Der vergessene Urnenhain in der Schönholzer Heide

Der alte Grabstein von Maria Tschiersky markiert heute den ca. 30 Meter mal 30 Meter kleinen Urnenhain.

img_20160908_135839_664.jpg
Grabstein Maria Tschiersky, geb. Schulz
Bei einer Begehung der Schönholzer Heide mit Mitarbeitern des Berliner Kurier im August 2014, entdeckten wir den kleinen Hain. In seiner Mitte steht noch ein Gedenkstein. Die Inschrift lautet: „Liebe Hege Fleiss und Streben war unser Leben“.

img_20160908_111541.jpg
Runenstein mit Inschrift, 2016
Durch Zufall stolperten wir über kleine Emailleschilder, die noch unangetastet im Boden steckten. Darauf zu lesen waren die Namen der hier in Urnen begrabenen Menschen. Der Friedhof V war im 2. Weltkrieg Teil des Schlachtfeldes Schönholzer Heide.

img_20160908_135756_712.jpg
Beschilderung des Urnenhains
Bei seiner Wiederherstellung wurden Teile des ursprünglichen Friedhofes ca. 1,50 m mit Erdreich aufgeschüttet. Hiervon zeugen heute noch originale Zaunpfähle, die an den Abbruchkanten aus dem Erdreich ragen.

img_20160908_135953_853.jpg
Urnenhain 2016
Gleichzeitig wurde der Friedhof verkleinert. Füchse gruben sich über die Jahrzehnte in die Abbruchkanten des Friedhofes, dabei trugen sie allerhand Material aus den Gräbern. Rings um den Friedhof V in der Schönholzer Heide lassen sich Grabblumen, Grabsteine, Knochen, künstliche Gebisse, Sarghenkel und Beschläge finden.

img_20160908_111345.jpg
Urnenhain 2016

In der Nachkriegszeit hatten die Pankower andere Sorgen. Man kümmerte sich um die Überlebenden, der Tod war allgegenwärtig und zum täglichen Begleiter geworden. So geriet der kleine Urnenhain schnell in Vergessenheit. 

img_5740
Offene Grabstelle
Da bis auf den Runenstein auch die letzten Hinweise auf diese Begräbnisstätte geraubt wurden, gibt es heute keine Zeugnisse mehr von diesem Hain. Das war für mich Grund genug, mit dieser kleinen Geschichte einen Hinweis zu hinterlassen.

Autor: Christian Bormann, 12.10.2015
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016/12.09.2016

Das falsche Schloss Schönholz

Anfang der 1750er Jahre kaufte Königin Elisabeth Christine einen Teil der Schönhauser Fichten. Diese erstreckten sich damals noch vom Nordufer der Panke im Bürgerpark bis zur Jungfernheide. Auf dem Areal der heutigen Schönholzer Heide ließ Elisabeth eine Maulbeerplantage anlegen.

Gutshaus der Königin Plantage, sogenanntes Schloss Schönholz, 1885

Die von da an sogenannte Königinplantage gehörte organisatorisch zum Schlosspark Schönhausen. Am Rand der Plantage siedelte die Königin im Jahre 1736 Kolonisten an. Es waren Leineweber und Tuchmacher. Auf diese Kolonisten lässt sich auch der Name Tuchmacherweg zurückführen. Den Namen Schönholz bekam die Kolonie im Jahre 1791. So wurde aus diesem Teil der Schönhauser Fichten die Schönholzer Heide.

Allee zum Gutshaus, sogenanntes Schloß Schönholz, 1885

Anfang der 1790er Jahre entwickelte sich die Königinplantage zu einem Landgut. Das Gutshaus wurde um 1800 erbaut und war von innen pompös ausgestattet. In den umliegenden Dörfern nannte man das Gutshaus Schloss Schönholz. Von 1872 bis 1884 befand sich in dem Gutshaus die höhere Mädchenschule von Henriette Jenrich.

antike Postkarte Restaurant Schloss Schönholz 1900

Die Berliner Schützengilde kaufte das Gelände samt Gutshaus. Der größte Teil des schon stark verfallenen Hauses wurde abgerissen. Das 1884 erbaute Schützenhaus wird heute Schloss Schönholz genannt. Um 1900 betrieb Hans Rettschlag sein Restaurant Schloss Schönholz im alten Gutshaus.

Zeitung mit Zeichnung vom Schloss 1933

Als Restauration blieb das Gutshaus bis zum 2. Weltkrieg erhalten.Hiervon zeugen neben historischen Postkarten ein Zeitungsartikel nebst Zeichnung und Nutzungspläne des Vergnügungsparks Traumland und Luna Lager. Auch auf den Luftbildern von 1943 ist das Schloss mit Saalanbau noch zu sehen.

antike Postkarte Restaurant Schloss Schönholz 1903

Auf den Karten ist immer der übrig gebliebene mittlere Bauteil des Gutshauses sowie vorgenommene An- und Neubauten wie Tanz- und Festsäle zu sehen. Spätestens mit Rettschlags Restaurant Schloss Schönholz war das Schützenhaus über die Grenzen Berlins hinaus als Schloss bekannt.

Schützenhaus, genannt Schloss Schönholz, 1895

Gleich mehrere Gebäude auf der alten Königinplantage in Schönholz konnten den Namen Schloss Schönholz für sich beanspruchen. Bis Ende des 2. Weltkriegs sprachen die Pankower vom Gutshaus der Königinplantage wenn sie von Schloss Schönholz sprachen. Das alte Gutshaus Schloss Schönholz liegt auf der alten historischen Kreuzung verlängerte Heinrich-Mann-Straße Ecke verlängerte Tucholskystraße.

Autor: Christian Bormann 09.10.2015 / 27.02.2017
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016 / 27.02.2017

Pankow auf dem Tausend Mark Schein

Bei den Berliner Stadtkassenscheinen handelt es sich um sogenannte Serienscheine, ausgegeben aufgrund der Deutschen Notgeldverordnung vom 9.September 1921. Über die Pankower Stadtkassenscheine zu 50 Pfennig hatten wir schon berichtet. Beim stöbern in meiner Sammlung fand ich dann dieses Exemplar eines Tausend Mark-Scheines.

Christian Bormann
Eintausend Mark Stadtkassenschein des Magistrats der Reichshauptstadt

Auf der Rückseite ist die Karte aller Berliner Stadtbezirke von 1922 zu sehen. Anlass dieser Abbildung war die Gebietsreform von Groß Berlin und die Eingemeindung von Pankow. Diese fand 1920 statt. Der hier abgebildete Notgeldschein wurde schon kurz nach Ausgabe abgewertet. Die Inflation 1923 schritt so rasch voran, dass die Stadtkassenscheine schon kurz nach Ausgabe kaum noch Wert hatten.

Christian Bormann
1000 Mark der Stadtkasse der Reichshauptstadt Berlin

Da die Geldscheine ihren Wert schneller verloren, als sie nachgedruckt werden konnten, erfolgte als Notmaßnahme eine Überstempelung. In diesem Fall wurden aus Tausend Mark Drei Millionen. Einige Monate später wurden die Scheine schon zu Milliarden überstempelt. So konnte ein Laib Brot schon mal Zwanzig Milliarden Mark kosten.

Autor: Christian Bormann, 09.10.2015
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016