Hotel Wilhelmshof an der Kaiser-Wilhelm-Straße

Das Hotel Wilhelmshof wurde 1905 an der Kaiser-Wilhelm-Strasse Ecke Eichenstraße erbaut. Heute lautet die Postanschrift Dietzgenstraße 59. Im Vorderhaus befand sich das Restaurant Wilhelmshof mit Ballsaal und Biergarten.

Biergarten vom Hotel und Restaurant Wilhelmshof

Das Restaurant verfügte neben dem Ballsaal und Biergarten noch über eine Kegelbahn im Anbau. Anbau, Kegelbahn und Ballsaal existieren heute noch. Links vom Restaurant befand sich der Hauptaufgang zu den Apartments.

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24.07.1917 Hotel Wilhelmshof mit Außenanlage

Ein langer, links und rechts von dezentem Stuck verzierter Treppenaufgang, gekrönt von einem schmiedeeisernen Jugenstilleuchter empfing die Hotelgäste.

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Hotel und Restaurant Wilhelmshof

Auf dem ersten Hof in der heutigen Dietzgenstraße 59 steht der einstöckige Originalanbau für den erweiterten Tanzsaal und einer der 4 Kellerzugänge. Rechts vom Restaurant in der Eichenstraße befand sich der Eingang für die Bediensteten. Sie hatten ihre eigenen kleinen Angestelltenwohnungen im Seitenflügel. Diese erreichteten sie über den zweiten Hof.

Postkarte aus dem Wilhelmshof

Bis in die 1930er Jahre befand sich gegenüber dem Hotel der letzte große Dorfteich. Der Teich am Friedensplatz wurde schon beim Neubau der heutigen Kirche mit den Trümmern der alten Kirche zugeschüttet.

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Postkarte vom Hotel um 1936

Das Hotel befand sich am zentralen Wintersportplatz in Niederschönhausen. In der Buchschen Heide wurde im Winter gerodelt und keine 50 Meter vor dem Hotel traf man sich zum Schlittschuhlaufen.

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ehem. Hotel Dietzgenstraße 59

Zwischendurch begaben sich die Wintersportler rüber zum Restaurant Wilhelmshof. Hier erholten sich Jung und Alt je nach Alter bei einer heißen Schokolade oder einem heißen Grog.

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ehemaliger Ballsaal Wilhelmshof

Das Restaurant wurde, wie damals üblich, auch an Vereine vermietet. Vereinsstammtische, Kinovorführungen und Kegelbahnen gehörten in jede gute Restauration in Pankow.

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Dienstbotenaufgang Ecke Eichenstraße

Die Vereine hielten hier ihre zahlreichen Feste und Bälle ab. Im 2. Weltkrieg hielt das Hotel den Betrieb aufrecht. Es entstand eine Rivalität zwischen dem „Sanssouci“ am Betriebshof Niederschönhausen und dem Wilhelmshof.

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Blick vom Dorfteich auf das Hotel Wilhelmshof 1937

Es heißt, im Wilhelmshof verkehrten die Pankower Handwerker und im Sanssouci die Nationalsozialisten. Im Gegensatz zum Sanssouci überstand der Wilhelmshof den 2. Weltkrieg.

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Blick auf das Hotel vom ehem. Dorfteich 2017

Beide Restaurants verfügten über große Luftschutzbunker. Das Sanssouci wurde 1945 beim Fliegerangriff zerstört, der Bunker liegt heute unter der Wiese. Anders im ehemaligen Hotel Wilhelmshof.

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Bleikristallleuchter im Ballsaal 2017

Weitgehend verschont geblieben von den Luftangriffen wurde das Hotel aufwendig umgebaut. Auch heute erinnern noch jede Menge erhaltes Inventar sowie zahlreiche Leuchter und Schilder im Haus an den Charme des Gründerzeithotels.

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Foyer Hotel & Restaurant Wilhelmshof

Keine zwei Meter hinter dem Hotelkomplex verläuft heute der Kreuzgraben parallel zur rückwärtigen Außenmauer. Die Räumlichkeiten der alten Kegelbahn im Keller befinden sich direkt auf Grabenhöhe. Wenn die kleinen Fensterverschläge des Kellers geöffnet sind, ist das plätschern des Kreuzgrabens zu hören.

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Luftschutzbunker Dietzgenstraße

Die riesige unterirdische Luftschutzanlage unter dem Wilhelmshof wurde nach dem Krieg parzelliert, um Platz für Kellerräume zu schaffen. Die Wandbeschriftungen sind heute noch zu lesen. In den 1950er Jahren wurde aus dem Hotel ein Wohnhaus.

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Eisbahn auf dem Dorfteich am Wilhelmshof

Der Teich verschwand schon in den 1930er Jahren. Geblieben ist nur der der kleine Kreuzgraben, der sich unter der Kreuzung und dann am ehemaligen Hotel vorbei schlängelt. Das Restaurant Wilhelmshof gab es weiter. Zu seiner Zeit legendär waren auch die Gärtnerbälle.

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Dorfteich Niederschönhausen

Wie schon am ersten Tag der Eröffnung den Besucher, so empfangen auch heute noch beide originale stählerne Außentüren mit ihren Jugendstilelementen den Mieter. Der Innenschmuck des Hauses ist weitgehend im Original erhalten.

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Besuchereingang Hotel Wilhelmshof

Links vom Haupteingang befanden sich eine Drogerie sowie ein Kolonialwarenhandel. Seit März 2007 sitzt hier der Versicherungsmarkler Sven Feder.

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ehem. Drogerie, heute Versicherungsmakler Sven Feder

Der Gastronomiebetrieb Wilhelmshof existierte bis 1971. Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass hier leichte Mädchen verkehren. Beim Streit um die Damen bekamen die DDR-Grenzsoldaten regelmäßig die Hucke voll.

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Haupteingang im Hotel

Das wollte sich die Obrigkeit nicht länger ansehen und so wurde der der Gastronomiebetrieb kurzerhand dicht gemacht. Um auch ja keinen Zweifel an der Marschrichtung zuzulassen, wurde das Objekt des Aufsehens jetzt zur Bildungsstätte.

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Appartements im Vorderhaus

Von 1974 bis 1994 befand sich in dem ehemaligen Vergnügungstempel eine Stadtbibliothek. Im Dezember 1999 eröffnete das Ballhaus wieder. Ehrengast war eine 105-jährige Dame, die hier als junge Frau ihren Mann kennen lernte.

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Historischer Originalleuchter von 1905

Heute sind das Restaurant, der Ballsaal und die Kegelbahn verwaist. Das enorm große Objekt findet einfach keinen Betreiber. Die Appartements sind heute Mietwohnungen und erstrahlen mit ihrem originalen Stuck und den Parkettböden im ursprünglichen Glanz.

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erhaltene Stuckkassetten

Als Mieter im ehemaligen Hotel Wilhelmshof an der Kaiser-Wilhelm-Straße war es mir ein ganz besonderes Anliegen, die Geschichte meines Hauses zu erzählen.

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Dienstbotenaufgang Eichenstraße

Leider sind historische Aufnahmen oder gar Papiere von diesem Objekt äußerst selten. Wer historische Aufnahmen der Dietzgenstraße 59 besitzt oder findet, möchte sich bitte bei uns melden.

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Seitenflügel, links Dienstbotenwohnung

Allein in Niederschönhausen gibt es noch ein Dutzend solcher Restaurationen. Da wären zu Beispiel der Carlshof und das Bismarck am alten Wochenmarkt Niederschönhausen an der Waldstraße.

Autor: Christian Bormann, 26.06.2017

red.Bearbeitung: Martina Krüger, 30.06.2017

Bilder: Christian Bormann, historische Postkarten

 

Carl Maria von Weber in Pankow

Anlass für diese Geschichte ist ein kleiner, unscheinbarer Sockel. Genauer gesagt sind es zwei. Den zweiten kleineren Sockel konnte ich bei meinen Recherchen „Auf den Spuren von Schloss Schönholz“ zuordnen.

Das „Rettschlagtor“ empfing seine Gäste an der Hermann-Hesse-Straße, damals Bismarckstraße. Dahinter befand sich das ehemalige Gutshaus Schloss Schönholz. Hans Rettschlag betrieb hier seine Gastwirtschaft nebst erweitertem Tanzsaalanbau. Später stand hier das heute versunkene Heide Theater.

„Rettschlagtor“ 2017, heute rückwärtige Einfahrt vom Paul-Zobel-Sportplatz

Für die Geschichte habe ich mich mit meinem Bekannten, dem Künstler Christian Badel in der Schönholzer Heide verabredet. Ich schätze seine kolorierten Zeichnungen sehr. Die Kinderillustrationen ebenso sehr wie die historischen Pankower Ansichten. So verabredeten wir uns kurzerhand zu dieser und weiteren Geschichten.

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Rätselhafter Sockel am Heide Theater

Hinter dem Retschlagtor liegt das Heide-Theater und an seinem Foyer steht noch der mächtige Sockel einer überlebensgroßen Statue. Als Jugendlicher habe ich mich geradezu unter der Schönholzer Heide durchgewühlt. Bis Ende 2016 gelang es mir nicht, die fehlende Plastik zu bestimmen.

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Kleiner Pokalsockel der Schützengilde vom Schloss Schönholz 2017

Anders verhielt es sich bei dem zweiten, weitaus kleineren Sockel. Diesen konnte ich als Überrest des einstig als Schützenhaus genutzten Gutshauses Schönholz identifizieren. Altersbestimmung des Sockels und ein archivierter Zeitungsausschnitt machten es möglich. Auf dem Sockel, der im rückwärtigen Garten stand, befand sich noch bis in die 1940er Jahre ein Schützenpokal aus Steinzeug.

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Carl Maria von Weber-Plastik in der Schönholzer Heide

Im Februar 2017 traf ich mich mit dem Freundeskreis der Chronik Pankow e.V. zu einer Begehung in der Heide. Inhalt des Treffens war ein Gedankenaustausch anlässlich ihrer aktuellen Ausstellung über die Schönholzer Heide.

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Weberdenkmal vermutlich zur Einweihung

Es war Frau Mach vom Freundeskreis der Chronik Pankow die mich darauf hinwies, dass es sich einst um die Statue von Carl Maria von Weber handelte. Frau Mach war es auch, die mir diese historischen Aufnahmen gab. Sie selbst war als junge Frau Gast im einstigen Freilichttheater. Meine Neugier war geweckt.

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Weber-Sockel Christian Badel 25.06.2017

Und tatsächlich wurde ich in den Sammlungen der Deutschen Weber Stiftung fündig. Der am 18. oder 19.11.1786 in Eutin geborene Komponist, Dirigent und Pianist Carl Maria Friedrich Ernst von Weber war in Pankow. Das geht aus den Reise-Briefen Webers hervor.

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Historische Nachillustration Christian Badel 25.06.2017

In tagebuchähnlichen Eintragungen heißt es beispielsweise: „Sonntag 28. Juni 1812 Berlin, Pankow“ – nach Pankow zu Jord. Fried. gefahren, – mit Jettchen angezettelt, Kutscher Trinkgeld

Oder an anderer Stelle: „Mittwoch 22. Juli 1812 Berlin, Pankow“ – Mittag zu Hause, -Nachtische nach Pankow zu Kielemann und Hellwigs morgenden Geburts. gefeiert, gesungen, gespielt der arme Fuchs um 2 Uhr nach Hause fuhre.

Im Zusammenhang mit dem einstiegen Heidetheater stand Weber hier wohl goldrichtig. Frau Mach erzählte weiter, dass sich im Nachlass des Bildhauers eine Miniatur der Weber-Statue befand. Die Deutsche Weber Stiftung lehnte den Ankauf seiner Zeit ab. Der weitere Verbleib der Miniatur ist nicht bekannt.

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Christian Badel beim zeichnen des Weber-Sockels

Vielen Dank Christian für den schönen Nachmittag und die historische Illustration der Geschichte.

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Christian Badel (links), Christian Bormann (rechts) Juni 2017 Schönholz

Link zum Beitrag von Christian Badel

https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=1520016371394614&id=100001587964267

 

 

Video 22: Dreharbeiten mit der Drohne zum Dreiteiler Schönholzer Heide im April 2017.

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https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=1419531424784145&id=954046311332661

Autor: Christian Bormann, 05.06.2017

red.Bearbeitung: Martina Krüger, 26.06.2017

Illustrationen: Christian Badel, 25.06.2017

Fotos: Christian Bormann, Christian Badel, Jutta Mach (Freundeskreis der Chronik Pankow e.V.), Museum Pankow

Vergessene Berliner Wappenbären in Pankow

Im April dieses Jahres meldete sich Frau Christa Junge vom Verein Berliner Bärenfreunde e.V. bei mir. Bei Recherchen zur Rettung des Berliner Bären der Feuerwache am Fischerkiez stieß der Verein auf unsere Geschichte vom Trauzimmer im Rathaus Pankow. Auch das Trauzimmer stammte aus dem Fischerkiez.

Vereinspublikation Nr. 67 II. Quartal 2017

In der Ausgabe: „Der Berliner Bär“, Mitteilung des Vereins der Berliner Bärenfreunde e.V. Nr. 67, II. Quartal 2017 steht die Geschichte unter dem Titel: „Berlin Bär aus der Feuerwache von Ludwig Hoffmann, Fischerkiez 5 gerettet“.

Textauszug, Berliner Bärenfreunde e.V.

Die Bilder zeigen den Artikel auszugsweise. Der Verein der Berliner Bärenfreunde e.V. hat sich der Bewahrung und der Suche von Berliner Wappenbären verschrieben. Alle erfassten Bären finden sich in der Berliner Bärenliste wieder, dessen Hüter der Verein ist.

Textauszug Rathaus Pankow

Die Idee und der Verein hatten sofort mein Unterstützung. Vergessene Berliner Wappenbären in Pankow. Ich musste nicht lange überlegen. Als erstes fiel mir die Kartusche mit dem Wappenbär an einem alten Haus ein.

Kartusche mit Berliner Wappenbär

Auf dem Weg zu meinem Onkel steht in der Schlossallee 5 ein altes Wirtschaftsgebäude. Heute als Wohnhaus genutzt, war der ursprüngliche Zweck ein amtlicher. Das Gebäude war Teil des großen Krankenhauses Pankow an der Galenusstraße. Nur wenige Meter hinter dem Gebäude verläuft die Panke, auf ihrer Gegenseite befindet sich das ehemalige Gemeindekrankenhaus Pankow.

Eingang Schlossallee 5

Die Ziergitter vor den Fenstern links und rechts vom Eingang zeigen noch die Nutzung als gesicherte Kassenräume. Über dem Portal hängt die vergessene Kartusche mit dem Berliner Wappenbär.

Gemeindekrankenhaus Pankow, Wirtschaftsgebäude Schlossallee 5

Seit dieser kleinen Begegnung bin ich jetzt auf Bärenjagd. Wo immer ich an alten Gebäuden eine ehemals amtliche Funktion vermute, mache ich mich auf die Suche nach Stuckelementen wie Kartuschen oder kleinen Bärenfiguren im Fassaden- oder Hausflurschmuck.

Gemeindekrankenhaus Pankow, 1905

Machen Sie mit. Suchen Sie mit uns die vergessenen Berliner Wappenbären in Pankow (Pankow, Prenzlauer Berg, Weißensee). Senden Sie uns Fotos ihrer Entdeckungen. Die noch nicht erfassten, also die tatsächlich „neu entdeckten“, werden auf die Liste der Berliner Bären übernommen.

Senden Sie uns Ihre Bilder an: 

bormann.baerenjagd@gmail.com

Autor: Christian Bormann, 05.06.2017

red. Bearbeitung: Martina Krüger, 05.06.2017

Bilder: Christian Bormann, Vereinszeitung Berliner Bärenfreunde e.V. Christa Junge