Wer kennt sie nicht? Wo die Provinzstraße auf die Straße vor Schönholz trifft, erhebt sich vor dem Haus Nr.15 eine große weiße Dame, in ihren Händen hält sie die Preussischen Reichsinsignien Krone und Zepter.
Meister Liebe’s Borussia
Die überlebensgroße Plastik ist eine Allegorie auf Preussen. Hinter der Plastik im Haus Nr.15 befindet sich die Werkstatt von Stuckateurmeister Jürgen Liebe. Der seit 1978 im Stuckateurhandwerk tätig ist.
Der Meister in seiner Werkstätte
An den Arbeiten zum Neuaufbau des Berliner Stadtschlosses war auch Meister Liebe mit seinen Jungs beteiligt. Unter anderem fertigten sie zahlreiche Abgüsse. Zu jener Zeit entstand auch die Borussia vor Schönholz.
Borussia in der Werkstatt Jürgen Liebe
Die Borussia bei ihrer Entstehung in der Werkstatt. Schicht für Schicht entsteht die Form.
Stuckateurmeister Liebe vor seiner Werkstatt
Bei der Borussia vor seiner Werkstatt handelt es sich um einen Abguss der Borussia vom Schlüterhof des zerstörten Stadtschlosses Berlin. Unsere Borussia gibt es heute ganze vier mal. Nachdem ich mit Herrn Liebe sprach, machte ich mich auf die Spur der Geschwisterfiguren.
Borussia im Schlüterhof vor ihrer Zerstörung
Nach der Sprengung des im Krieg beschädigten Stadtschlosses durch die Sowjets, wurden die Reste mit der sogenannten Trümmerbahn abgefahren auf Lastkraftwagen und dann zum Teil mit Schiffen weggefahren. Aus etwa achtzig Prozent der Trümmersteine wurde der Kegel um den Flakbunker Friedrichshain gebaut bevor er begrünt wurde.
Sprengung des Stadtschlosses durch die Sowjets
Teile des Portals wurden 1963 in das Staatsratsgebäude der DDR verbaut. Weniger bekannt ist, dass große Fassadenteile im flachen Seddiner See versenkt wurden, auch im Köpenicker Forst und auf dem Grundstück des Tiefbauamtes Pankow-Heinersdorf wurden Reste der Figuren geborgen.
Originale in der Landeseigenen Bildhauerwerkstatt Spanndau
Einige Plastiken haben die Zeit ganz überlebt. So in einem geheimen Depot in Hohenschönhausen. Mein nächster Halt war das Humboldtforum. Hier wollte ich die nächsten Hinweise sammeln.
Borussia 2 vor dem Humboldt Forum
Und siehe da. Hier empfing mich die Borussia 2 . Diese Plastik wurde mit auf Tournee genommen, um Spenden für das Stadtschloss zu sammeln. Heute kann sie jeder am Eingang des Forums bewundern. Mein nächster Tip war die Landeseigene Bildhauerwerkstatt in Spandau. Hier sollte die fertige Version der Plastik zu finden sein. Es waren sogar zwei, eine weitere Arbeits-Borussia 3 sowie die tatsächlich fertige Figur.
Arbeitsfigur Borussia 3
Am Ziel meiner Recherche angekommen, stand sie vor mir in voller Pracht. Wer genau hinschaut kann sehen, dass nicht nur das Zepter aus Metall ist, auch der rechte Arm wird noch von einer Steinverbindung zur Plastik geschützt. Erst wenn die Borussia auf dem Hauptportal im neuen Schlüterhof steht, wird der Bildhauer die Steinverbindung entfernen.
Borussia 4 für das Hauptportal des neuen Schlüterhof
Ich freue mich jedesmal über den Anblick unserer Borussia und die damit verbundene Privatinitiative wenn ich an der Werkstatt von Meister Liebe vorbei fahre. Auch die Fassade der Werkstatt dahinter soll wieder historisch erscheinen. Auf diesem Wege bitte ich alle Leser, die Bilder haben, auf denen das originale Gebäude Straße vor Schönholz 15 zu sehen ist, meldet euch!
Als Idee aus einer Trommelgruppe heraus entstand 1994 das „Trommelfest Pankow“. Schon das 1. Fest, damals noch im Bürgerpark, lockte zahlreiche Besucher. Im Jahr darauf erschienen die Besucher noch zahlreicher.
Zum Schutz der Bürgerpark Anlage suchte das Bezirksamt einen neuen Veranstaltungsort. Mit Erfolg. Im Juli 1996 wurde das „Trommelfest Pankow“ unter dem Namen „RAKATAK“ auf dem bezirkseigenen, historischen Schützensport-Gelände Schloss Schönholz gefeiert.
Christian u. Zakrya beim Aufbau 2016
Der Name „RAKATAK“ stammt vom gleichnamigen Instrument. Neben den inzwischen 2 Festbühnen gibt es zahlreiche Bastelstände für Jung und Alt. Mit einer großen Bar und verschiedenen Köstlichkeiten ist für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt.
RAKATAK 2015
Auf einem internationalen Markt können Instrumente und Waren aus aller Welt bestaunt werden. Mit 150 ehrenamtlichen Helfern ist „RAKATAK“ vermutlich die größte jährliche Leistung dieser Art in Pankow.
RAKATAK 2015
Für das Jahr 2000 konnten die Veranstalter bereits 5000 Besucher aus Berlin und Brandenburg vermelden. Das erinnert an historische Zeiten, als Pankow und Schönholz um die Jahrhundertwende jedes Wochenende von Tausenden feierlustigen Berlinern besucht wurde.
hintere Festwiese 2016
Durch die Bezirksreform zum Großbezirk Pankow wuchs mit Prenzlauer Berg und Weißensee auch der Verbund der Jugendkulturzentren.
vordere Festwiese 2016
Inzwischen gibt es auch eine eigenständige Musikgruppe Rakatak. Diese Gruppe trägt ihren Namen mit freundlicher Genehmigung der RAKATAK Veranstalter.
Internationaler Markt
Zu den Ausrichtern von „RAKATAK“ zählen heute der Lade Club, die Garage Pankow, die Mühlenstraße 24, die Königsstadt und Maxim. Schirmherrin der Veranstaltung ist Christine Keil Bezirksrätin und Leiterin der Abt. Jugend und Immobilien.
Am bekanntesten ist der oberirdische Heide-Bunker auch Luna-Bunker genannt. Er liegt an der Hermann-Hesse-Straße zwischen Paul-Zobel-Sportplatz und der Schießanlage Schloss Schönholz.
Ursprünglich zum Schutz der Pankower Bevölkerung vor Fliegerangriffen gedacht, hatte er als Schutzbunker schnell ausgedient. Aufgrund der massiven Zunahme der Vergeltungsangriffe auf Berlin wurden eiligst Schutzräume in den Kellern der Berliner Mietskasernen angelegt.
Auch das Schloss Schönholz und die Thiemann’schen Festsäle vor Schönholz beherbergten Zwangsarbeiter, die unter anderem bei Bergmann Borsig und in den Argus Motorenwerken arbeiteten.
Das Lunalager, wie die Pankower das Zwangsarbeiterlager nannten, wurde militärisch gesichert und bewacht. Die entsprechenden Erdbunker bzw. Geschütztürme mit ihren Schießscharten Richtung Heide existieren heute noch südlich und nördlich der Straße vor Schönholz.
Turm Eins befand sich zwischen Sperrgebiet der innerdeutschen Grenze und einer nicht mehr existenten Kleingartenanlage, Turm Zwei stand auf einem privaten Hofgrundstück direkt an der Heide. Vor der Öffentlichkeit verborgen überdauerten Sie die Zeit.
Da sind jene, die den Bunker als Erinnerung der Schande am liebsten heute noch selbst abreissen wollen und andere, die den Bunker als Mahnmal erhalten möchten.
Ich selbst sehe keinen Grund, hunderttausende von Euros zu verbrennen, um ein Bauwerk zu vernichten, das niemanden stört, Neugierige nach Schönholz lockt und dazu einlädt, sich mit Pankows Geschichte zu beschäftigen.
Bei meinen Recherchen zum Luna Bunker stieß ich in einem NVA-Forum auf die Aussagen von Ex-Militärs. Diesem Personenkreis zufolge sollte es am Ende von Friedhof 6 einen weiteren unbekannten Bunker geben.
Belege für die Existenz von Bunker Zwei ließen sich bis 2016 nicht finden. Friedhof 6 wurde direkt hinter dem Sportplatz für innerstädtische Bombenopfer angelegt.
Auf Grund der vielen Opfer überwuchs der Friedhof das „Luna Lager“ allmählich . Von Friedhof 6 existiert heute nur noch eine kleine vergessene Märchenwelt.
Die ursprünglichen Außengrenzen sind für gute Beobachter noch zu erkennen.
Am nördlichen Ende der Friedhofswiese liegen heute die vier Knochenberge, unter ihnen liegen nicht nur die Reste von Friedhof 6.
Sie hatte ihr Spielzeug unter einem Stahlträger in der Wiese versteckt.
Was für eine Überraschung. Der Träger gehörte zur Deckenkonstruktion von Bunker Zwei.
Ausgerechnet an der von den Militärs beschriebenen Stelle. Einen Zugang gibt es hier nicht, wer unter den Stahlträger kriecht stößt gleich auf eine Außenwand.
Zu Bunker Zwei lassen sich heute keinerlei Dokumente mehr finden.Vermutlich wurde er in der Zeit des „Luna Lagers“ gebaut und von den Sowjets und der NVA noch in den 1950er Jahren genutzt.
Das ehemalige Zwangsarbeiterlager war weggebombt. Auf dem Schlachtfeld Schönholzer Heide entstand ein Sammelplatz für Kriegsreparationen.
Alles was die Sowjets im Bereich Pankow an Industrieanlagen demontierten, wurde in der Heide gesammelt, registriert und von hier aus in die Sowjetunion verfrachtet.
Eine dritte unterirdische Anlage liegt zwischen Friedhof 6 und dem versunkenen Heidetheater.Es handelt sich um mehrere zusammenhängende Versorgungsräume, die bis 2012 noch zugänglich waren. Aufgrund der verwendeten Baustoffe lässt sich die Erbauung auf die 1930er Jahre zurückführen. Das heißt, die ursprüngliche Nutzung fällt in die Zeit des „Traumland“ sowie des „Luna Lager“.
Höchstwahrscheinlich wurden die Räumlichkeiten auch zu DDR-Zeiten als Versorgungsräume für das Heidetheater genutzt. Bis 2012 dienten diese Räume der Zigarettenmafia als Warenlager, vermutlich aus diesem Grund ist der Zugang von Bezirksamtsmitarbeitern unter Erdreich und Fundamentbrocken versteckt worden.
Neben den zwei Heide-Bunkern mit ihren zwei Wach- und Schützenbunkern sowie den alten unterirdischen Versorgungsräumen von „Traumland“ und „Luna Lager“ existieren noch 3 weitere versteckte Einstiege zu Versorgungsschächten. Die Einstiege liegen auf dem Flurstreifen zwischen Heide Theater und dem großen Hohenzollern-Berg. Stufen aus Armiereisen sind zwischen den roten, im Kreis vermauerten Klinkern einbetoniert. Die Schächte wurden in den 1950er Jahren mit Militärschrott verfüllt, tausende Kleinteile von Gasmaskenfiltern über Uniformknöpfe und Munitionsabfälle vermischt mit Erdreich.
Alle 10 Jahre taucht der eine oder andere Schachteingang durch Erosion wieder auf, das Bezirksamt ist seither bemüht, diese Einstiege eilig wieder zu verstecken. Würden Besucher hier beim Stöbern in einem dieser Schächte auf Munition stoßen, was unvermeidlich wäre, hätte dies für den Bezirk enorme Kosten zur Folge. Nach einer Munitionsfundanzeige müsste von Amtswegen der gesamte Gefahrenbestand erkundet und gesichert werden. Das würde großflächige und kostenintensive Baggerarbeiten sowie weiträumige Absperrungen der Schönholzer Heide bedeuten. Das will niemand!
Und so bleibt es dabei, wo nichts zu sehen ist, da ist auch nix.
Im 19. Jahrhundert kämpfte Berlin noch gegen die Tuberkulose. Kinder und geschwächte Menschen waren besonders anfällig für diese Krankheit.
Eingang um 1904
Zur Behandlung der Tuberkulose gehörte die Luftkur. Aus diesem Grund wurden Ende des 19. Jahrhundert zahlreiche Lufterholungsheime um Berlin errichtet.
Luftkurheim Schönholzer Heide
Eine dieser für diese Zeit typischen Einrichtungen war die Wald- Erholungsstätte Schönholz. So schlug man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.
Besucher u. Patienten in der Heide
Die Patienten entkamen der durch Fabriken stark verschmutzten Stadtluft und gleichzeitig waren sie isoliert. So minderte sich auch die Übertragungsgefahr.
Frischkuftkur in Schönholz
Die Wald-Erholungsstätte wurde vom Volksstättischen Verein des Roten Kreuz und dem Vaterländischen Frauen Verein Pankow-Niederschönhausen-Schönholz betrieben.
Patientinnen vor ihrer Baracke
In der Erholungsstätte wurden auch Nervenschwäche, Blutarmut, Rachitis und Magenkrankheiten behandelt. Später befanden sich auf dem Areal Rasentennisplätze und eine große Sportwiese.
Autor: Christian Bormann
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016
Seit 1913 betrieb die private Hochbahngesellschaft die „Centrumslinie“ vom Spittelmarkt bis Alexanderplatz, heute ein Teilstück der U2. Schon kurz darauf wurde die Linie bis zum Bahnhof Nordring, dem heutigen Bahnhof Schönhauser Allee weitergeführt. Die Dorfgemeinde Pankow forderte schon 1905 bei Bekanntwerden der Hochbahnpläne für Berlin eine Verlängerung bis zum Pankower Anger.
U-Bhf Vinetastraße 1959
Das Hochbahnviadukt zwischen U-Bhf Senefelder Platz und Bahnhof Nordring entstand mangels Kapitals. Es galt, die enormen Kosten vom Spreetunnel sowie der Tunnelanlagen Klosterstraße und Spittelmarkt zu kompensieren. Erst 1927 griff die Hochbahngesellschaft die Forderung der Pankower Gemeindevertreter nach einem eigenen U-Bahnhof auf. Die Bauarbeiten begannen noch im selben Jahr.
U-Bhf Vinetastraße 1960
Geplant war eine Verlängerung bis zur Pankower Kirche. Das Hochbahnviadukt wurde am Bahnhof Nordring von 12 Metern auf eine Stützenbreite zu 28,5 Meter erweitert und bis zur Bornholmer Straße verlängert. An der Berliner Straße begann die sogenannte Rampe, die in einen Erdtunnel führte. Die Strecke nach Pankow konnte nicht oberirdisch weitergeführt werden. Geplant war eine Verlängerung bis zum Pankower Anger, die U-Bahn hätte so den quer verlaufenden Damm der Stettiner Bahn am heutigen Bahnhof Pankow kreuzen müssen.
Dies wäre nur unterirdisch möglich gewesen. Der U-Bhf Pankow-Vinetastraße nahm seinen Betrieb am 29.Juni 1930 auf. Die Planungen zum Zweiten Weltkrieg und die damit verbundenen Kosten verhinderten eine Weiterführung der U-Bahnlinie bis Pankow Kirche. Der Tunnel selbst reichte bis zur Masurenstraße hier befand sich unter der Berliner Straße die Kehranlage.
Auf dem Hohenzollern-Berg Schönholzer Heide 2015
So mussten sich die Pankower bis ins Jahr 2000 mit dem U-Bhf Vinetastraße zufrieden geben. Bei den Erdarbeiten 1927 entlang der Berliner Straße entstanden enorme Mengen an Abraum. Die Gemeinde war verantwortlich für die Entsorgung, so entschlos man sich kurzerhand, fast den gesamten Aushub in die Schönholzer Heide zu verbringen und für die Pankower Bevölkerung Rodelberge anzulegen. Am Ende der Heinrich-Mann-Straße sowie am Ende der Tucholskystraße befinden sich zwei Eingänge in die Schönholzer Heide.
Hohenzollern-Berg an der Friesenstraße Schönholzer Heide
Beide Eingänge liegen etwa 150 Meter voneinander entfernt. Die dort beginnenden Wege verjüngen ihren Abstand zueinander, bis sie an der Friesenstraße auf die höchste Erhebung in der Schönholzer Heide treffen. Zwischen beiden Wegen befinden sich abwechselnd große und kleine Erdhügel, zwischen ihnen befindet sich auch das versunkene Heide Theater. Dieser kleine „Bergkamm“ sowie die mit einer Steintreppe verzierte Erhebung an der Friesenstraße werden seit 1927 „Die Hohenzollern-Berge“ genannt.
Autor: Christian Bormann 23.11.2015
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016
Das Seebad Grande, zumindest der Name und die zahlreichen historischen Postkarten, ist vielen Pankowern noch bekannt. Die Legende vom Kriegsschatz im Wilhelmsruher See kennen nur wenige. Bereits die Nationalsozialisten hatten Ende der 1940er Jahren vor, das alte Seebad in Wilhelmsruh auszubauen.
Frauen-Turn-Verein am Wilhelmsruher See 1931
Nachdem Deutschland immer mehr Kriegsschauplätze zu unterhalten hatte, wurden viele solcher Projekte gestoppt. Es galt, vorrangig die Fronten zu versorgen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg lag Wilhelmsruh in der sowjetisch besetzten Zone. Auch unter den Kommunisten gab es Anfang der 1970er Jahre den Plan, das Seebad in Wilhelmsruh wieder herzustellen.
Helfer des Nationalen-Aufbau-Werk 1956 Schönholzer Heide
Im Auftrag des Nationalen-Aufbau-Werks begannen Helfer am Wilhelmsruher See den Schlamm abzupumpen und in die Schönholzer Heide zu bringen. Im Rahmen dieser Arbeiten war mein Großvater mit einem LKW der Borsig-Werke unterwegs zu den Pankower Bauernhöfen und Äckern. Ihre Aufgabe war es, Findlinge einzusammeln und nach Schönholz in die Heide zu bringen.
Verfüllte Tanzfläche des Heide-Theaters
Während der Schlamm aus dem Wilhelmsruher See im gerade erst aufgegebenen Heide-Theater verteilt wurde, fanden die Helfer Unmengen an Schmuck und Wertgegenständen. Die Arbeiten wurden unterbrochen und durften erst unter Aufsicht der Volkspolizei wieder aufgenommen werden. Schnell war klar das die Funde Wilhelmsruher Bürgern zuzuordnen waren.
Mit Schlamm aus dem Wilhelmsruher See verfülltes Heide-Theater
Kurz vor dem Einmarsch der Sowjets hatten viele Anlieger ihr wertvolles Hab und Gut im flachen Wilhelmsruher See versenkt, in der Hoffnung, es später bergen zu können. Auf die Volkspolizei folgten dann sowjetische „Zuständige“ die sich um die Funde kümmerten. Das versprochene Seebad gab es auch unter den Kommunisten nicht. Was genau geborgen wurde, wieviel es wert war, und wo es verblieben ist, ist in keinem Archiv verzeichnet. Und so bleibt der Kriegsschatz aus dem Wilhelsmsruher See für alle, die nicht dabei waren, eine Legende.
Autor: Christian Bormann 09.11.2015
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016
Der alte Grabstein von Maria Tschiersky markiert heute den ca. 30 Meter mal 30 Meter kleinen Urnenhain.
Grabstein Maria Tschiersky, geb. SchulzBei einer Begehung der Schönholzer Heide mit Mitarbeitern des Berliner Kurier im August 2014, entdeckten wir den kleinen Hain. In seiner Mitte steht noch ein Gedenkstein. Die Inschrift lautet: „Liebe Hege Fleiss und Streben war unser Leben“.
Runenstein mit Inschrift, 2016Durch Zufall stolperten wir über kleine Emailleschilder, die noch unangetastet im Boden steckten. Darauf zu lesen waren die Namen der hier in Urnen begrabenen Menschen. Der Friedhof V war im 2. Weltkrieg Teil des Schlachtfeldes Schönholzer Heide.
Beschilderung des UrnenhainsBei seiner Wiederherstellung wurden Teile des ursprünglichen Friedhofes ca. 1,50 m mit Erdreich aufgeschüttet. Hiervon zeugen heute noch originale Zaunpfähle, die an den Abbruchkanten aus dem Erdreich ragen.
Urnenhain 2016Gleichzeitig wurde der Friedhof verkleinert. Füchse gruben sich über die Jahrzehnte in die Abbruchkanten des Friedhofes, dabei trugen sie allerhand Material aus den Gräbern. Rings um den Friedhof V in der Schönholzer Heide lassen sich Grabblumen, Grabsteine, Knochen, künstliche Gebisse, Sarghenkel und Beschläge finden.
Urnenhain 2016
In der Nachkriegszeit hatten die Pankower andere Sorgen. Man kümmerte sich um die Überlebenden, der Tod war allgegenwärtig und zum täglichen Begleiter geworden. So geriet der kleine Urnenhain schnell in Vergessenheit. Offene GrabstelleDa bis auf den Runenstein auch die letzten Hinweise auf diese Begräbnisstätte geraubt wurden, gibt es heute keine Zeugnisse mehr von diesem Hain. Das war für mich Grund genug, mit dieser kleinen Geschichte einen Hinweis zu hinterlassen.
Autor: Christian Bormann, 12.10.2015
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016/12.09.2016
Im November 1921 gründete sich die Internationale Film AG (IFA). Ihre Filmstudios richtete die IFA im Schloss Schönholz ein. Hierfür ließ Mitbegründer, Regisseur und Produzent Robert Meinert das Schloss zu einem Kunstlicht-Atelier umbauen.
Schloss Schönholz
Das Grundstück rings um das Schloss war gerade zu ideal für Außenaufnahmen. Rudolf Meinert produzierte 1922 den Stummfilm Marie Antoinette (Das Leben einer Königin). Die herausragendste Leistung der IFA Studios in Schönholz gelang Max Mach. Der erste Sprechfilm entstand.
Dreharbeiten im Kunstlicht-Studio
Max Mach verwendete das System Tri-Ergon zur Herstellung des Sprechfilmes. Am 12.September wurde der Film mit dem Titel „Ein Tag Film“ im Berliner Mozartsaal voraufgeführt. Die Uraufführung fand in den Terra Lichtspielen in Frankfurt am Main statt.
Aktie der Internationalen Film AG (IFA)
Schon im November 1928 meldete die IFA Konkurs an und beendete den Studiobetrieb im Schloss Schönholz. Das der erste deutsche Sprechfilm in Schönholz begann, weiß heute kaum noch jemand. Für Nichtmitglieder der Schützenvereine bietet sich jedes Jahr im Sommer während des Rakatak-Festes die Gelegenheit, das Gelände zu erkunden.
Autor: Christian Bormann 25.03.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016
Bereits seit Eröffnung der Berliner Nordbahn 1877 entwickelte sich die Schönholzer Heide zu einem beliebten Ausflugsziel. Das Fliegenfest der Raschmacher und die Schützengilde trugen ebenfalls zur Bekanntheit bei.
Riesenrad
Nachdem 1936 der „Luna Park“ in Halensee geschlossen wurde, suchte die Schaustellergemeinschaft einen neuen Festplatz. Überregional bekannt, mit Bahn und Vorstadtwagen gut zu erreichen waren ideale Voraussetzungen. So fiel die Wahl auf die Schönholzer Heide.
Festplatz Traumland Schönholz
Von der Berliner Schützengilde mietete sich die Schaustellergemeinschaft ein großes Areal für ihren neuen Festplatz. Pankow bekam einen Vergnügungspark, wie ihn Berlin noch nicht gesehen hatte. Das Traumland war geboren.
Tanz-Pavillon Traumland
Im gleichen Jahr richtete Deutschland die Olympischen Spiele aus. Der Vergnügungspark Traumland war zur Olympiade 1936 der größte seiner Art in Berlin. Die Hauptattraktion war die 18 Meter große Himalaya-Bahn.
Himalaya-Bahn Schönholz
Weitere Attraktionen waren das Riesenrad, die Wasserrutsche, Tanzpavillons, das Varieté und die Traumstadt Liliput. Das Zurschaustellen von kleinwüchsigen Menschen war damals eine Attraktion. Heute undenkbar.
Darsteller in Liliput
Legendär für ihre Trinkgelage war die Bayernhalle. Nicht weniger beliebt war die Ochsenbraterei, bei der ganze Ochsen am Spieß gedreht wurden. Getanzt wurde in der Restauration „Thiemanns Festsäle“ an der Straße vor Schönholz.
Liliputaner Varieté
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde der Vergnügungspark Traumland von den Nationalsozialisten zum Zwangsarbeiterlager umfunktioniert.
Traumstadt Liliput
Auf den Fundamenten des Festplatzes wurde ein Barackenlager errichtet, von den Pankowern Luna-Lager genannt.
Zwangsarbeiterinnen vor ihren Baracken im Luna-Lager Schönholzer Heide
Thiemanns Festsäle und das Schloss Schönholz dienten ebenfalls der Unterbringung von Zwangsarbeitern.
Gelände ehem. Traumland in Schönholz
Das Areal des ehemaligen Traumland liegt heute hinter dem Paul Zobel Sportplatz parallel zur Hermann-Hesse-Straße.
Autor: Christian Bormann 18.02.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 10.04.2016
Bormann's Pankower Chronik. Sagen, Mythen und Legenden aus Pankow. Autor Christian Bormann.