Zu den zahlreichen Orten, die ich seit Jahren beobachte gehörte auch das Grundstück Grumbkowstraße Ecke Wackenbergstraße.
Einst befand sich hier das alte Betonwerk. Jetzt wird hier Platz gemacht für eine Reihenhaussiedlung. Der Grund für mein Interesse waren etwa 80 unscheinbare Betonsegmente, die hier seit den 1990er Jahren als Sichtschutz standen.

Als ich am 2. April 2017 auf dem Heimweg am Grundstück vorbei fuhr, staunte ich nicht schlecht. Das gesamte Gelände war abgetragen. Drei Bagger und ein riesiger Schlagwalzenbrecher hatten in wenigen Tagen alles zu Staub gebrochen.

Es war Sonntag und niemand war auf der Baustelle. Die Mauersegmente waren gekippt und lagen auf der Seite. Offenbar hatte die Hamburger Firma keine Ahnung, dass es sich bei den Betonsegmenten um Originalteile der Innerdeutschen Staatsgrenze handelt.

Die Teile stammten höchstwahrscheinlich vom Mauerfriedhof in der Brehmestraße. Als Kinder haben wir gern auf dem Mauerfriedhof zwischen den zerlegten Wachtürmen gespielt.

Am nächsten Tag bin ich wieder in die Wackenbergstraße gefahren. Eilig bin ich auf die Baustelle und habe mich bis zum Verantwortlichen durchgefragt.

Ich habe mich kurz vorgestellt und traf auf offene Ohren. Tatsächlich wusste das Hamburger Abrissunternehmen nichts von der prominenten Herkunft der Betonteile. Drei Teile hatte es schon erwischt.

Mir wurde zugesagt, dass die Teile nicht zerstört sondern abgefahren werden. Bei meinem erneuten Besuch vor zwei Tagen konnte ich mich überzeugen, dass der Schlagwazenbrecher und die Baufahrzeuge abgerückt waren und die historischen Mauerteile auf ihre Abholung warten.

Es war der letzte mir bekannte Ort, an dem Originalteile der Innerdeutschen Staatsgrenze in dieser Menge ungeschützt standen. Letztlich zählt, dass die Teile nicht zerstört wurden.
Auch der Kurator vom DDR-Museum Berlin wurde auf die Mauerteile aufmerksam. Sören Marotz gelang es gleich 4 Segmente für das Museum zu sichern. Schauen Sie sich im Artikel vom DDR-Museum (23.06.2017) an wie die Geschichte weiter geht. Besonders sehenswert sind die Fotos vom Abtransport durch Herr Marotz.
https://www.ddr-museum.de/de/blog/2017/mauersegmente-finden-neue-heimat

Ich habe mich sehr über den Bericht im Tagesspiegel gefreut. In der Rubrik „Leute“ habe ich mich und diese kleine Geschichte über die Mauerteile unter „Macher“ wiedergefunden.

Vielen Dank an Ulrike Scheffer für dieses Kompliment.
Autor: Christian Bormann
Textausschnitte/Screenshot: Tagesspiegel, Ulrike Scheffer
red.Bearbeitung: Martina Krüger, 12.04.2017
Bilder: Christian Bormann