verwaltungsgebäude durch Bombentreffer schwer Beschädigt.

 Wiederaufbau der Wagenhalle in Niederschönhausen in den 1950er Jahren
Wiederaufbau der Wagenhalle 1950

Die Wiederherstellungsarbeiten dauerten bis in die 50er Jahre, wobei das Dachgeschoss des zweistöckigen kleinen Verwaltungsgebäudes nicht vollständig wieder aufgebaut wurde. In den zweigeschossigen Verwaltungsbau zog 1950 der Betriebsarzt ein.

Betriebshof Niederschönhausen 1960
Betriebshof Niederschönhausen 1960

Nördlich des Gebäudes wurde ein Kulturhaus für die Mitarbeiter eingerichtet. In den 1990er Jahren wurde der Betrieb in Niederschönhausen eingestellt. Die Anlage des Hofes war zu klein geworden um die neuen Straßenbahnen zu rangieren. Bei der Länge der heutigen Straßenbahnzüge muss die Dietzgenstraße mitbenutzt werden. Die davon ausgehenden Beeinträchtigungen für den Straßenverkehr waren nicht zu vertreten.

Zeitzeugen der Deutschen Teilung, Großraumwagen West (links) und Ost (rechts) in Niederschönhausen
Großraumwagen West (links) und Ost (rechts)

Der Denkmalpflegeverein Nahverkehr Berlin nutzt die Anlage heute noch. Die Wagenhalle beherbergt zahlreiche historische Straßenbahnen. Führungen und Ausfahrten der alten Bahnen werden mehrmals im Jahr veranstaltet.

Tatrawagen Typ KT4D auf dem Betriebshof Niederschönhausen 1986
Tatrawagen Typ KT4D 1986

Der alte Straßenbahnhof wird weiterhin betriebsfähig gehalten. In Ausnahmefällen wie Gleis- und Straßenbauarbeiten in Pankow,nutzt die BVG den Betriebshof heute noch.

Autor: Christian Bormann, 10.02.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 30.03.2016

Der Fröbel’sche Kindergarten

In der Dietzgenstraße 49 auf dem Nachbargrundstück des Holländerhaus steht der alte Fröbel’sche Kindergarten. Um 1830 als Sommerhaus gebaut, wurde das kleine Haus von 1908 bis 1931 als Kindergarten genutzt. Die Erziehung der Kinder erfolgte nach den Prinzipien von Friedrich Wilhelm August Fröbel.

Fröbel'scher Kindergarten
Fröbel’scher Kindergarten 1926

Friedrich Wilhelm August Fröbel, am 21. April 1782 in Oberweißbach geboren, war Pädagoge und Schüler von Pestalozzi. Zugleich ist er Begründer des ersten Kindergartens, zuvor gab es lediglich Kinderverwahranstalten. Fröbel erkannte die Bedeutung der frühen Kindheit und entwickelte die Basis der Lern-, Unterhaltungs- und Erziehungssysteme mit denen die heutigen Kindergärten arbeiten. Für die Rettung des Häuschens scheinen die Geldmittel zu fehlen. So steht es seit Jahren versteckt unter einer Bauplane, um den Verfall wenigstens zu verlangsamen.

Fröbel'scher Kindergarten
Fröbel’scher Kindergarten 2015

Fröbel selbst lebte zeitweise in Niederschönhausen, er besaß hier von 1836 bis 1847 ein eigenes Haus. Die historische Aufnahme des Kindergartens entstand um 1910, der Fotograf war Max Skladanowsky. Friedrich Wilhelm August Fröbel starb 1852 in Marienthal.

Autor: Christian Bormann, 23.10.2014
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 06.02.2016

Die Pankower Mühle in Groß Beesten

Bis zum 28. November 1810 herrschte um Berlin noch Mühlenzwang. Das hieß, Pankow, sowie Niederschönhausen, Wedding und Teile von Reinickendorf, mussten ihr Getreide in Pankow mahlen lassen. Diese Aufgabe übernahm ab 1749 zunächst die Windmühle am Mühlenweg bei den Lehmbergen, heute Mühlenstraße. Als der Mahlzwang 1810 aufgehoben wurde, kamen weitere hinzu. So auch die Mühle in der Berliner Straße.

Mühle Pankow Berliner Straße Borckumstraße

Erbauer war 1857 der Müllermeister A. Geiseler, ab 1885 übernahm der Müller Hermann Pape die Mühle. Ihr Standort war das heutige Grundstück Borkumstraße 7 und 8. Um 1902 wurde diese Pankower Mühle verkauft, abgebaut und in Groß Beesten bei Königs Wusterhausen wieder aufgebaut. Das ab- und aufbauen von Mühlen war damals üblich. So war auch die Niederschönhausener Bockwindmühle von Heinrich Pieckenhagen, Charlottenburger-/Ecke Nordendstraße, eine Gebrauchte.

Niederschönhausen Mühle Pickenhagen

Sie gehörte zuvor dem Müller Neumann und stand in der Seestraße. In der Wilhelm-Kuhr-Straße 79, damals noch Spandauer Straße, stand bis 1865 die Mühle von Müller Eduart Pieckenhagen. Im Bürgerpark westlich vom Pavillon war im 18. Jahrhundert noch eine Papiermühle, diese wurde aber durch ein Pankehochwasser zerstört. Neu wieder aufgebaut brannte sie nur wenig später nieder.
In Rosenthal erinnerte noch lange das Gasthaus „Zur Mühle“ an den alten Standort.

Mühle Rosenthal

Auch die Windmühle in Blankenfelde war um 1900 ein beliebtes und weit verbreitetes Postkartenmotiv.

Mühle in Blankenfelde bei Pankow

In Heinersdorf lag die Mühle auf einem kleinen Hügel vor dem Rathausturm, heute als Wasserturm bekannt.

Mühle Pankow Heinersdorf

An der Prenzlauer Promenade/Ecke Treskowstraße befand sich die Mühle von Müller Johan Christian August Kleinau, der hier von 1883 bis 1907 arbeitete.

Pankow Prenzlauer Promenade

Der Standort war schon älter, 1861 brannte hier eine Mühle durch Blitzschlag ab. Die wieder aufgebaute Mühle hielt bis 1863, als sie ebenfalls durch ein Feuer vernichtet wurde. Die Hauptmühle in Buchholz stand in der gleichnamigen Mühlenstraße auf dem Mühlberg seit 1830, bis sie 1902 abbrannte.

Mühle in Buchholz Pankow

Um 1903 wieder aufgebaut blieb sie noch bis 1927 in Betrieb und wurde 1950 abgerissen. Die zweite Buchholzer Mühle befand sich an der Pasewalker Straße, sie gehörte der Familie Krüger und war von 1850 bis 1923 in Betrieb bis sie 1955 ebenfalls abgerissen wurde. Zurück zur Pankower Mühlenstraße. Auf dem Gelände der heutigen Aral-Tankstelle befand sich bis in die 60er Jahre die letzte Pankower Mühle. Trotz Denkmalschutz wurde sie abgerissen, um Parkraum für die ansässige Spedition zu schaffen. Mit einer Geldbuße an den Magistrat von Berlin war das Kapitel Pankower Mühlen nun für immer Geschichte.

Autor: Christian Bormann 16.09.2014
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 06.02.2016

Bilder: historische Aufnahmen