Archiv der Kategorie: Friedhof 6

Die Bunker in der Schönholzer Heide

Am bekanntesten ist der oberirdische Heide-Bunker auch Luna-Bunker genannt. Er liegt an der Hermann-Hesse-Straße zwischen Paul-Zobel-Sportplatz und der Schießanlage Schloss Schönholz.

image
Luftbild Luna-Lager 1943

Ursprünglich zum Schutz der Pankower Bevölkerung vor Fliegerangriffen gedacht, hatte er als Schutzbunker schnell ausgedient. Aufgrund der massiven Zunahme der Vergeltungsangriffe auf Berlin wurden eiligst Schutzräume in den Kellern der Berliner Mietskasernen angelegt.

image
Luna-Bunker 2016

Aus dem Heide-Bunker wurde jetzt ein Nachrichtenbunker. Hiervon zeugt noch heute ein massiver Ankerring für den Funkmast.

image
Ringanker vom Funkmast

Der Bunker steht auf dem ehemaligen „Luna Park“-Nachfolger Vergnügungspark „Traumland in Schönholz“. Daher auch die Bezeichnung Luna-Bunker.

image
Luna-Bunker 2016

Im Juni 2016 gelangen mir Innenaufnahmen im verschlossenen Bunker. Am Ende des Beitrags ist der Link zum 6 minütigen Video.

image
Eingang zum Luna-Bunker

Der gesamte Bereich „Traumland“ wurde in den 1940er Jahren zum Friedhof 6 und Barackenlager für Zwangsarbeiter.

image
Zwangsarbeiter vor ihren Baracken im Luna-Lager 1943

Auch das Schloss Schönholz und die Thiemann’schen Festsäle vor Schönholz beherbergten Zwangsarbeiter, die unter anderem bei Bergmann Borsig und in den Argus Motorenwerken arbeiteten.

image
Wach- und Geschützbunker Schönholz 2014

Das Lunalager, wie die Pankower das Zwangsarbeiterlager nannten, wurde militärisch gesichert und bewacht. Die entsprechenden Erdbunker bzw. Geschütztürme mit ihren Schießscharten Richtung Heide existieren heute noch südlich und nördlich der Straße vor Schönholz.

image
Luna-Bunker, Juni 2016

Turm Eins befand sich zwischen Sperrgebiet der innerdeutschen Grenze und einer nicht mehr existenten Kleingartenanlage, Turm Zwei stand auf einem privaten Hofgrundstück direkt an der Heide. Vor der Öffentlichkeit verborgen überdauerten Sie die Zeit.

image
Luna-Bunker, Juni 2016

Der Heide Bunker ist heute Zankapfel zweier Glaubenslager.

image
Luna-Bunker, Juni 2016

Da sind jene, die den Bunker als Erinnerung der Schande am liebsten heute noch selbst abreissen wollen und andere, die den Bunker als Mahnmal erhalten möchten.

image
Luna-Bunker, Juni 2016

Ich selbst sehe keinen Grund, hunderttausende von Euros zu verbrennen, um ein Bauwerk zu vernichten, das niemanden stört, Neugierige nach Schönholz lockt und dazu einlädt, sich mit Pankows Geschichte zu beschäftigen.

image
Luna-Bunker, Juni 2016

Bunker Zwei hat keinen eigenen Namen, da es ihn bis heute nur gerüchteweise gab.

image
Luna-Bunker, Juni 2016

Bei meinen Recherchen zum Luna Bunker stieß ich in einem NVA-Forum auf die Aussagen von Ex-Militärs. Diesem Personenkreis zufolge sollte es am Ende von Friedhof 6 einen weiteren unbekannten Bunker geben.

image
Luna-Bunker, Juni 2016

Es dauerte einige Jahre bis das Gerücht zur Gewissheit wurde und ein Blick auf die Außenwände möglich war.

image
Luna-Bunker, Juni 2016

Belege für die Existenz von Bunker Zwei ließen sich bis 2016 nicht finden. Friedhof 6 wurde direkt hinter dem Sportplatz für innerstädtische Bombenopfer angelegt.

image
Friedhof 6 Schönholz, Notgräber 1943

Auf Grund der vielen Opfer überwuchs der Friedhof das „Luna Lager“ allmählich . Von Friedhof 6 existiert heute nur noch eine kleine vergessene Märchenwelt.

image
Reste Friedhof 6, Juli 2016

Die ursprünglichen Außengrenzen sind für gute Beobachter noch zu erkennen.
Am nördlichen Ende der Friedhofswiese liegen heute die vier Knochenberge, unter ihnen liegen nicht nur die Reste von Friedhof 6.

image
Knochenberge auf Bunker 2

Der südöstliche von Ihnen beherbergt tatsächlich Bunker Zwei. Es war meine Hündin, die ihn für mich entdeckt hat.

image
Bunker 2

Sie hatte ihr Spielzeug unter einem Stahlträger in der Wiese versteckt.
Was für eine Überraschung. Der Träger gehörte zur Deckenkonstruktion von Bunker Zwei.

image
Bunker 2

Ausgerechnet an der von den Militärs beschriebenen Stelle. Einen Zugang gibt es hier nicht, wer unter den Stahlträger kriecht stößt gleich auf eine Außenwand.

image
Heide-Theater 2016

Zu Bunker Zwei lassen sich heute keinerlei Dokumente mehr finden.Vermutlich wurde er in der Zeit des „Luna Lagers“ gebaut und  von den Sowjets und der NVA noch in den 1950er Jahren genutzt.

Das ehemalige Zwangsarbeiterlager war weggebombt. Auf dem Schlachtfeld Schönholzer Heide entstand ein Sammelplatz für Kriegsreparationen.

image
Bühnenreste Heidetheater

Alles was die Sowjets im Bereich Pankow an Industrieanlagen demontierten, wurde in der Heide gesammelt, registriert und von hier aus in die Sowjetunion verfrachtet.

Abstieg Schacht 3 Hohenzollern-Berge

Eine dritte unterirdische Anlage liegt zwischen Friedhof 6 und dem versunkenen Heidetheater.Es handelt sich um mehrere zusammenhängende Versorgungsräume, die bis 2012 noch zugänglich waren. Aufgrund der verwendeten Baustoffe lässt sich die  Erbauung auf die 1930er Jahre zurückführen. Das heißt, die ursprüngliche Nutzung fällt in die Zeit des „Traumland“ sowie des „Luna Lager“.

image
Ehrenhain, umgebettete Opfer

Höchstwahrscheinlich wurden die Räumlichkeiten auch zu DDR-Zeiten als Versorgungsräume für das Heidetheater genutzt. Bis 2012 dienten diese Räume der Zigarettenmafia als Warenlager, vermutlich aus diesem Grund ist der Zugang von Bezirksamtsmitarbeitern unter Erdreich und Fundamentbrocken versteckt worden.

image
alter Pflasterweg von Traumland und Luna-Lager

Neben den zwei Heide-Bunkern  mit ihren zwei Wach- und Schützenbunkern sowie den alten unterirdischen Versorgungsräumen von „Traumland“ und „Luna Lager“ existieren noch 3 weitere versteckte Einstiege zu Versorgungsschächten. Die Einstiege liegen auf dem Flurstreifen zwischen Heide Theater und dem großen Hohenzollern-Berg. Stufen aus Armiereisen sind zwischen den roten, im Kreis vermauerten Klinkern einbetoniert. Die Schächte wurden in den 1950er Jahren mit Militärschrott verfüllt, tausende Kleinteile von Gasmaskenfiltern  über Uniformknöpfe und Munitionsabfälle vermischt mit Erdreich.

image
Areal: Traumland, Luna-Lager, Friedhof 6

Alle 10 Jahre taucht der eine oder andere Schachteingang durch Erosion wieder auf, das Bezirksamt ist seither bemüht, diese Einstiege eilig wieder zu verstecken. Würden Besucher hier beim Stöbern in einem dieser Schächte auf Munition stoßen, was unvermeidlich wäre, hätte dies für den Bezirk enorme Kosten zur Folge. Nach einer Munitionsfundanzeige müsste von Amtswegen der gesamte Gefahrenbestand erkundet und gesichert werden. Das würde großflächige und kostenintensive Baggerarbeiten sowie weiträumige Absperrungen der Schönholzer Heide bedeuten. Das will niemand!
Und so bleibt es dabei, wo nichts zu sehen ist, da ist auch nix.

img_20170220_133419_715.jpg
https://youtu.be/W8MXGQivxs4

Autor: Christian Bormann, 14.06.2016
Fotos: Nick Kempka, Christian Bormann,
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 23.06.2013

Die Märchenwelt von Friedhof 6

Vom Standpunkt der Hermann-Hesse-Straße ausgehend, liegt hinter dem Paul-Zobel-Sportplatz ein kleines eingezäuntes Grundstück im Herzen der Schönholzer Heide. Das abgezäunte Areal ist der von der Öffentlichkeit fast vergessene Friedhof 6 für innerstädtische Bombenopfer.

image
Friedhof 6

Ursprünglich erstreckte sich der Friedhof vom Sportplatz bis zu den Knochenbergen auf Bunker 2. Die kleinen Hügel sind die oberirdisch geräumten Reste des Friedhofes. Auf den Hügeln spielen die Hunde und auf den so entstandenen Wiesen vergnügen sich heute Familien in ihrer Freizeit.

image
Sogenannter „Knochenberg“

Die Ursprünglichen Abgrenzungen des Friedhofs 6 sind für gute Beobachter heute noch zu erkennen. Beim Asphaltieren der Fahrradstrecke durch die Heide wurden erst kürzlich die letzten Torpfeiler entfernt.

image
Trampelpfad

Hin und wieder bringt das Wurzelwerk der Bäume noch kleine Knochenreste,  Sargbeschläge und Urnenschilder an die Oberfläche.

image
Friedhof, Blickrichtung „Knochenberge“

Der noch nicht geräumte, eingezäunte Teil des geschlossenen Friedhofs 6 liegt direkt am Sportplatz, getrennt nur durch einen alten Pflasterweg.

image
Pflasterweg zwischen Friedhof und Sportplatz

Im Zaun fehlen immer wieder einzelne Felder. Notdürftig mit Ästen und Zweigen geflickt lädt das nicht ausgeschilderte Grundstück Neugierige zum Erkunden ein.

image
Einfriedung am Bunker 1

Mit wenigen Schritten verlässt der Besucher den gewohnten Anblick der Heide und befindet sich in der Märchenwelt von Friedhof 6. Kleine, vor 70 Jahren an Gräbern angelegte Pflanzungen sind heute zu stattlichen Bäumen herangewachsen.

image
Grabstein

Einst als Schmuck gedacht haben einige dieser Bäume die massiven Grabsteine umgeworfen oder in Gänze überwachsen.

image
Grabstein

An der V-Birke lädt eine alte kleine Holzbank den Besucher wie eh und je zum Verweilen ein. Von den Bäumen hängen Rankelpflanzen, durch das Geäst sind die Gräber zu sehen.

image
V-Birke mit Sitzbank

Die Holzsärge sind längst verrottet und die Gräber eingefallen. Sie bilden eine wellenförmige Öberfläche, die von Rankelpflanzen überwuchert ist.

image
Grabstein

Kleine, von Baumästen überdachte Wege schlängeln sich zwischen den Gräbern entlang. In Abständen sind noch stehende und liegende Grabtafeln zu erkennen.

image
Grabstein

Die Wasserbecken zur Grabpflege und antike Grabblumen aus Metall und Kunststoff haben die Jahrzehnte überdauert.

image
Wasserstelle

Der grüne Baumgürtel, unter dem sich die Grabstellen verbergen, liegt wie ein Kragen um die kleine Märchenwelt, in deren Mitte sich eine kleine Wiese befindet.

image

Von dieser Wiese ausgehend, wird der Friedhof 6 die nächsten Jahre Stück für Stück abgetragen und durch Räumung verschwinden.

img_20170220_192701_814.jpg
https://youtu.be/NHi6mEgx1Rs

Autor: Christian Bormann, 06.06.2016

Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 07.06.2016

Vergnügungspark Traumland in der Schönholzer Heide

Bereits seit Eröffnung der Berliner Nordbahn 1877 entwickelte sich die Schönholzer Heide zu einem beliebten Ausflugsziel. Das Fliegenfest der Raschmacher und die Schützengilde trugen ebenfalls zur Bekanntheit bei.

Traumland Schönholz 1936
Riesenrad 

Nachdem 1936 der „Luna Park“ in Halensee geschlossen wurde, suchte die Schaustellergemeinschaft einen neuen Festplatz. Überregional bekannt, mit Bahn und Vorstadtwagen gut zu erreichen waren ideale Voraussetzungen. So fiel die Wahl auf die Schönholzer Heide.

Traumland Schönholz 1936
Festplatz Traumland Schönholz

Von der Berliner Schützengilde mietete sich die Schaustellergemeinschaft ein großes Areal für ihren neuen Festplatz. Pankow bekam einen Vergnügungspark, wie ihn Berlin noch nicht gesehen hatte. Das Traumland war geboren.

Traumland Schönholz 1936
Tanz-Pavillon Traumland

Im gleichen Jahr richtete Deutschland die Olympischen Spiele aus. Der Vergnügungspark Traumland war zur Olympiade 1936 der größte seiner Art in Berlin. Die Hauptattraktion war die 18 Meter große Himalaya-Bahn.

Traumland Schönholz 1936
Himalaya-Bahn Schönholz

Weitere Attraktionen waren das Riesenrad, die Wasserrutsche, Tanzpavillons, das Varieté und die Traumstadt Liliput. Das Zurschaustellen von kleinwüchsigen Menschen war damals eine Attraktion. Heute undenkbar.

Traumland Schönholz 1936
Darsteller in Liliput

Legendär für ihre Trinkgelage war die Bayernhalle. Nicht weniger beliebt war die Ochsenbraterei, bei der ganze Ochsen am Spieß gedreht wurden. Getanzt wurde in der Restauration „Thiemanns Festsäle“ an der Straße vor Schönholz.

Traumland Schönholz 1936
Liliputaner Varieté

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde der Vergnügungspark Traumland von den Nationalsozialisten zum Zwangsarbeiterlager umfunktioniert.

Traumland Schönholz 1936
Traumstadt Liliput

Auf den Fundamenten des Festplatzes wurde ein Barackenlager errichtet, von den Pankowern Luna-Lager genannt.

img_20160623_154952_767.jpg
Zwangsarbeiterinnen vor ihren Baracken im Luna-Lager Schönholzer Heide

Thiemanns Festsäle und das Schloss Schönholz dienten ebenfalls der Unterbringung von Zwangsarbeitern.

img_20160820_235838_448.jpg
Gelände ehem. Traumland in Schönholz

Das Areal des ehemaligen Traumland liegt heute hinter dem Paul Zobel Sportplatz parallel zur Hermann-Hesse-Straße.

Autor: Christian Bormann 18.02.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 10.04.2016