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Die Bodenfunde vom Holländerhaus

Zu den zweifellos interessantesten Grundstücken in Niederschönhausen gehört für mich das Holländerhaus mit seiner bewegten und recht gut dokumentierten Historie. Seit Jahren vermute ich, dass sich im Boden des Grundstücks, das von der Dietzgenstraße bis zum Kreuzgraben in der Platanenstraße reicht, viele Zeitzeugnisse befinden, die sich auch den Personen zuordnen lassen, die hier lebten.

Holländerhaus um 1910

Hinter dem Holländerhaus erstreckt sich das Grundstück bis zum Kreuzgraben. Etwa zwei Drittel waren jahrzehntelang lang mit Eichen zugewachsen, Efeu war bis in die Baumkronen geklettert. Der Ort wirkte wie aus der Zeit gefallen. Das war er auch, bis vor zwei Jahren die Bagger anrückten und das Naturidyll kahl schlugen. Nur wenige Bäume sind ab der Grundstückshälfte stehen geblieben. Ein trauriger Anblick, aber auch die Möglichkeit, meine Vermutung zu überprüfen.

Luftaufnahme Holländerhaus Dietzgenstraße, Juni 2022

Die Bankiersfamilie Fetschow kaufte 1802 das Grundstück von Bauer Kraft. Damals nur die ersten 60 Qadratruten. Die Erweiterung geschah durch wiederholten Zukauf von Flächen bis zum Kreuzgraben. Die Fetschows hatten ihr Bankhaus in der Berliner Klosterstraße 87. Nach dem Tod ihres Mannes ließ die Witwe Henriette Sophie Fetschow das Sommerhaus abtragen und 1816 durch ein einstöckiges Haus aus roten Backsteinen im holländischen Stil ersetzen. Aus dieser Zeit stammt auch der Name Holländerhaus. Madame Fetschow, wie sie liebevoll genannt wurde, war mit Prinzessin Marianne befreundet. Sie setzte sich für bessere Ausrüstung der Soldaten in den Befreiungskriegen und die Linderung der Nöte der armen Dorfbevölkerung ein. Am 16. Januar 1818 erhielt sie dafür den Luisen-Orden.

Gesamtansicht des Grundstücks Holländerhaus, Juni 2022

Im Familiensaal des Hauses empfing sie Mitglieder der Königlichen Familie, Feldherren der Befreiungskriege aber auch die Künstler und Gelehrten Ihrer Zeit. Zu nennen sind hier ganz prominent Karl Friedrich Schinkel und Peter Christian Friedrich Wilhelm Beuth. Madame Fetschow ließ das Haus 1847, nur drei Jahre vor Ihrem Tod 1850, noch einmal überbauen.

Grundstück hinter dem Max-Delbrück-Gymnasium und dem Holländerhaus zur Platanenstraße bis zum Kreuzgraben (rechts),
Juni 2022

Ihre Erben verkauften Haus und Hof 1850 an den vermögenden Berliner Fabrikanten, Kunstschlosser und Hobbyschmied Carl Friedrich August Hauschild. Sein Unternehmen soll seinerzeit das wichtigste in der Berliner Luisenstadt gewesen sein. Hauschild ließ das bis dahin immer noch einstöckige Holländerhaus 1852 aufstocken. Im Inneren ließ er einen Rittersaal einbauen, in dem der Hobbyschmied seine gesammelten Prunkstücke ausstellte. Rüstungen, Turnierhelme, Lanzen und vieles mehr. Die Fassade wurde um einen Holzbalkon mit neogotischen Formen erweitert. So wurde das Holländerhaus bei den Dorfbewohnern zum Patrizierhaus. Die Bezeichnung Holländerhaus trägt es bis heute. In der roten Backsteinremise auf dem Hof, die in Schinkelscher Formensprache gebaut wurde, unterhielt Hauschild seine private Kunstschmiede.

Bodenfund: Hufeisen und Verbindungsstück für Doppelgespann von 1500 bis 1900

Carl Friedrich August Hauschild starb 1868. Er hinterließ eine Witwe und 8 Töchter. Die Erben verkauften das Grundstück an Frau Bertha Damköhler für 17.500 Taler. Ab 1885 soll ihr Schwiegersohn Dr. phil. Hugo Bratsch das Haus bewohnt haben. In den letzten Kriegstagen 1945 lag das Grundstück im Kampfgebiet. Beim Ausbruchsversuch Deutscher Einheiten über die Dietzgenstraße war das heutige Schulgebäude auf dem Nachbargrundstück stark umkämpft. Deutsche Soldaten hatten sich verschanzt und wurden von Sowjetischen Einheiten gefangen genommen. Ab 1984 war die „ZIM“, Kürzel für Kombinat Zentraler Industrieanlagenbau, Besitzer des altehrwürdigen Hauses. Auf Verlangen der Denkmalschutzbehörde der DDR musste das Kombinat die Restaurierung des Holländerhauses vornehmen.

Bodenfund: Rest eines ovalen gusseisernen Schildes mit historischer Schlachtdarstellung, etwa 1860 vermutlich von Hauschild

Im Mai 2022 rückten die Bagger erneut an. Jetzt ging es daran, die erste Schicht Oberboden abzuschieben. An den traurigen Anblick hatte ich mich die letzten Monate schon gewöhnt. Jetzt überwog die Neugier, was der Boden nach über 200 Jahren an Geschichten zu erzählen hatte und wieder preisgab. Neben einer vermutlich in den 1950er Jahren angelegten Grube, in der sich Hausrat überwiegend aus Metall befand, beherbergte der Boden auch allerhand rote Ziegel aus verschiedenen Epochen. Sie lassen sich auf die zahlreichen Umbauten des Hauses zurückführen.

Bodenfund: Kunstschmiedearbeit Lampenschirm mit eingefassten bunten Steinen, etwa 1860, vermutlich von Hauschild

Und wie ich vermutet hatte, kamen Tag für Tag neue historische Einzelfunde zum Vorschein. Es dauerte mehrere Tage, bis die Bagger die gesamte Fläche abgeschoben hatten. Die hier gezeigten Funde sind ein Ausschnitt der in mehreren Tagen geborgenen Fundstücke. Bei dem vermeintlich ältesten handelt es sich um Pferdefuhrwerkzubehör, ein Verbindungsstück für ein Doppelgespann, das so in seiner Form handgeschmiedet von 1500 bis 1900 Verwendung fand. Es könnte tatsächlich noch auf die Feldbewirtschaftung von Bauer Kraft zurück gehen.

Bodenfund: Rest eines Deckenleuchters, 1850 bis 1900

Auch Reste eines alten Deckenleuchters, wie er 1850 bis 1900 üblich war, fanden sich, ebenso wie eine Maiolika mit Putten, vermutlich war sie das Zwischenstück einer Etagere oder eines Tafelaufsatzes. Nachdem das Grundstück weitgehend beräumt und sicher genug war, habe ich meinen dreijährigen Junior mitgenommen. Eigentlich sollte gar nichts mehr zu finden sein. Er hat keine Minute gebraucht bis er seinen ersten Fund machte. Ein vollständig erhaltenes Vorratsgefäß, das hier schon über 100 Jahre im Boden auf seine Entdeckung wartete.

Mein Junior und sein erster großer Fund: Gefäß 1850 bis 1900

Am interessantesten waren aber zwei Bodenfunde, die ich allzu gern Carl Friedrich von Hauschild zuschreiben möchte. Da wäre zum einen der handgeschmiedete Lampenschirm. Die bunten, übergroßen Steine sind an der Unterseite des Schirmes einzeln und individuell gefasst, der gesamte Schirm wurde um die Steine herum aufgebaut. Er ist verbogen und einige Steine fehlen aber seine einstige Einzigartigkeit ist noch zu erahnen.

Bodenfund: Voratsgefäß um 1850 bis 1900

Am beeindruckendsten ist für mich aber das große Schild. Umrahmt von einem Kordelbandmuster zeigt es eine historisierte Schlachtszene. Reiter zu Pferden mit etruskisch anmutenden Helmen und Gewändern. Auf der Abbildung metzelt ein Reiter zu Pferd einen anderen Reiter mit Schwert und Schild nieder, der mit seinem Pferd bereits unter dem Pferd des Angreifers liegt. Umrahmt ist der Ausschnitt von Engeln und weiteren Ornamenten, wie einem Füllhorn.

Bodenfund: Maiolikaeinsatz um 1850 bis 1940

Das Zusammenführen verschiedener historischer Stile war im Historismus durchaus üblich. Wie auch bei dem geborgenen Lampenschirm gehe ich davon aus, dass auch das eiserne Schild aus der Schmiede von Hauschild stammt, die er in seiner Remise auf dem Hof betrieb. Auf der Rückseite befinden sich Reste von rotem Backstein und Fugenmörtel. Wahrscheinlich war das Schild fest an einer Ziegelwand montiert, bis es zu Schaden kam oder bei Abrissarbeiten entsorgt wurde.

Bodenfund: Munitionskiste, sowjetischer Helm (oben), zwei deutsche Helme (unten), Bajonett, um 1945

Zuletzt die als erstes zu Tage getretenen Zeugnisse des zweiten Weltkrieges. Die Munitionskiste, drei Helme und ein Bajonett zeugen noch vom Kampf auf der Dietzgenstraße und um das benachbarte Schulgebäude, in dem sich deutsche Soldaten verschanzt hatten. Diese Überreste sind leider überall auf Grundstücken um die Dietzgenstraße verteilt. Letztes Jahr haben wir im Beitrag über den Ausbruchversuch versprengter Deutscher Einheiten berichtet. Gegenüber dem Holländerhaus im Eingangsbereich zum Brosepark befanden sich 1945 die Notgräber der Toten, bevor sie umgebettet wurden.

Autor: Christian Bormann

Red. Bearbeitung: Martina Krüger

Fotos: Christian Bormann, Guido Kunze, historische Postkarte vom Holländerhaus

Die Maskenfibel von Niederschönhausen und der Goldene Brakteat von Rosenthal

Es war im Jahr 1890, als bei Planierarbeiten in der Nähe des Gutes Rosenthal (wobei Nähe als örtliche Beschreibung relativ ist) in der Niederung zwischen Rosenthal, Buchholz, Blankenfelde und Niederschönhausen drei Körpergräber aus der Latène-Zeit gefunden wurden. Der Begriff Latène beschreibt vereinfacht gesagt die Epoche der jüngeren vorrömischen Eisenzeit in Teilen Europas vom 5 Jh. v. Chr. bis Chr. Geburt. Skelett 2 und 3 lagen etwa 45 Meter auseinander. Die Knochenreste waren in einem schlechten Zustand und wurden achtlos beiseite geräumt. Das dritte Skelett wurde laut den Aufzeichnungen auf Anweisung des Amtsvorstehers von Schildow auseinandergerissen und wieder vergraben. Die Ausrichtung der drei in 1,20 Meter tief begraben Skelette wurde nicht erfasst.

Kleine Talsenke bei Blankenfelde u. Rosenthal, ebenfalls bekannt als wüste Dorfstelle zwischen Rosenthal und Blankenfelde, Foto Juli 2021

Skelett 1 und 2 waren ohne Beigaben, wobei auf Skelett 2 deutlich grüne Bronzespuren zu erkennen waren. Die Beigaben selbst waren nicht mehr erhalten, das Geschlecht aber aufgrund der Knochen auf weiblich festfelegt. Das Geschlecht von Skelett 3 konnte mit Hilfe der Grabbeigaben als weiblich bestimmt werden. In Brusthöhe waren ein goldener Brakteat und eine vergoldete Silberfibel erhalten geblieben. Fundstück (a), die vergoldete Silberfibel, ist 4,4 Zentimeter lang, hat eine aufgeklappte Kopfplatte und einen schwalbenschwanzartigen Fuß. An den Enden befinden sich zwei Fassungen, in denen ursprünglich Steine eingelegt waren. Der Fibelflügel ist mit Kerben verziert.

Beifund (a) Silberfibel und (b) goldener Brakteat aus den Körpergräbern, Abbildungen Berliner Jahrbuch zur Ur- und Frühgeschichte, 1962

Fundstück (b) ist der goldene Brakteat. Ein Brakteat ist eine getriebene Münze oder eine Medaille. Der goldene Brakteat von Rosenthal ist mit einem Perlenrand und einer Öse versehen. Hergestellt in Treibtechnik ist eine stilisierte menschliche Figur auf einem Pferd zu sehen. Ein Arm hält die Zügel, der andere ist hoch gestreckt. Die Freiräume sind mit Ornamenten verziert.

Fundstück Maskenfibel von Niederschönhausen, Latène 5. Jh. v. Chr.

Bei der berühmten Maskenfibel von Niederschönhausen handelt es sich ebenfalls um eine Fibel, aber aus Bronze. Datiert ist sie auf das 5. Jh. v. Chr. Es handelt sich hier um eine Gewandspange, auf der zwei einander abgewandte menschliche Gesichter zu sehen sind, der abgebogene Fuß ist als Widderkopf ausgestaltet. Diese sogenannten Maskenfibeln aus der Latènezeit waren räumlich vom Mittelrhein bis Nordböhmen zu finden. Funde ihrer Art sind außerhalb des Keltengebiets äußerst selten.

Bronzefibel von Niederschönhausen, Latènestil 5. Jh. v. Chr., Foto 1900 bis 1940

Vermutet wird, dass die Maskenfibel soweit nördlich des Keltengebiets als Geschenk oder Handelsgut bis auf das Gebiet des heutigen Niederschönhausen kam.

Autor: Christian Bormann

Red. Bearbeitung: Martina Krüger

Bilder: Christian Bormann, Museum für Ur- und Frühgeschichte, Berliner Jahrbuch zur Ur- und Frühgeschichte, Aufzeichnungen Ernst Kikebusch

Quellen: Berliner Jahrbuch für Vor- und Frühgeschichte 1962, Berliner Ur- und Frühgeschichte Märkisches Museum, Preußischer Kulturbesitz- Museum für Ur- und Frühgeschichte Berlin

Das alte Kastellanhaus

Das alte Kastellanhaus in der Wilhelm-Kur-Straße geht noch auf den Parkgründer Baron Killisch von Horn zurück. Um 1860 erbaut, beherbergte es den Parkaufseher.

Luftaufnahme Kastellanhaus mit Mousoleum Juni 2021

Das Kastellanhaus wird umgangssprachlich auch Torhaus oder Torwächterhaus genannt. Ein Kastellan war der Aufsichtsbeamte eines größeren Anwesens.

Kastellanhaus von 1860, Foto Juni 2021

Der Putzbau mit schiefergedecktem Walmdach ist mit einigen typischen, aber dezent gesetzten Historismuselementen geschmückt und in seiner Art an das heute nicht mehr existierende Herrenhaus angelegt. Besonders auffällig sind die Motivkassetten an der südlichen und westlichen Sichtfassade.

Balustrade auf dem Anbau von 1908, Foto Juli 2021

Bis in die 1960er Jahre soll es tatsächlich noch einen Parkwächter gegeben haben. Seine Hauptaufgabe war das Öffnen und Schließen der Parkanlage sowie die Aufsicht darüber. Das Kastellanhaus wurde gern für Werbeaufnahmen von Pankower Fuhrunternehmen und Händlern genutzt.

Werbung 1926 Brautaus und Hochzeitskutschen vor dem Kastellanhaus

Unter anderem entstanden auch Ansichtskarten zum 50-jährigen Jubiläum der Brautautos und Hochzeitskutschen Vermietung Mühlenstraße oder der Bäckerei Hartmann aus der Wollankstraße.

Bäckerei Hartmann in den 1930er Hahren vor dem Kastellanhaus

Ursprünglich bestand das Haus nur aus einem Kastenbau. Links davon auf dem alten Acker wurde 20 Jahre zuvor der ehemalige Gemeindefriedhof 1841 angelegt. Der Verlauf der heute nicht mehr existierenden Einfriedung und des Vorgartens des Kastellanhauses ist noch an der Beetkante der Grünfläche zu erkennen.

Historischer Eingang zum Kastellanhaus, Foto 2021

Mit dem Kauf des Bürgerparks durch die Gemeinde wurden öffentliche Bedürfnisanstalten für die Parkbesucher benötigt. So erhielt das kleine Haus seinen Anbau im gleichen Historismusstil mit aufgesetzter Balustrade. Ich erinnere mich, dass diese Bedürfnisanstalt bis zum Mauerfall noch betrieben wurde.

Schiefergedecktes Walmdach, Foto Juli 2021

Der Anbau schloss die Lücke zwischen Kastellanhaus und dem 1904 erbauten Mausoleum für die Familie Killisch von Horn, einem Sandsteinkuppelbau des Pankower Maurermeisters Malingriaux, der unter anderem auch Schul- und Wohnbauten in der Grunow-, Mühlen- und Thulestraße realisierte.

Stuckkasette Historismus, Foto Juni 2021

So kamen sich das Kastellanhaus und der Friedhof immer näher. Der Vorplatz vom Bürgerparktor wurde 1925 neu gestaltet. Bis dahin war es möglich, die Torzufahrt zu nutzen. Der Bordstein wurde angehoben und die Zufahrt für immer geschlossen.

Stuckkasette Südfassade, Foto 2021

Auch die sich rechts vom Haus befindende Zufahrt auf den Friedhof wurde geschlossen. Erst bei bei Sanierungsarbeiten 2021 wurde diese vergessene kleine Toreinfahrt samt dem neu entdeckten Noteingang von der Kreuzstraße aus wieder sichtbar gemacht.

Kastelkanhaus ohne Einfriedung, Foto Juni 2021

Zu dem Haus gehört ein kleiner, heute verwilderter Garten. Bis in die 1990er Jahre war hier eine von mehreren Personalunterkünften des Straßen- und Grünflächenamtes Pankow. Ich kenne das Gebäude selbst noch von innen. Im Zentrum befand sich ein mittelgroßer Aufenthaltsraum, die restlichen Zimmer erinnerten eher an Kammern.

Kastellanhaus mit Einfahrt vom Bürgerpark, Foto Juni 2021

Nach umfangreichen Modernisierungen gibt es zwar zur Freude der Parkbesucher noch die historische Sichtfassade, im Inneren erinnert außer der Holztreppe nichts mehr an die ursprüngliche Raumaufteilung.

Stuckkasette Westdassade zum Park, Foto 2021

Hell und geräumig kommt das Innere des Kastellanhauses heute daher. Von der Bedürfnisanstalt existieren nur noch die Besucherinnen in der Front. Dahinter ist heute ein offener Raum mit Glassfassade zum Garten.

Innenansicht nach Modernisierubg ohne Wände, Foto 2014

Auch im Dach ist ein großes Glaselelement eingesetzt, wie auf der Luftaufnahme zu sehen ist. Alles in allem ist das betagte Kastellanhaus sehr gut über die Zeit gekommen. Ich würde es heute lieber im Besitz des Bezirks sehen und der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Trepoebaufgang zum Dach, Foto 2014

Beim nächsten Besuch des Bürgerparks erfreuen Sie sich nicht nur am Anblick des sanierten römischen Triumphbogens. Lassen Sie Ihren Blick nach rechts schweifen und schauen Sie sich die kleine Perle aus dem Historismus mal ein wenig genauer an.

Autor: Christian Bormann

Red. Bearb.: Martina Krüger

Bilder: Christian Bormann, Guido Kunze, Ansichtskarten Bormann

Bormann’s Bärenjagd

Unterstützten Sie unser Aktion „Bärenjagd“ 2018. Teilen Sie diesen Post in Ihrer Chronik.

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 Historiker,Autor und Initiator der Bärenjagd: Christian Bormann

Wir suchen noch Unterstützer, Gewerbetreibende und Vereine die unser Plakat (A2) bei sich aushängen, Sinn und Zweck der „Bärenjagd“ ist es vergessene historische Berliner Bären in einem Katalog zu erfassen. Nur bekanntes Kulturgut kann bewahrt und erhalten werden.

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Bormanns Bärenjagd 2018

Helfen Sie uns! Gern bringen wir ihnen ein oder mehrere Poster zum Aushang vorbei. Auf diesem Weg auch ein Dankeschön an die Pressestelle des BA Pankow für die Unterstützung und den Aushang im Rathaus.

Die Geschichte zur Idee der Bärenjagd finden Sie auf unserer Hauptseite unter der Überschrift „Pankow geht auf Bärenjagd“

Melden Sie uns Ihre Bären Mut Foto, Ort und Datum unter:

bormann.baerenjagd@gmail.com

Verantwortlich für den Aufruf zur Bärenjagd 2018 ist Pankowerchronik.de, Herausgegeber ist der Historiker, Journalisti und Autor Christian Bormann.
Autor: Christian Bormann, 16.01.2018

Bilder: Christian Bornann

Bolle, Badel und Bormann

Vor nicht allzu langer Zeit lud mich der Pankower Künstler und Zeichner Christian Badel in sein Atelier in der Pestalozzistraße ein. Herr Badel ist nicht nur Künstler, er interessiert sich ganz besonders für das historische Pankow.

Christian Badel, Florakiezfest 2017

Nachdem er mich durch das ehemalige Intrac-Gebäude führte, in dem sich sein Atelier befand, behielten wir den Kontakt bei. Seither hat Christian schon die ein oder andere einzigartige Illustration für unsere Geschichten gezeichnet.

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Gemeinschaftsarbeit Badel u. Bormann Geschichten aus Schönholz 2017, Illustration Badel

Auch die letzten Heide-Geschichten aus Schönholz wären ohne seine Bilder nicht die selben. In Zukunft werden hoffentlich noch viele unserer Geschichten mit seinen histostorischen Illustrationen geschmückt.

Christian Bormann unter dem Luna Lager Schönholz 2017

Gern bin ich als Historiker mit ihm auf den Spuren des alten Pankow’s unterwegs. Unter der Kategorie: „Illustration Christian Badel“ werden ab heute alle Geschichten mit seinen Illustrationen auf einen Blick angezeigt. Diese Woche bekam ich meine Neugestaltung des Bolle-Bilds vom ihm. Ich habe nicht schlecht gestaunt. Die einzelnen Bildelemente weisen mit Ausnahme der Flugzeuge am Himmel alle auf einzelne Geschichten auf Pankowerchronik.de hin.

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Neuauflage des historischen Bolle-Bildes von Christian Badel 2017

Um mal einige kleine Beispiele zu nennen, beginnen wir mit dem roten Ballon rechts oben im Bild. Hierhinter verbirgt sich der Hinweis auf unsere Geschichte zu einer der ersten Ballonfahrten der Welt durch Blanchard, der mit diesem in Karow auf dem Ballonplatz landete. Das von mir wiederentdeckte Rettschlag-Tor, sowie das alte Schloss Schönholz und das Riesenrad, welches einst im Traumland Schönholz stand, sind ebenfalls abgebildet. Das Bild lädt den Betrachter ein, Element für Element zu ergründen und die dazugehörige Geschichte auf unserer Seite zu finden. Auch für den geübten Pankower kein leichtes Unterfangen bei inzwischen über 150 Geschichten.

Geschichte: Bolle reiste jüngst zu Pfingsten, – Wer war Bolle?

Autor: Christian Hintze: 01.10.2017

red. Bearbeitung: Martina Krüger, 01.10.2017

Foto: Christian Bormann

Illustration: Christian Badel 2017, www.kikifax.com

Der Ofen ist aus in Pankows ältester Bäckerei

Pankows älteste Bäckerei gibt auf. Als Café Hein 1896 in der Florastraße 34 eröffnet, hielt sich der Betrieb bis zum 30.06.2017. Ganze 121 Jahre begleitete die Bäckerei ihre Pankower Kundschaft durch die Irrungen und Wirrungen der Geschichte.

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Bäcker Gabriel 29.06.2017

Wie viele andere auch kaufte ich hier schon als Kind auf meinem Schulweg Kekse und Pfannkuchen. Auch mein Vater holte hier gern seine Mohnstangen. Der Bäckermeister selbst ist am 10.04.1941 in der Köpenicker Straße in Berlin-Mitte geboren. Der Vater 1944, eingezogen fiel bereits 9 Monate später.

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Bäckerei Hein 1902

Die ersten Jahre seiner Kindheit verbringt er wie viele andere Kriegsgeschädigte auf der Flucht. In Niederschönhausen besucht Jürgen Gabriel die Schule. Auf dem historischen Foto der Bäckerei Hein von 1902 ist ein kleiner Junge zu sehen. Dieser unscheinbare Junge war später sein Lehrer in Niederschönhausen und dafür verantwortlich das Gabriel 1955 seine Bäckerlehre  begann. Arnold Hein gab seine Bäckerei 1971 an einen Nachfolger ab.

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historische Backwarenauslage

Dieser verfiel zunehmend dem Alkohol. Die Bäckerinnung und das Rathaus Pankow mussten reagieren und so wurde aus dem Gesellen der Bäcker. Am 18.08.1981 übernahm Jürgen Gabriel das Gewerk. Seine Wohnung befand sich gleich hinter der Fein Bäckerei. Mit einem verschmitzten Lächeln erzählt er: “ Ich hatte die Auflage bekommen innerhalb eines Jahres den Meister zu machen.“

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Bäckermeister Jürgen Gabriel in seiner Backstube 2017

„Für die Buchhaltung gab man mir 6 Monate.“ Es wird 2 Sekunden still, dann haut sich der Meister auf die Oberschenkel und lacht laut los. „Das habe ich bis heute nicht gemacht.“ Verwundert frage ich ihn: „Woher kommt dann der Meiser?“

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Der Bäckereiofen

Der Meistertitel wurde ihm später auf Grund seiner Leistung offiziell zuerkannt. Der Bäckermeister ist in den letzten Jahren oft zu Gast bei mir gewesen. Ich habe den ruhigen freundlichen Man sehr schätzen gelernt. Wir wollten schon vor 2 Jahren die Geschichte seiner Bäckerei aufschreiben. Als mich Christian Badel informierte, dass Gabriel schließt habe ich den Meister nochmal in seiner Bäckerei besucht. Bereits um 10 Uhr war die Bäckerei an ihrem letzten Tag wie leer gefegt.

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Feinbäckerei Gabriel, Illustration Christian Badel

Kunden konnten sich ihre Lieblingsbackwaren vorbestellen und einen kleinen Vorrat im Tiefkühler anlegen. Entlang der Florastraße werden also auch in den nächsten Wochen noch Schrippen von Gabriel gegessen. Die Illustration von Christian Badel hat es im Original bis in die Hauptstadt von Tunesien geschafft. Dort lebt jetzt ein ehemaliger Hausbewohner, der die Bäckerei auf dem Aquarell mit seinem Pankow verbindet. Der Titel „Pankows älteste Bäckerei“ geht heute über an die Bäckerei und Konditorei Pawlik in der Wilhelmsruher Hauptstraße. Die Konditorei ist seit 1918 in Familienbesitz und mit dem heutigen Tage wird sie zur ältesten Bäckerei in Pankow. Wir wünschen Jürgen Gabriel einen wohl verdienten ruhigen Lebensabend und der Familie Gabriel und ihren Mitarbeitern Frau Neumann und Frau Rekke alles Gute für die Zukunft.

Autor: Christian Bormann

red.Bearbeitung: 01.07.2017, Martina Krüger

Bilder: Christian Bormann,

Illustration: Christian Badel

Carl Maria von Weber in Pankow

Anlass für diese Geschichte ist ein kleiner, unscheinbarer Sockel. Genauer gesagt sind es zwei. Den zweiten kleineren Sockel konnte ich bei meinen Recherchen „Auf den Spuren von Schloss Schönholz“ zuordnen.

Das „Rettschlagtor“ empfing seine Gäste an der Hermann-Hesse-Straße, damals Bismarckstraße. Dahinter befand sich das ehemalige Gutshaus Schloss Schönholz. Hans Rettschlag betrieb hier seine Gastwirtschaft nebst erweitertem Tanzsaalanbau. Später stand hier das heute versunkene Heide Theater.

„Rettschlagtor“ 2017, heute rückwärtige Einfahrt vom Paul-Zobel-Sportplatz

Für die Geschichte habe ich mich mit meinem Bekannten, dem Künstler Christian Badel in der Schönholzer Heide verabredet. Ich schätze seine kolorierten Zeichnungen sehr. Die Kinderillustrationen ebenso sehr wie die historischen Pankower Ansichten. So verabredeten wir uns kurzerhand zu dieser und weiteren Geschichten.

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Rätselhafter Sockel am Heide Theater

Hinter dem Retschlagtor liegt das Heide-Theater und an seinem Foyer steht noch der mächtige Sockel einer überlebensgroßen Statue. Als Jugendlicher habe ich mich geradezu unter der Schönholzer Heide durchgewühlt. Bis Ende 2016 gelang es mir nicht, die fehlende Plastik zu bestimmen.

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Kleiner Pokalsockel der Schützengilde vom Schloss Schönholz 2017

Anders verhielt es sich bei dem zweiten, weitaus kleineren Sockel. Diesen konnte ich als Überrest des einstig als Schützenhaus genutzten Gutshauses Schönholz identifizieren. Altersbestimmung des Sockels und ein archivierter Zeitungsausschnitt machten es möglich. Auf dem Sockel, der im rückwärtigen Garten stand, befand sich noch bis in die 1940er Jahre ein Schützenpokal aus Steinzeug.

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Carl Maria von Weber-Plastik in der Schönholzer Heide

Im Februar 2017 traf ich mich mit dem Freundeskreis der Chronik Pankow e.V. zu einer Begehung in der Heide. Inhalt des Treffens war ein Gedankenaustausch anlässlich ihrer aktuellen Ausstellung über die Schönholzer Heide.

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Weberdenkmal vermutlich zur Einweihung

Es war Frau Mach vom Freundeskreis der Chronik Pankow die mich darauf hinwies, dass es sich einst um die Statue von Carl Maria von Weber handelte. Frau Mach war es auch, die mir diese historischen Aufnahmen gab. Sie selbst war als junge Frau Gast im einstigen Freilichttheater. Meine Neugier war geweckt.

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Weber-Sockel Christian Badel 25.06.2017

Und tatsächlich wurde ich in den Sammlungen der Deutschen Weber Stiftung fündig. Der am 18. oder 19.11.1786 in Eutin geborene Komponist, Dirigent und Pianist Carl Maria Friedrich Ernst von Weber war in Pankow. Das geht aus den Reise-Briefen Webers hervor.

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Historische Nachillustration Christian Badel 25.06.2017

In tagebuchähnlichen Eintragungen heißt es beispielsweise: „Sonntag 28. Juni 1812 Berlin, Pankow“ – nach Pankow zu Jord. Fried. gefahren, – mit Jettchen angezettelt, Kutscher Trinkgeld

Oder an anderer Stelle: „Mittwoch 22. Juli 1812 Berlin, Pankow“ – Mittag zu Hause, -Nachtische nach Pankow zu Kielemann und Hellwigs morgenden Geburts. gefeiert, gesungen, gespielt der arme Fuchs um 2 Uhr nach Hause fuhre.

Im Zusammenhang mit dem einstiegen Heidetheater stand Weber hier wohl goldrichtig. Frau Mach erzählte weiter, dass sich im Nachlass des Bildhauers eine Miniatur der Weber-Statue befand. Die Deutsche Weber Stiftung lehnte den Ankauf seiner Zeit ab. Der weitere Verbleib der Miniatur ist nicht bekannt.

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Christian Badel beim zeichnen des Weber-Sockels

Vielen Dank Christian für den schönen Nachmittag und die historische Illustration der Geschichte.

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Christian Badel (links), Christian Bormann (rechts) Juni 2017 Schönholz

Link zum Beitrag von Christian Badel

https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=1520016371394614&id=100001587964267

 

 

Video 22: Dreharbeiten mit der Drohne zum Dreiteiler Schönholzer Heide im April 2017.

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https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=1419531424784145&id=954046311332661

Autor: Christian Bormann, 05.06.2017

red.Bearbeitung: Martina Krüger, 26.06.2017

Illustrationen: Christian Badel, 25.06.2017

Fotos: Christian Bormann, Christian Badel, Jutta Mach (Freundeskreis der Chronik Pankow e.V.), Museum Pankow

Restaurant Bellevue Breite Straße

Der Rheinländer Anton Ringel war neben seinen Tätigkeiten als Gemeindevertreter und Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr seit 1890 auch Präsident des Deutschen Gastwirtsverband. Der Träger des Deutschen Kronenordens 4. Klasse gehörte zu den großen Pionieren der Pankower Gastronomie.

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Werbe-Dose Restaurant Bellevue 1900

Begonnen hatte er mit Ringels Gesellschaftshaus in der Kreuzstraße 3 bis 4, heute noch als Tanzschule Schmidt-Hutten am Bürgerpark bekannt. In der Kreuzstraße 5 verbrachte ich meine Kindheit. Wir sammelten gerne die alte Flaschenverschlüsse, die hier noch zu hunderten im Erdreich steckten.

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A. Ringel’s Bellevue Breite Straße 21a

Mit seinem Gesellschaftshaus sammelte Ringel erste Erfahrungen, bevor er 1888 das Bellevue eröffnete. Mit dem neuen Standort Breitestraße 21a, schräg gegenüber dem Rathaus, gehörte das Bellevue zu den ersten Adressen am Platz. Eine Haltestelle der Elektrischen Straßenbahn trug maßgeblich zum Erfolg bei. Hiervon zeugt die Werbedose von 1900. Es schien wohl nicht mehr erforderlich, auf die Adresse des bekannten Restaurants hinzuweisen. Viel wichtiger war die Erwähnung der Haltestelle.

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Tanzschule W. Tietz im Bellevue 1905

Der berühmte Tanzlehrer Wilhelm Tietz unterhielt hier 1900 seine Tanzschule. Das Museum Pankow ist noch im Besitz einer sehr seltenen Werbedose, mit der historischen Ansicht des Restaurants.

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M. Höpfner’s Restaurant Bellevue 1902

Die kleine Blechdose ist wohl spätestens 1900 entstanden, denn auf den Ansichtskarten ab 1902 wird bereits M. Höpfner als Inhaber genannt. Neben dem Bellevue befanden sich zur Jahrhundertwende etwa ein Dutzend Gastwirtschaften am Pankower Anger.

Autor: Christian Bormann, 15.02.2016
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016

U-Bhf Vinetastraße und die Hohenzollern-Berge in Schönholz

Seit 1913 betrieb die private Hochbahngesellschaft die „Centrumslinie“ vom Spittelmarkt bis Alexanderplatz, heute ein Teilstück der U2. Schon kurz darauf wurde die Linie bis zum Bahnhof Nordring, dem heutigen Bahnhof Schönhauser Allee weitergeführt. Die Dorfgemeinde Pankow forderte schon 1905 bei Bekanntwerden der Hochbahnpläne für Berlin eine Verlängerung bis zum Pankower Anger.

Christain Bormann, pankowerchronik
U-Bhf Vinetastraße 1959

Das Hochbahnviadukt zwischen U-Bhf Senefelder Platz und Bahnhof Nordring entstand mangels Kapitals. Es galt, die enormen Kosten vom Spreetunnel sowie der Tunnelanlagen Klosterstraße und Spittelmarkt zu kompensieren. Erst 1927 griff die Hochbahngesellschaft die Forderung der Pankower Gemeindevertreter nach einem eigenen U-Bahnhof auf. Die Bauarbeiten begannen noch im selben Jahr.

Christain Bormann, pankowerchronik
U-Bhf Vinetastraße 1960

Geplant war eine Verlängerung bis zur Pankower Kirche. Das Hochbahnviadukt wurde am Bahnhof Nordring von 12 Metern auf eine Stützenbreite zu 28,5 Meter erweitert und bis zur Bornholmer Straße verlängert. An der Berliner Straße begann die sogenannte Rampe, die in einen Erdtunnel führte. Die Strecke nach Pankow konnte nicht oberirdisch weitergeführt werden. Geplant war eine Verlängerung bis zum Pankower Anger, die U-Bahn hätte so den quer verlaufenden Damm der Stettiner Bahn am heutigen Bahnhof Pankow kreuzen müssen.

Christain Bormann, pankowerchronik
Hohenzollern-Berg Blickrichtung Sowjetisches Ehrenmahl Schönholz

Dies wäre nur unterirdisch möglich gewesen. Der U-Bhf Pankow-Vinetastraße nahm seinen Betrieb am 29.Juni 1930 auf. Die Planungen zum Zweiten Weltkrieg und die damit verbundenen Kosten verhinderten eine Weiterführung der U-Bahnlinie bis Pankow Kirche. Der Tunnel selbst reichte bis zur Masurenstraße hier befand sich unter der Berliner Straße die Kehranlage.

Christian Bormann
Auf dem Hohenzollern-Berg Schönholzer Heide 2015

So mussten sich die Pankower bis ins Jahr 2000 mit dem U-Bhf Vinetastraße zufrieden geben. Bei den Erdarbeiten 1927 entlang der Berliner Straße entstanden enorme Mengen an Abraum. Die Gemeinde war verantwortlich für die Entsorgung, so entschlos man sich kurzerhand, fast den gesamten Aushub in die Schönholzer Heide zu verbringen und für die Pankower Bevölkerung Rodelberge anzulegen. Am Ende der Heinrich-Mann-Straße sowie am Ende der Tucholskystraße befinden sich zwei Eingänge in die Schönholzer Heide.

Christain Bormann, pankowerchronik
Hohenzollern-Berg an der Friesenstraße Schönholzer Heide

Beide Eingänge liegen etwa 150 Meter voneinander entfernt. Die dort beginnenden Wege verjüngen ihren Abstand zueinander, bis sie an der Friesenstraße auf die höchste Erhebung in der Schönholzer Heide treffen. Zwischen beiden Wegen befinden sich abwechselnd große und kleine Erdhügel, zwischen ihnen befindet sich auch das versunkene Heide Theater. Dieser kleine „Bergkamm“ sowie die mit einer Steintreppe verzierte Erhebung an der Friesenstraße werden seit 1927 „Die Hohenzollern-Berge“ genannt.

Autor: Christian Bormann 23.11.2015
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016

Hoch auf dem gelben Wagen

Das Volkslied „Hoch auf dem gelben Wagen“ geht ursprünglich auf das 1879 von Rudolf Baumbach verfasste Gedicht „Der Wagen rollt“ zurück. Der Pankower Komponist und Apotheker Heinz Höhne vertonte das Gedicht 1922 unter dem Titel „Hoch auf dem gelben Wagen“.

Christian Bormann, pankowerchronik
Apotheker Heinz Höhne

Der 1892 geborene Heinz Höhne stammte aus einer musikalischen Familie. Als Kind bekam er Geigenunterricht und komponierte bereits mit 12 Jahren seine ersten Lieder. Nach dem Ersten Weltkrieg absolvierte er seine pharmazeutische Lehre und machte sein pharmazeutisches Staatsexamen in Berlin.

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Adler-Apotheke um 1920

Ab 1923 arbeitete Höhne in der Pankower Adler-Apotheke. Die Apotheke kaufte er 1936. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Apotheken in Ostdeutschland verstaatlicht. Heinz Höhne wurde Leiter mehrerer Apotheken in und um Berlin bis er sich 1965 aus dem Berufsleben zurückzog und 1968 verstarb.

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Tito 8.Juni 1965 Pankower Renner, im Hintergrund die Adler-Apotheke

In dem Volkslied ging es um das Leben und den Lauf der Dinge, beschrieben als Reise in einer Postkutsche. Deutschlandweite Bekanntheit erlangte das Lied erst 1973. Es war der Außenminister der Bundesrepublik Deutschland, Walter Scheel, der es zu Gunsten wohltätiger Zwecke am 6. Dezember 1973 in der ZDF-Show „Drei mal Neun“ sang.

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Adler-Apotheke 2015

Die von Polydor vermarktete Version wurde zum Kassenschlager. Ganze 15 Wochen hielt sich „Hoch auf dem gelben Wagen“ und erreichte als Bestplazierung Platz 5 der Deutschen Charts. Der 5 Jahre zuvor verstorbene Heinz Höhne erlebte diesen Durchbruch seiner Komposition nicht mehr.

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Walter Scheel 1973 im Tonstudio

Hoch auf dem gelben Wagen

Hoch auf dem gelben Wagen
sitz ich beim Schwager vorn.
Vorwärts die Rosse jagen,
Lustig schmettert das Horn.
Berge und Wälder und Matten,
wogen des Aehrengold.-
Möchte wohl ruhen im Schatten,
Aber der Wagen rollt.

Flöten hör‘ ich und Geigen,
Kräftiges Baßgebrumm;
Lustiges Volk im Reigen,
Tanzt um die Linde herum,
Wirbelt wie Laub im Winde,
Jubelt und Lacht und rollt.-
Bliebe so gern bei der Linde,
Aber der Wagen rollt.

Pastillon an der Schenke
Füttert die Rosse im Flug;
Schäumendes Gärstengetränke
bringt uns der Wirt im Krug.
Hinter den Fensterscheiben
Lacht ein Gesichtchen hold.-
Möcht so gern noch bleiben,
Aber der Wagen rollt.

Sitzt einmal ein Gerippe
Hoch auf dem Wagen vorn,
Trägt statt Peitsche die Hoppe,
Stundenglas statt Horn-
Ruf’ich „Ade ihr Lieben,
Die ihr noch bleiben wollt;
Gern wär’ich selbst noch geblieben,
Aber der Wagen rollt.

Autor: Christian Bormann 21.11.2015
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016