Der Gastwirt August Lehder lässt sich 1880 seine eigene Gastwirtschaft in der Lindenstraße 11, heute Grabbeallee 53 in Niederschönhausen bauen. Das damals noch eingeschossige Etablissement nennt er „Restaurant Schloss Schönhausen“, da es in unmittelbarer Nähe zum Schloss Schönhausen liegt.
Restaurant Schloss Schönhausen um 1890
Zur Gründerzeit boomt Pankow als Ausflugsort die Geschäfte laufen gut. Schon 1892 lässt August Lehder sein Restaurant um einen 10 Meter hohen Ballsaal, geschmückt mit aufwendigem Deckenstuck und einen Wintergarten im Fachwerkstil erweitern.
Ehemaliges Restaurant Schloss Schönhausen
Um 1900 übernimmt der Schwiegersohn August Donath das Restaurant mit Ballsaal, das sich inzwischen zu einer festen Größe im Berliner Norden entwickelt hat. Danath beweist kein gutes Händchen im Gastgewerbe und so kommt es in den folgenden Jahren häufig zum Wechsel des Betreibers.
stillgelegte Maschinenfabrik um 1990
Mitte 1933 wird der Gaststättenbetrieb komplett eingestellt. Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten fällt das alte Ballhaus in einen langen Dornröschenschlaf. Erst in den Nachkriegsjahren wird das Haus wieder genutzt. Anfangs werden noch gesammelte Stahlhelme der Soldaten zu Kochtöpfen für die notleidende Bevölkerung umgeschmiedet.
Ballhaus Pankow 2015
Aus diesen Arbeiten entwickelte sich eine Schlosserei und zu guter Letzt ein volkseigener Maschinenbaubetrieb. In der stillgelegten Fabrik haben wir als Kinder oft nach der Schule gespielt. Ich erinnere mich noch gut an den Zustand des Ballsaals. Riesige Maschinen, die mit faustgroßen Schrauben im Tanzparkett verankert waren. Ein trauriger Anblick. Das Haus wird trotz seinen schlechten Zustandes unter Denkmalschutz gestellt und in den Jahren 1993 bis 1995 für 5 Millionen D-Mark saniert.
Autor: Christian Bormann 27.03.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2013
Bis zur Gründung der Kolonie Schönholz war die Heide Teil des Waldgebietes „Schönhauser Fichten“, das Gelände erstreckte sich vom nördlichen Pankeufer im Bürgerpark bis in die Jungfernheide. Nach Ende des 2.Weltkrieges umfasste die Schönholzer Heide noch 35 Hektar. Es erfolgte eine Aufteilung in 3 Areale.
So entstand im Rahmen des NAW ein Ehrenhain für 13.200 gefallene Sowjetsoldaten, ein großer Spielplatz mit Rodelbahn und der Volkspark mit Freilichtbühne.
Mit Volkspark und Freilichtbühne wollte die DDR-Regierung an die 1930er Jahre anknüpfen, als sich in der Schönholzer Heide das Traumland, Nachfolger des Lunaparks befand.
Besonders beliebt bei den Berlinern war die Ochsenbraterei, bei der ganze Ochsen am Spieß gedreht wurden.
Zur Ausrichtung der Olympischen Spiele 1936 war das Traumland der größte Vergnügungspark Berlins.
Zu den Attraktionen gehörten eine Wasserrutsche, Gebirgs- und Geisterbahn, Varietés und eine Freilichtbühne.
Große Gastwirtschaften wie das Oberbayern und das Alt-Berlin waren weit bekannt. Vom einstigen Traumland ist nichts mehr zu sehen. Auch das umgebaute Schloss Schönholz und der Festsaal sind dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen. In die Reste des rückwärtigen Biergartens des Tanzsaals Schloss Schönholz wurde das kleine Freilichttheater gebaut.
So sollte in den 1950er Jahren im Rahmen des Nationalen Aufbau Werk (NAW) wieder eine Freilichtbühne entstehen. Wie beim Bau des Pankower Freibades erfolgten die Arbeiten durch Freiwillige.
Eine besonders erwähnenswerte Helferin war Johanna Hirte, die mit 81 Jahren auf über 35.000 freiwillig geleistete Arbeitsstunden zurückblicken konnte.
Zur Eröffnung am 17. August 1956 waren alle 2.500 Plätze des Heide-Theaters gefüllt. Besonders beliebt bei den Gästen waren die Tanzabende nach neuesten Amiga-Schallplatten. Solange die Sektorengrenze offen war, lief der Theaterbetrieb gut. Besucher kamen aus Ost und West.
Namhafte Theaterhäuser gaben hier ihr Gastspiel, so das Hans-Otto-Theater Potsdam, der Friedrichstadt Palast, die Staatsoper bis hin zum Kabarett „Die Distel“ und das Erich Weinert Ensemble der Volksarmee. Mit der Schließung der Sektorengrenze fand leider auch der Kulturbetrieb des Heide Theaters ein Ende.
Die Gesellschaft für Sport und Technik nutzte die Anlage noch einige Jahre. Bei Führungen in der Schönholzer Heide berichteten Zeitzeugen davon, wie die Betonstelen der Bühnenreste zum Zielwerfen für Übungsgranaten benutzt wurden.
Der zweite kleinere Sockel ist der letzte Rest von Schloss Schönholz. Auf ihm stand ein in Stein gehauener Schützenpokal.
Das endgültige Aus für das ehemalige Heide Theater soll die Verbrennung einer DDR-Staatsflagge gewesen sein. Heute gleicht die einstige Freilichtbühne einem versunkenen Märchenort.
An den Betonsäulen, die den Wegrand säumen, lässt sich noch die Rückseite der Bühne erkennen. Dahinter liegt vertieft der Zuschauerplatz, unter einem Meter Erdreich verschüttet. Treppen und Geländer sind zu erkennen, die im Boden verschwinden.
Ringsum stehen die alten Masten der Licht- und Lautsprecheranlage. Hinter Büschen und Bäumen findet der aufmerksame Beobachter verzierte Steinabsätze.
Unter alten Fundamentbrocken lässt sich noch der Zugang zu den unterirdischen Versorgungsräumen des Theaters finden. Diese stammen noch aus der Zeit des Luna-Lagers für Zwangsarbeiter.