Archiv der Kategorie: Schulzestraße

Der Hexenturm an der alten Meierei im Bürgerpark

Seit mehr als 100 Jahren ist der Killisch von Horn Park für die Pankower als Bürgerpark öffentlich zugänglich. In der Kreuzstraße 5 neben Schmidt-Hutten aufgewachsen, verbrachte ich fast jeden Tag mit meinen Schulfreunden im Bürgerpark. Als Kinder hatten wir zwei Lieblingsplätze. Da war zum einen die Teufelsbrücke über dem Ziegengehege.

wp-1464189550177.jpg
Teufelsbrücke

Im Sommer konnten wir uns hier mit unseren Fahrrädern austoben und im Winter wurden die Zweiräder gegen Schlitten getauscht. Der zweite Ort war geheimnisvoll und für uns Kinder gruselig. Es war die alte Meierei mit dem Hexenturm.

img_20160525_163046_056.jpg
Taubenturm an der alten Meierei

Das einstöckige gelbe Backsteingebäude ließ Killisch von Horn 1860 bis 1868 mit Taubenturm errichten. Die Fenster waren zugemalert und es ließ sich kein Blick ins Innere werfen.

img_20160525_163747_636.jpg
alte Meierei und Sportrestaurant

Das Gebäude und der Hof waren immer sichtgeschützt.  Vom Hof selbst war nur das Bellen eines großen Hundes zu hören. Das ist auch heute noch so. Das geheimnisvolle Gebäude wurde in unserer kindlichen Fantasie zu den Resten eines Alten Schlosses mit Hexenturm. Der Turm zog uns Kinder magisch an.

image
Vogelvoliere am Jägerhaus

Die Meierei mit ihren gelben Backsteinen war so völlig anders als alle anderen Gebäude im Park. An der westlichen Seite des Parks befand sich von Anfang an der Wirtschaftsteil. Dieser umfasste die alte Meierei, das zweistöckige Jägerhaus an der Vogelvoliere und eine Orangerie.

image
Jägerhaus an der alten Meierei

Das Jägerhaus existiert heute noch, aber ohne zweites Stockwerk. Es steht zwischen Meierei und Vogelvoliere. Auf der großen abgezäunten Freifläche befanden sich die Tennisplätze.

image
zubetonierte Tennisplätze

Der Alten Meierei fehlt ebenfalls das Dach. Der Mauerschatten des Daches ist noch an der Rückseite des Hexenturmes zu sehen. Im Hexenturm, der als Taubenturm errichtet wurde, hing ursprünglich eine Vesperglocke die zur Abendandacht geläutet wurde.

image
Sportrestaurant in der Meierei 1940

In der alten Meierei befand sich in den 1940er Jahren ein Sportrestaurant. Zwei weitere Gastronomen bewirtschafteten das Jägerhaus und das Restaurant Hillgners im alten Herrenhaus am Rosenpavillon.

image
Teller Restaurant Bürgerpark

Der Bürgerpark hat heute drei Steintore. Das pompöse Haupttor im Stiel eines Triumphbogens mit seinen beeindruckenden Putten ist allen bekannt. Daneben gibt es noch das verputzte Backsteintor in der Kreuzstraße und das 1929  mit Zufahrtsstraße errichtete kleine Schmucktor am alten Pumpwerk Wilhelm-Kuhr-Straße.

image
Steintor u. Wirtschaftstraße Meierei

Tor und Straße wurden speziell für die wirtschaftlichen Bedürfnisse des Sportrestaurants  sowie der Tennisplätze und Hillgners Restaurant Bürgerpark gebaut. Die alte Meierei wird vom Bezirksamt Pankow als Lager benutzt.

img_20160525_163529_574.jpg
Vogelkäfige in der alten Meierei

Im Inneren sind noch Vogelkäfige, Futter und allerhand Gärtnereiutensilien für den Betrieb der Vogelvoliere  zu sehen.

img_20170319_151319_459.jpg
alte Meierei und Tennisplätze 2017

Die Tennisplätze wurden betoniert und sind heute Stellfläche für den Fahrzeugpark des Grünflächenamtes.

 

Autor: Christian Bormann, 25.05.2016

Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 25.05.2016

Bilder: Bormann, historische Postkarten

Luftbild: Guido Kunze

Millionenschulze und die falsche Schinkel-Villa

Der am 1. November 1808 geborene Wilhelm G. Schulze war Kaufmann und Unternehmer. Er besaß mehrere Grundstücke im Bereich der Kreuzstraße. Bei Fundamentarbeiten stieß Schulze auf eine Kiesader.

Millionenschulze
Emma Jentz, geborene Schulze, mit Ehemann und Kindern

Als geschäftstüchtiger Unternehmer legte er sofort Kiesgruben an. Im damaligen Bauboom war Kies als Baustoff heiß begehrt. Mit ihrem Fuhrunternehmen belieferten Schulze und seine Söhne jeden, der es sich leisten konnte. Sie verdienten ein Vermögen mit ihrer Kiesader.

Millionenschulze
Eva und Max Jentz, Urenkel von Millionenschulze

Nachdem die Kiesgruben wieder mit Abraumerde verfüllt waren, konnten die Grundstücke bebaut werden. In der Kreuzstraße 16, damals Nummer 8, ließ sich Wilhelm 1873 eine prächtige Vorstadtvilla bauen.

Millionenschulze
Sogenannte „Schinkel-Villa“ von Wilhelm Schulze Kreuzstraße.16

In Pankow sprachen die Menschen fortan von „Millionenschulze“ und seiner „Schinkel-Villa“. Den Namen bekam sie wegen ihrer Schönheit. Karl Friedrich Schinkel war schon 1841 gestorben und hatte mit der Villa nichts zu tun. Wilhelm G. Schulze starb am 19. April 1885.

Millionenschulze
Grabstätte der Familie Schulze, 1. Gemeindefriedhof Pankow

Etwa ein Jahr später begannen seine Söhne, auf ihrem Grundbesitz an der Nordbahn eine Privatstraße anzulegen. Mit Genehmigung der Behörden benannten die Söhne sie nach ihrem Vater, Schulzestraße. Amtlich eingetragen ist die Schulzestraße seit 1888. Die Grabstätte der Familie befindet sich am Haupttor zum Bürgerpark in der Wilhelm-Kuhr-Straße auf dem 1. Gemeindefriedhof von Pankow.

Autor: Christian Bormann 26.02.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 10.04.2016

Parfümfabrik W. Reichert Pankow

Zum Wandel vom Dorf Pankow zum wohlhabenden Vorstadtbezirk trugen nicht nur Größen wie die Borsig Elektrizitätswerke bei. Eine Vielzahl kleinerer Unternehmen und Fabriken leistete einen nicht unerheblichen Beitrag zu dieser Entwicklung. Neben der Berliner Wagenachsenfabrik und der Karosseriefabrik der Gebrüder Wienicke hatten auch kosmetische Chemiefabriken und Hersteller orthopädischer Artikel ihren Anteil am Wohlstand von Pankow.

Reklame,E.Reichert's Rosaderma

Zu jenen Vorzeigeunternehmen des 19. Jahrhunderts gehörte ab 1884 auch die Parfümfabrik W. Reichert in der Schulzestraße 29-34. Beliebte Artikel waren „Reichert’s Rose-Pon-Pon“, „Rosaderma“ und „Carneval-Schminken“.

Reklame,E.Reichert's Rosaderma

Die Fabrik zog 1917 in die Berliner Straße 16 um. In den 20er Jahren gehörte das Feinmachen der Damen zum guten Ton. Zahlreiche Tanz-Bälle und Festlichkeiten, wie sie gerade für Pankow bekannt waren, boten Gelegenheit, sich vom Alltag abzulenken.

Reklame,E.Reichert's Carneval-Schmiken

Reicherts Schminken und Puder waren in aller Munde.
Ab 1936 wechselte die Fabrik erneut ihren Standort. W. Reicherts Parfümfabrik arbeitete fortan in der Bornholmer Straße 7 weiter.

Reklame W.Reichert's Pankow Rosaderma Hautcréme

Autor: Christian Bormann 28.12.2014
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 30.03.2016