Villa vor Schönholz gerettet

Was 1999 zur sambischen Botschaft werden sollte entwickelte sich mit der Demontage der Vandalismusschutzplatten zu einem der bekanntesten und traurigsten Lost Places Deutschlands. Das in dem 1880er Jahren als „Villa Langheinrich“ erbaute Haus ist nicht nur schön anzusehen.

Die berühmten Festlichkeiten in der Heide, die im Bolle-Lied besungen werden, nahmen ihren Ursprung mit dieser Villa und dem Einzug der Schützengilde auf dem Gebiet der ehemaligen Königinnen-Plantage.

In der Villa waren in mehreren Jahrzehnten Polizeireviere, Altenheim, Mietwohnungen und eine NVA-Musterungstelle untergebracht. Auch den Namen Leichenvilla bekam das Haus von Zeitzeugen. Beim Teilrückbau des Friedhofs am Bürgerpark wurden die Leichen die noch nicht lange genug in der Erde lagen exhumiert, im Keller der Villa gestapelt und des Nächtens heimlich in der Schönholzer Heide verscharrt. So erklärten sich zumindest Anwohmer damals das plötzliche Verschwinden der sterblichen Überreste über Nacht.

Zum Schluss saß hier das Wirtschaftsamt, das auch für den ersten Brand verantwortlich war. Viele der Gewerbeunterlagen enthielten Dossiers der Staatssicherheit und wurden mit dem Fall der Mauer zur Gefahr für Jene, die diese Akten geführt hatten. So brannte die Villa das erste Mal und stand jahrelang ohne historische Bedachung da. Das heutige Dach entspricht nicht mehr dem Original.

Das Land Berlin sanierte die Immobilie komplett und übergab sie der sambischen Republik mit der Absicht, dass diese hier mit ihrer Botschaftsvertretung einziehen sollte. Doch nichts geschah. Über Nacht verschwanden damals die besagten Vandalismusschutzeinrichtungen und die bis dahin intakte Immobilie mit nagelneuer Heizanlage stand schutzlos da. Schnell waren Zaunteile entfernt, Kabel im Haus gezogen und alles was sich zu Geld machen ließ gestohlen und zerstört.

Mir liegt das Gebäude persönlich sehr am Herzen. Ich kenne seine Geschichte wie kein Anderer und es war mit 11 Jahren mein erstes Gebäude in das ich reinkletterte. Heute heißt es überall Lost Place damals war es einfach der historisch interessanteste Ort in der Ecke. Dachte ich jedenfalls als Kind. Es war 2017, als klar wurde, dass das Gebäude wohl nur noch mit intensiven Bemühungen und massivem Druck für die Nachwelt zu retten war. Gemeinsam mit Lars Bocian (CDU), bemühten wir uns zu zweit um die alte Villa vor Schönholz. Jeder mit den Mitteln die ihm zur Verfügung standen.

Her Bocian mit seinem politischem Fachwissen und unter anderem auch Anträgen in der BVV und ich, wie man in den Medien verfolgen konnte, auf meine Art. Ich weiß, ihm war nicht immer ganz wohl dabei, wenn ich auf eigene Faust mit der sambischen Aktivistin Lunia Hara versucht habe, in der Sambischen Republik mit der Regierung zu verhandeln oder auch die darauf folgende Medienkampagne in der Republik selbst zu initiieren. Auch waren die freundlichen Hinweise aus der Politik: „Nur Staaten verhandeln mit Staaten“ für mich kein Grund aufzugeben. Nachdem inzwischen ein Feuer das andere jagte, war klar, es geht um Wochen nicht um Jahre, bis das Gebäude vernichtet war. Kaum einer konnte sich vorstellen, dass hier noch was zu retten sei, aber weit gefehlt. Den Sambischen Botschafter gibt es nicht mehr. Ich sage oft und gern: „Es zählt was unterm Strich stehen bleibt.“ Und das ist die tatsächliche Rettung der Villa. Am Montag, dem 11.03.2024 um 11:30 Uhr hatte ich vor Ort die Gelegenheit, mit der sambischen Projektmanagerin für die Entwicklung des Gebäudes, Frau Müller, und der ausführenden Zaunbaufirma zu sprechen.

Auf Grund meiner Berichterstattung der letzten Jahre und der Kampagne in der Sambischen Republik war Frau Müller nicht allzu gut auf mich zu sprechen. In ihren Augen hatten meine Bemühungen um die Villa und das damit verbundenen Presseecho die Integrität der Angehörigen der Sambischen Botschaft in Frage gestellt.

Dennoch kamen wir ins Gespräch, das Grundstück soll zügig gesichert werden und danach ist die Sanierung geplant. Wenn ich Frau Müller richtig verstanden habe, soll die Villa tatsächlich Sitz der Sambischen Botschafterin in Berlin werden. Sollte die Absichtserklärung diesmal umgesetzt werden, wäre es die Rettung eines historischen Gebäudeschatzes in Schönholz. Am folgenden Tag gab Lars Bocian vorab der Berliner Morgenpost den neuesten Stand seiner Erkundungen bei der Berliner Senatskanzlei um die Villa bekannt. So hat die Sambische Botschaft per Verbalnote dem Auswärtigen Amt mitgeteilt, dass sie gedenke, das Gebäude zu Botschaftszwecken wieder herzurichten.

Artikel Berliner Morgenpost:

https://www.morgenpost.de/bezirke/pankow/article241876524/Pankows-Lost-Place-Villa-gerettet-Das-ist-die-neue-Loesung.html

https://www.morgenpost.de/bezirke/pankow/article238184027/lost-place-villa-schoenholz-pankow-botschaft-sambia-ruine-petition-reparation-sanierung.html

Panorama der Villa vor Schönholz (Facebook): https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=1527555050648448&substory_index=0&id=954046311332661

Autor: Christian Bormann

Red. Bearbeitung: Martina Krüger

Fotos: Christian Bormann, Guido Kunze, Lars Bocian (CDU), Thomas Schubert (Berliner Morgenpost)

3 Kommentare zu „Villa vor Schönholz gerettet“

  1. die villa diente nach 1999 als NVA-Musterungsstelle? Was für ein Schwachsinn . Besser selber schreiben statt chatGPT!

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    1. Sehr geehrter Herr Huber, seien Sie bitte versichert, dass meine Texte in eigenständiger Arbeit entstehen. Leider kann ich die Stelle nicht finden, an der ich behaupten soll, dass die Villa nach 1999 eine Musterungsstelle gewesen sein soll. Würden Sie mir freundlicherweise die Stelle zeigen? Vielen Dank vorab für Ihre Mitarbeit!

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      1. Dann ist das ein Missverständnis. Aber die zeitliche Abfolge ist wirklich nicht ganz klar.

        Unter dem Artikel der Berliner Zeitung steht der Satz „Dieser Text wurde mit Hilfe künstlicher Intelligenz erstellt.„, deshalb mein Einwand mit ChatGPT. Aber offenbar trifft das auf Ihren Artikel gar nicht zu!

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