Archiv der Kategorie: Florakiez

Die Zentrale Verteidigungstelle im Bunker Rathaus Pankow

Auf einigen historischen Postkarten ist sie noch zu sehen, die alte Straßenbahnhaltestelle direkt am Eingang vor dem Polizeirevier im Rathaus Pankow.

Eingang mit Haltestelle 1906

Der Eingang ist heute mit einem Granitblock geschlossen und zum Kellerfenster umfunktioniert.

Eingang ehem. Zentrale Verteidigungsstelle Pankow 2017

Durch den historischen Eingang gelangte der Besucher rechtsseitig ins Polizeirevier, welches sich in den Rathausanbau erstreckte, nach links ging es direkt in den Kommandobunker.

Laufgang u. Aktenkammern ehem. Polizeirevier Pankow 2017

Die Bunkeranlage wurde 1942 bis 1943 als Leitstelle eingerichtet. Über dem Keller wurde ein Stahlbetonblock im Hochparterre bis 1 Meter unter die nächste Etage gezogen. 

vermauerte Kellerfenster und vergessenes Zimmer Sowjetische Kommandantur 1950

Zur 750 Jahrfeier Berlins wurden die Fenster zur Straße geöffnet. Der Betonblock und das Zimmer gerieten wieder in Vergessenheit. Die Bunkerdecke wurde erst 2001 vom THW entfernt.

ehem. Bürgermeister von Pankow vor der Bunkerdecke 2001

Seit 2016 wird der Kommandobunker der Zentralen Verteidigungsstelle Pankow entkernt und neu unterteilt um Platz für den Triebwerksraum des neuen Fahrstuhls zu schaffen. Der Kommandoraum an sich ist weitgehend beräumt.

neuer Fahrstuhlschacht im ehem. Kommandobunker der Zentralen Verteidigungsstelle 2017
Zimmerteil des Kommandobunkers der Zentralen Verteidigungstelle 2017
neue Zwischenwand für den Fahrstuhlraum im ehem. Kommandobunker 2017

Vom Inventar der Leitstelle selbst ist nicht mehr viel übrig. Ein paar Leitungen für die Sauerstoffversorgung. 

Reste der Bunkerbelüftung 2017
alte Stromversorgung des Rathauskellers AEG 1903

Alte Panzerriegel mit denen die Splitterschutzplatten an den Fenstern geschlossen wurden. Auch die Notausstiege sind noch zu erkennen.

Riegel für die Splitterschutzplatten der Fenster
Riegel für Splitterschutzplatten am Notausstieg

Im rückwärtigen Teil hängt noch die Fernsprechanlage von Siemens und Halske. Die Vorwahlnummer und die Beschriftung der einzelnen Leitungen sind noch erhalten.

Fernsprechanlage Siemens & Halske 2017
Fernsprechanlage Siemens & Halske

Im alten Polizeirevier hingegen sieht es besser aus. Fast der komplette Zellentrakt ist noch vorhanden. Auch der Hochspannungsraum und der Hinterausgang zum Rathaushof mit Luftschutztür sind erhalten.

Zellentrakt ehem. Polizeirevier 2017

Hinter den 1942 eingebauten Panzertürmen von Max Rieger aus Berlin lagern heute Akten des Bürgeramtes.

Betriebsraum der E-Anlage, Schutztür Max Rieger Berlin 1942

Es war Ende 1944 als Polizeirevier und Kommandobunker zur Zentralen Verteidigungsstelle Rathaus Pankow zusammengefasst wurden. Auch die noch verbliebenen Polizeibeamten der umliegenden Reviere hatten sich hier zu sammeln.

Panzerschutz Max Rieger Berlin N 1942

Jetzt saßen Wehrmacht, Polizei und Landsturm gemeinsam in der Zentralen Verteidigungsstelle. Nachdem Pankow eingenommen war, wurde das Rathaus bis 1950 zur Sowjetischem Kommandantur. 

Zellentrakt ehem. Polizeirevier im Rathaus Pankow

Der Zellentrakt wurde bis zum Oktober 1947 von den Sowjets weiter genutzt. Die letzten offiziellen Insassen waren der Kommandant des Konzentrationslager Sachsenhausen und 15 Angehörige der Wachmannschaft.

Spielecke im Wartezimmer auf dem Rest der Bunkerdecke im Bürgeramt Rathaus Pankow 2017

Die Stahlbetondecke des Bunkers wurde erst 2001 abgetragen. An seiner Stelle befindet sich heute das Wartezimmer vom Bürgeramt Pankow. Im hinteren Bereich befindet sich auf dem Rest des Stahlbetonblock eine höher gelegene Spielecke für Kinder.

Autor: Christian Bormann, 11.12.2017

red.Bearbeitung:

Fotos: Stefan Paubl, Berlin.de, Christian Bormann, Ivonne Hempler, Bezirksamt Pankow

Das vergessene Zimmer im Rathaus Pankow

Im März 2001 gab es eine kleine Sensation im Rathaus Pankow. Ein vergessenes Zimmer unmittelbar rechts vom Foyer. Die Mitarbeiter staunten nicht schlecht, als sie den riesigen Block in Augenschein nahmen. Auf den alten Aufnahmen von 1950 und 1984 sind die Kellerfenster und drei weitere im Hochparterre vermauert. Hinter ihnen befindet sich ein Bunker und eine mehrere Meter dicke Stahlbetondecke.

Vermauerter Keller und vergessenes Zimmer, Sowjetische Kommandantur 1950

In den Jahren 1942 und 1943 wurde im Keller des Rathauses ein Luftschutzbunker angelegt. Der Raum über dem Bunker wurde bis unter die nächste Decke mit Stahlbeton aufgefüllt. Die Kellerfenster vom Bunker und die Fenster darüber wurden zubetoniert.

Noch vermauerte Fassade Rathaus Pankow, 1984

Der Bunker war nicht für die Zivilbevölkerung. Mit Gefängniszellen und Fernmeldeanschlüssen ausgestattet, war er als Leitstelle vorgesehen. Im Kriegsjahr 1944 wurden die aufgelösten Polizeistationen zusammengeführt und gemeinsam mit der Wehrmacht und dem Landsturm in der Zentralen Verteidigungstelle Rathaus Pankow untergebracht.

Restauration 1985 – 1987 Bürgetehre wurde eingesetzt, Fenster im Bunker u. vom Zimmer wurden geöffnet

Die Betondecke erfüllte ihre Aufgabe. Trotz einiger Granattreffer die auch heute noch zu erkennen sind, blieb das Gebäude weitgehend intakt. Nach dem Krieg zog die Sowjetische Kommandantur für fünf Jahre ins Rathaus. Der Bunker und die Zellen wurden von den Sowjets bis zum Kriegsverbrecherprozess am 23. Oktober 1947 genutzt. Danach wurde der mit Beton gefüllte Raum vergessen.

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Geflickter Granattreffer von 1945 im Rathaus 2017

Den Bunker erreichte man aus 3 Richtungen, vom Hof, linksseitig über den Ratskeller oder rechts über den heute verschlossenen Eingang der Polizeistelle. Auf einigen alten Postkarten ist noch die Haltestelle direkt vor dem ehemaligen Fronteingang zur Polizeistelle zu sehen.

Mit Granitblock geschlossener ehem. Eingang Polizei u. Zentrale Verteidigungstelle Rathaus Pankow 2017

Zur 750-Jahrfeier Berlins 1987 stand die große Rathausrestaurierung an. Das vergessene Zimmer wurde 1984 zum ersten Mal wiederentdeckt, als im Rahmen der Fassadenrestaurierung die übermauerten Fenster im Keller und Parterre freigelegt und wieder geöffnet wurden.

Heutige Fassade mit offenem Fenster im Keller u. Wartezimmer 2017

Bei der Rekonstruktion der Frontansicht blieb es. Das Zimmer wurde ein zweites Mal vergessen. Es sollte ganze 30 Jahre dauern, bis das vergessene Zimmer von Rathausmitarbeitern im März 2001 wiederentdeckt wurde.

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Bürgermeister vor dem wiederentdeckten Zimmer 2001

Der Raum war bis auf einen Meter unter die nächste Decke mit einem kompakten Stahlbetonblock aufgefüllt. Auf dem Block lag der Staub von 70 Jahren Geschichte. Inzwischen hatte das Rathaus den 2.Weltkrieg erlebt, die Mauer fallen sehen und die ein oder andere Restauration erfahren.

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Vergessenes Zimmer – Bunkerdecke 2001

Der damalige Bürgermeister lud zum Pressetermin im Rathaus. Die Konstruktion war so gewaltig das es allerhand Technik benötigte, um den Riesen zu bezwingen. Um die Kosten für den Bezirk so gering wie möglich zu halten, wurde aus dem Abriss kurzerhand eine Übung für das Technische Hilfswerk.

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Arbeiter beim Abtragen des Stahlbetons, 2001

Die Reste der Leitstelle im Keller werden seit 2016 umgebaut. Hier entsteht der Triebwerksraum für den neuen Fahrstuhl. Das einst vergessene Zimmer um Rathaus Pankow erfreut sich heute ganz enormer Aufmerksamkeit.

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Teil der Anlage des Kommandobunker der Zentralen Verteidigungsstelle im Rathaus Pankow 2017

Ganze 70 Jahre im Dornröschenschlaf ist es heute das mit Abstand am häufigsten besuchte Zimmer. Es ist der Warteraum des Bürgeramtes. Im Boden befindet sich noch eine gut sichtbare Dehnungsfuge im Belag, hier lässt sich die einstige Blockkante erkennen.

Vergessenes Zimmer mit Rest der Bunkerdecke im Rathaus, heute Wartezimmer Bürgeramt mit Spielecke

Anstelle des Betonblockes sitzen heute die Pankower im Wartebereich des Bürgeramtes. Der Block wurde 2001 nicht in Gänze abgetragen und ist heute noch zu sehen.

Rest der Bunkerdecke vom Boden bis zum Fenstersims – Spielecke 2017

Im Wartebereich befindet sich eine Spielecke. Wer genau hinschaut, erkennt die Stufen und das ebenerdige Fenster. Es ist der letzte historische Rest der Bunkerdecke.

Autor: Christian Bormann, 03.12.2017

red.Bearbeitung: Martina Krüger

Bilder: Christian Bormann, Ivonne Hempler, Bezirksamt Pankow Bundesarchiv,

Die „Alte-Fritz-Linde“ in der Pankower Mühlenstraße

In Pankow gab es Ende des 19. Jahrhunderts mehrere berühmte Naturmarken. Zu den bekanntesten gehörten die „Königseiche“, die  „Rübezahl-Fichte“  und die „Alte-Fritz-Linde“ in der Mühlenstraße.

 

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Alte-Fritz-Linde, Verlag Fr. Salis, 1902

 

Der Verlag Friedrich Salis in der Pankower Schulstraße hatte alle drei Bäume auf seinen Ansichtskarten. Ihren Namen erhielt die „Alte-Fritz-Linde“ auf dem gleichen Weg wie die „Rübezahl-Fichte“.

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Rübezahl-Fichte, Verlag Fr. Salis, 1898

Es war ein verwachsener Aststumpf an der Linde, in dem die Pankower das Antlitz des „Alten Fritz“ erkannten. Wer sich die Ansichtskarte etwas genauer anschaut, erkennt hinter der Linde die Werbung von Anton Ringel für sein Restaurant „Bellevue“ in der Breiten Straße.

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Königseiche, Verlag Fr. Salis, 1900

Alle drei Naturmarken gehörten zum festen Standardrepertoire von Friedrich Salis. In Pankow gab es zur Jahrhundertwende Dutzende solcher kleinen Verlage und Fotografen. Auch andere Verlage hatten diese bekannten Pankower Bäume in ihrem Programm.

Autor: Christian Bormann, 06.02.2016
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 06.02.2016

Manege frei für den Weltmeister der Schwertschlucker und den König der Joungleure

Die Bühne war ihr Leben. Der Weltmeister im Schwertschlucken Paul Widowski und der berühmteste Deutsche Joungleur-König Alfred Wolf, genannt „King Repp“, sind heute fast vergessen. Widowski und Wolf waren echte Weltenbummler, zu ihrer Heimat jedoch machten sie Pankow.

pankowerchronik.de
Weltmeister der Schwertschlucker Paul Widowski

Im Berliner Adressbuch von 1930, so recherchierte es Willy Manns, ist Paul Widowski mit der Wohnanschrift Kaiser-Friedrich-Straße 68 angegeben. Die damalige Kaiser-Friedrich-Straße ist die heutige Pankower Thulestraße.

pankowerchronik.de
König der Joungleure Alfred Wolf, alias „King Repp“

Der 1898 geborene Alfred Wolf war der König der Joungleure. Die Bühne war seine Welt. Als „King Repp“ verzauberte er sein Publikum. Im Jahre 1930 wirkte er mit seiner Artistennummer am UFA-Film „Die letzte Kampagne“ mit. Bis in die späten 1950er Jahre ging er noch auf Tournee in die ganze Welt. Seine Heimat fand er 1944 in Berlin-Buchholz. Hier richtete er sich den Viktoriagarten in der Pasewalker Straße als Varieté ein.“King Repp“ starb 1968 und wurde auf dem Bucholzer Friedhof beigesetzt.

pankowerchronik.de
Präsident der Internationalen Artistenloge, Max Buldemann

Als Präsident der Internationalen Artistenloge soll auch der am 21.Januar 1868 geborene Max Buldemann nicht unerwähnt bleiben. Buldemann reiste nach Amerika, wo er verschiedene Berufe ausübte. Schnell verschlug es ihn zum Varieté. Unter dem Künstlernamen Max Berol-Buldemann begeisterte er als Hellseher, Rechenkünstler und Illusionist. Als wohlhabender Mann kehrte er 1901 nach Pankow zurück. In seiner Zeit als Präsident der Internationalen Artistenloge gründete er den 1. Gewerkschaftlichen Artistenverband. Bis zu seinem Tod am 25.März 1930 Wohnte Max Buldemann in der Florastraße 31. Sein Ehrengrab vom Land Berlin befindet sich auf dem Friedhof Pankow III.

Autor: Christian Bormann 23.09.2015
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2013

Dralowid-Werk Berlin-Pankow

Der ehemalige Industriekomplex Flora-/ Ecke Gaillardstraße ist vielen Pankowern noch als Werk des VEB Elektrokeramik bekannt. Fast vergessen hingegen ist der Vorgänger. Die 1921 gegründete Steatit AG betrieb hier ihr 1926 gegründetes Dralowid-Werk Berlin Pankow.

Dralowid Pankow
Dralowid Firmenlogo

Zur Steatit AG gehörte auch die Firma Ernst Hildebrandt. Hildebrandt war spezialisiert auf die Herstellung von keramischen Gasglühlicht-Artikeln und saß schon seit 1894 in der Florastraße 8. Dralowid war führend in der Herstellung drahtloser Widerstände.

Dralowid Pankow
Dralowid-Werk Pankow um 1930

Die Palette der elektrotechnischen Erzeugnisse von Dralowid ist schier endlos.
Beispiele sind das Dralowid-Radio der Dralowid-Projektor das Dralowid-Hochleistungsmikrophon und die Draloston-Schallplatten.

Dralowid Pankow
Dralowid Hochleistungsmikrophon

Neben dem Werk in Pankow gab es ein weiteres in Teltow bei Berlin. Es gab sogar eine eigene Zeitung, die monatlich erschien. Auf einem Plakat zur Funkausstellung 1933 in Berlin wirbt die Firma selbstbewusst für sich.

Dralowid Pankow
Plakat zur Funkausstellung 1933 Berlin

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erweiterten die Dralowid-Werke 1939 ihre Produktpalette. Jetzt gehörten auch Rüstungsgüter wie Eisenkerne für Funkmesseinrichtungen und die späteren  V-Waffen aus Peenemünde dazu.

Dralowid Pankow
Dralowid-Zeitung

Am 12. März 1945 wurde das Dralowid-Werk Pankow Ziel eines schweren Luftangriffes. Zahlreiche Häuser in der Flora- und Gaillardstraße wurden dabei zerstört. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fiel die Streatit AG an die Sowjets. Aus dem Dralowid-Werk Teltow wurde 1952 das Werk für Bauelemente und Nachrichtentechnik. Hier begann die DDR ihre Forschung an der Halbleitertechnik.

Dralowid Pankow
V-2 Fernrakete A4

Das Dralowid-Werk Pankow wurde zum VEB Elektrokeramik und produzierte fortan Schaltgeräte und Hochfrequenztechnik.

Autor: Christian Bormann 13.02.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 10.04.2016

Pankow – Die vergessenen Bahn-Depots

Zu den längst in Vergessenheit geratenen Bahn-Betriebshöfen in Pankow zählen wir folgende:

– Depot der Großen Berliner Pferde Eisenbahn, Berliner Straße
– Pferde-Eisenbahn-Depot Buchholz, Gravensteinstraße
– 1. Depot Siemens & Halske Brehmestraße
– 2. Depot Damerowstraße der BESTAG

Pferde-Omnibus in Französisch Buchholz
Pferde-Omnibus Buchholz

Mit dem Pferde-Omnibus nahm der Berliner Nahverkehr sein Anfang.
Bereits seit 1854 gab es den „Gelben Pferde-Omnibus“ zwischen Pankow und Berlin. Die Strecke verlief zwischen Pankow und Schönhauser Tor.
Die von verschiedenen Firmen betriebenen Pferde-Omnibus-Unternehmen schlossen sich 1868 zur „ABOAG“ zusammen.

Pferde-Eisenbahn vor dem Depot Gravensteinstraße in Französisch Buchholz
Pferde-Eisenbahn Buchholz

Ab 1874 wurde der Pferde-Omnibus auf der Strecke Pankow und Schönhauser Tor durch die Pferde-Eisenbahn ersetzt. Hierzu gehörte der längst vergessene Betriebshof 3 der Berliner Pferde-Eisenbahn. Berliner-/ Ecke Borkumstraße.

Betriebshof 3 der Großen Berliner Straßenbahn in Niederschönhausen
Hof III der Großen Berliner Elektrischen Straßenbahn Niederschönhausen

Die Bezeichnung Betriebshof 3 ging dann an den 1901 eröffneten Betriebshof der Großen Berliner Elektrischen Straßenbahn in Niederschönhausen über.

Betriebshof der ersten elektrischen Straßenbahn Siemens und Halske Brehmestraße Pankow
Straßenbahn-Depot Siemens & Halske Brehmestraße

Im Zuge der Elektrifizierung der Pferdeeisenbahn fuhr die erste elektrische Pankower Straßenbahn, die sogenannte „Siemensbahn“ zwischen Pankow und Wedding. Die Firma Siemens & Halske betrieb seit 1895 Pankows ersten Betriebshof für elektrische Straßenbahnen in der Brehmestraße 21-22.

Betriebshof der BESTAG in der Damerowstraße Pankow
Straßenbahn-Depot BESTAG Damerowstraße

Hier befanden sich bis zur Schließung im Jahre 1901 die Wagenhalle, sowie Schmiede, Reparaturwerkstatt, Kraftstation und Kohleschuppen. Das Bahn-Depot in der Brehmestraße wurde schnell zu klein und 1901 geschlossen.

Triebwagen der Siemensbahn in der Kreuzstraße Pankow
Siemens-Bahn in der Kreuzstraße

Siemens & Halske errichtete den zweiten Pankower Straßenbahnhof in der Damerowstraße 9 – 13. Dieser wurde dann von der BESTAG bis 1930 geführt. Auf dem Grundstück entstand 1936 ein Wohnblock. Seltene historische Aufnahmen zeigen die Siemensbahn in der Kreuzstraße Pankow.

Siemensbahn in der Kreuzstraße Pankow
Siemens-Bahn in der Kreuzstraße

Buchholz sollte sich noch etwas gedulden bis zur Elektrifizierung seines Nahverkehrs, aber auch hier wurde der Pferde-Omnibus schon früh durch die Pferde-Eisenbahn ersetzt. Das Bahn-Depot befand sich in der Gravensteinstraße.

Große elektrische Berliner Straßenbahn in der Blankenburgerstraße  in Pankow Niederschönhausen
Große Berliner Elektrische Straßenbahn in der Blankenburger Straße

Auf dem letzten Bild ist die Große Berliner Elektrische Straßenbahn in der Blankenburger Straße zu sehen. Der Betriebshof 3 der Großen Berliner Straßenbahn in Pankow-Niederschönhausen stellt ein eigenes Kapitel für sich dar, und ist heute sehr bekannt.

Autor: Christian Bormann, 08.02.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 30.03.2016

Pankow feiert 750 Jahre Berlin und 220 Jahre Schönholz

Anlässlich der 750-Jahrfeier Berlins gab es in Pankow wieder einen Festumzug in alter Tradition. Pankow war im 19. Jahrhundert bekannt für seine pompösen Umzüge. Die bekanntesten waren der Umzug der Raschmacher Innung zum Fliegenfest in die Schönholzer
Heide und die Umzüge der Schützengilden.

750 Jahre Berlin und 220 Jahre Schönholz 1987 in Pankow, Berliner Straße

Ihren letzten großen Umzug sahen die Pankower Anfang der 1920er Jahre, denn schon 1924 löste sich die Innung der Raschmacher auf. Es sollte mehr als 60 Jahre dauern bis Pankow an diese Tradition anknüpfte. Pankow beging gleich drei Geburtstage zugleich,denn neben der 750 Jahrfeier Berlins galt es auch 220 Jahre Schönholz und 130 Jahre Pankower Wochenmarkt zu feiern.

750 Jahre Berlin und 220 Jahre Schönholz 1987 in Pankow, Berliner Straße

Berlin und Schönholz wurden offiziell gemeinsam gefeiert. Das beweist ein Wimpel. Das Stück befindet sich in der Sammlung des Museums Pankow. Der Wimpel ist weiß und grün gerändert.

750 Jahre Berlin und 220 Jahre Schönholz 1987 in Pankow, Berliner Straße

Die Inschrift lautet: „750 Jahre Berlin – 220 Jahre Schönholz“. Zwischen den Inschriften ist eine stilisierte Abbildung des sowjetischen Ehrenmals Schönholz zu sehen.
Im Umzug selbst stellten die Pankower mit prächtigen Kostümen, Kutschen und Kulissen ihre historische Vergangenheit bis zur Gegenwart dar.

750 Jahre Berlin und 220 Jahre Schönholz 1987 in Pankow, Berliner Straße

Wir möchten die einzigartigen Bilder von Helmut Alber kurz beschreiben. Auf Bild 1 stellt sich Pankow als Teil Berlins vor, auf Bild 2 ist der Kaufvertrag für Pankow dargestellt. Auf dem Banner steht: „Pankow 1370 Kaufvertrag 100 Mark Silber“.

750 Jahre Berlin und 220 Jahre Schönholz 1987 in Pankow, Berliner Straße

Als nächstes folgt Bild 3, zu sehen ist ein Heißluftballon der hinter einer Kutsche hergezogen wird. Mit dieser Kulisse erinnert Pankow an einen der ersten Ballonflüge der Welt. Jean Pierre Blanchard startete 1788 vom Exerzierplatz im Tiergarten und landete in Karow, wo heute noch der Ballonplatz an seine Landung erinnert.

750 Jahre Berlin und 220 Jahre Schönholz 1987 in Pankow, Berliner Straße

Bild 4 stellt die Traditionsumzüge der Schützengilden durch Pankow dar. Das 130-jährige Jubiläum des Pankower Wochenmarktes, hier auf Bild 5, durfte nicht fehlen. Bild 6 zeigt die Pankower Bauern die mit ihrer Landwirtschaft den Bezirk geprägt haben. Auf dem Gesellschaftsportrait Bild 7 ist im Hintergrund die Werbung des Pankower Maschinenbauers „Niles“ an der S-Bahnbrücke zu sehen.

750 Jahre Berlin und 220 Jahre Schönholz 1987 in Pankow, Berliner Straße

Womit wir in der jüngeren Vergangenheit angekommen sind. Ein riesiger Roboter rollt im Festumzug auf der Berliner Straße mit. Diese beeindruckende Kulisse steht für den Pankower Werkzeug und Maschinenbauer „Niles“ in der Hadlichstraße.

750 Jahre Berlin und 220 Jahre Schönholz 1987 in Pankow, Berliner Straße

Beim Betrachten der Bilder lässt sich erahnen, wie die Festumzüge im alten Pankow aussahen. Leider scheiterten alle Versuche, das Fliegenfest wiederzubeleben. So zieht es die Pankower alle Jahre wieder zum Fest an der Panke und eine Woche später zum Rosenthaler Herbstfest.

Autor: Christian Bormann, 01.02.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 30.03.2016

Bilder: Privatarchiv Helmut Alber

Das Baginski-Imperium

Leo Maximilian Baginski genannt Max Baginski wurde am 7. Juni 1891 in Kolmar als eins von sieben Kindern des Bauunternehmers Nikolaus Konstantin Baginski und dessen Frau Constantia geboren. Max Baginski war Erfinder und begnadeter Werbefachmann.

Fabrikkomplex von Leo Maximilian Baginski Hiddenseestr.10 Pankow

Baginski absolvierte seine Kaufmännische Lehre in Berlin. Im Anschluss trat er 1908 in die Firma „Scheik und Gladow“ ein. Hier gelang ihm seine erste Erfindung, ein universaler Flaschenverschluss. Bereits nach einem halben Jahr kündigte Baginski und gründete zur Verwertung seines Patents eine eigene Firma, die spätere „ETA Chemisch-Technische Fabrik GmbH“.

ETA Pankow, Nasenforme

Schon 1912 übernahm Baginski die Heilmittelfabrik „Dr. Ballowitz & Co“.
Nach seinem Russland-Einsatz als Soldat im 1. Weltkrieg ernannte ihn der Prinz von Thurn und Taxis im Jahre 1919 zum Geheimen Komissionsrat. Er heiratete 1920 Katharina Stanke und wurde Vater von drei Töchtern. Neben der „Spalttablette“ erfand Max Baginski auch den „Punktroller“. Diese Erfindung verschaffte ihm 1925 das Kapital zum Erwerb eines großen Firmengeländes in Pankow.

Reklame, Dr. Ballowitz & Co Pankow

Hier saßen jetzt die Tochterunternehmen „ETA“ Borkumstraße 2 und „Dr. Ballowitz & Co“ Arkonastraße 3. Baginski konnte 1931 den Serologen Prof. Dr. Med. Hans Much als Partner gewinnen. Die dritte Firmentochter war geboren. Die „Prof. Dr. Med. Much’sche Präparate GmbH“ Borkumstraße 2. Die „Much’sche GmbH“ wurde 1934 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Reklame, Pro. Dr. Med. Much'sche Präparate Pankow

Zum Baginski-Imperium gehörte auch die Tochtergesellschaft „Titus Chemisch-Pharmazeutische Fabrik“ Hiddensee Straße 10. Nach dem II. Weltkrieg wurde Max Baginski von den Sowjets enteignet und im ehemaligen KZ Buchenwald interniert.

Reklame, Tittus Chemisch-Pharmazeutische Fabrik Pankow

In Buchenwald legte er das Gelübde ab, im Falle seines Überlebens eine Kirche zu bauen. Baginski überlebte Buchenwald und kam im August 1948 frei. Max Baginski erfüllte sein Gelübde und baute eine Kirche nebst Pfarrhaus. Sein Firmenimperium baute er in West-Deutschland wieder auf.

Autor: Christian Bormann 29.12.2014
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 30.03.2016

Parfümfabrik W. Reichert Pankow

Zum Wandel vom Dorf Pankow zum wohlhabenden Vorstadtbezirk trugen nicht nur Größen wie die Borsig Elektrizitätswerke bei. Eine Vielzahl kleinerer Unternehmen und Fabriken leistete einen nicht unerheblichen Beitrag zu dieser Entwicklung. Neben der Berliner Wagenachsenfabrik und der Karosseriefabrik der Gebrüder Wienicke hatten auch kosmetische Chemiefabriken und Hersteller orthopädischer Artikel ihren Anteil am Wohlstand von Pankow.

Reklame,E.Reichert's Rosaderma

Zu jenen Vorzeigeunternehmen des 19. Jahrhunderts gehörte ab 1884 auch die Parfümfabrik W. Reichert in der Schulzestraße 29-34. Beliebte Artikel waren „Reichert’s Rose-Pon-Pon“, „Rosaderma“ und „Carneval-Schminken“.

Reklame,E.Reichert's Rosaderma

Die Fabrik zog 1917 in die Berliner Straße 16 um. In den 20er Jahren gehörte das Feinmachen der Damen zum guten Ton. Zahlreiche Tanz-Bälle und Festlichkeiten, wie sie gerade für Pankow bekannt waren, boten Gelegenheit, sich vom Alltag abzulenken.

Reklame,E.Reichert's Carneval-Schmiken

Reicherts Schminken und Puder waren in aller Munde.
Ab 1936 wechselte die Fabrik erneut ihren Standort. W. Reicherts Parfümfabrik arbeitete fortan in der Bornholmer Straße 7 weiter.

Reklame W.Reichert's Pankow Rosaderma Hautcréme

Autor: Christian Bormann 28.12.2014
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 30.03.2016

Der verbotene Pankower Adler

Zur Einweihung des Rathaus Pankow am 18. April 1903 krönte ein prächtiger preußischer Adler das Gebäude, hoch oben breitete er seine mächtigen Schwingen über Pankow aus. Es finden sich auch Quellen, in denen er als Brandenburger Adler beschrieben wird.

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Nachbildung des Rathausadlers

Die Gebäudespitze des Rathaus ist heute noch mit einer Reichskrone geschmückt. Der preußische Adler hingegen überstand den 2. Weltkrieg nicht. Offiziell heißt es, dass er eingeschmolzen wurde.

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Rathaus Pankow mit Adler 1906

Andere Quellen legen nahe das es eine sowjetische Spezialeinheit war mit dem Auftrag Wert- und Kunstgegenständen als Reparation zu beschlagnahmen.

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Gipsmodel der Adlerkopie

Bei der Umgestaltung der Rathausfassade zur sowjetischen Kommandantur wurde er von seiner Sandsteinkugel heruntergebrochen.

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Turmspitze mit preußischer Reichskrone 2017

Das Rathaus Pankow wurde mehrmals restauriert, aber an der Wiederherstellung eines preußischen Adlers war die DDR-Führung nicht interessiert.

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Sowjetische Kommandantur ohne Adler 1950

Erst 1989, als der rote Anstrich Ostdeutschlands blätterte, wurde eine Kopie des Adlers hergestellt. Der Künstler Achim Kühn fertigte die Kupferarbeit an.

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Ehem. Hochsitz der Adlerfigur 2017

Zum 100-jährigen Geburtstag des Rathauses wurde der preußische Aar, wie er auch genannt wird, vom 29. April bis zum 26. Oktober 2003 in der Empfangshalle des Rathauses ausgestellt.

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Sicht auf die Sandsteinkugel und den Anker des Adlers

Angeblich wegen Differenzen zwischen Auftraggeber und Künstler scheiterte der Versuch, den Adler wieder auf seinen angestammten Platz zu setzen.

Vielen Dank für die Unterstützung durch das BA Pankow.

Autor: Christian Bormann,12.11.2014, 19.11.2017

technische Leitung: Nadine Kreimeier

Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 30.03.2016

Bilder: Christian Bormann, Ivonne Hempler, Guido Kunze, Pressestelle BA Pankow, Berlin.de,