Der Veilchenstrauß vom Schlosspark

Zu Zeiten König Friedrich Wilhelm II. und seiner Gemahlin Elisabeth wuchsen im Schlosspark wunderschöne Veilchen. Als ein kleines Mädchen im Schlosspark von Pankow einen Strauß pflückte, trat eine schöne Dame an sie heran. Die Dame sagte zu dem kleinen Mädchen: „Dein Sträußchen gefällt mir sehr, würdest du es mir wohl schenken“? Mit einem artigen Knicks reichte das Mädchen der Unbekannten den Veilchenstrauß.

Schlosspark

Die Dame war hoch erfreut über die freundliche Geste, und sprach: „Mädchen wenn Du einmal Kummer oder eine Bitte haben solltest, so komm zu mir und lass mich dir helfen, denn ich bin deine Königin“. Geschwind eilte das Mädchen zu ihrem Vater nach Hause und berichtete ihm von ihrer Begegnung mit der Königin. Der Vater war Dr. August Hermann Karl Ramdohr, der Pfarrer von Pankow. Sogleich schrieb er der Königin einen Brief. Er berichtete ihr von den Nöten der Pankower und dem viel zu kleinen Gotteshaus.

alte Pfarrkirche

So soll Pankow durch einen kleinen Veilchenstrauß eine großzügig erweiterte Kirche erhalten haben.

Autor: Christian Bormann, 29.06.2014
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 06.02.2016

Quelle:
mündliche Überlieferung

Pankower gründet FC Bayern und ist 1. Präsident

Der am 28. September 1872 in Pritzwalk Brandenburg geborene Franz Adolf Lois John war Fotograf und Fußballfunktionär in Pankow.
Er gehörte zu den Hauptinitiatoren der Gründung des FC Bayern München und war von 1900 bis 1903 1. Präsident.
Als Pankower schloss er sich zunächst dem VfB Pankow an, hier machte er die Bekanntschaft mit Gustav Manning dem späteren Schriftführer des DFB.

Franz John

John machte eine Ausbildung als Fotograf in Jena. Nach seiner Ausbildung zog es ihn in den Münchener Stadtteil Schwabing. Hier wurde er Mitglied der Fußballabteilung des MTV 1879 München. Im Streit um den Beitritt zum Verband Süddeutsche Fußballvereine (SFV), verließen 11 Fußballer am 27.Februar unter Protest die Hauptversammlung. Unter der Führung Johns zogen sie weiter in das Restaurant Gisela und gründeten ihren eigenen Fußballverein. Der Münchener Fußballklub war geboren mit Franz John an seiner Spitze. Unter der Führung Johns entwickelte sich der Verein zur stärksten Kraft im Münchener Fußball. Noch im Jahr seiner Gründung trat der FC Bayern dem SFV bei. In Johns Zeit fällt auch die Überlassung des Schwabinger Grundstückes in der ClementStraße an den Verein. Franz John verließ 1903 den FC Bayern und übergab sein Präsidentenamt an Willem Heselink. Um 1904 zog es John nach Pankow zurück. Er betrieb ein Fotolabor in der Kreuzstraße 16.

Er übernahm auch hier die Präsidentschaft des VfB Pankow. Der FC Bayern wählte Franz John 1920 zum Ehrenvorsitzenden, 1936 erhielt er die Goldene Ehrennadel des Vereins. Vereinsamt starb er im Alter von 80 Jahren in Pankow, seine Spur verlor sich, bis sein vergessenes Grab in Fürstenwalde wiederentdeckt wurde. Fans des FC Bayern forderten die Wiederherstellung des abgelaufenen Grabes.

Grab von Franz John

Zum 100. Jahrestag seiner Gründung ließ der FC Bayern München auf dem verfallenen Grab Johns einen Gedenkstein aufstellen, der an seine Verdienste um den Verein erinnert.

Autor: Christian Bormann, 28.06.2014
Technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 25.01.2016

Quelle:
Mündliche Überlieferung
Pankowerchronik/Rat des Stadt Bezirks Pankow
Wikipedia

Die Frau vom Arkenberge

Vor einigen hundert Jahren soll es sich zugetragen haben, an einem heißen Sommertag im Juni. Der Schäfer von Lübars war gerade dabei seine Herde zu zählen, da sieht er ein merkwürdiges Gefährt auf sich zurasen. Der Schäfer staunt nicht schlecht als er eine gläserne Kutsche mit edlen Silberbeschlägen erkennt. Vier prächtige Rösser ziehen das zauberhafte Gefährt, aber nicht über die Landstraße, merkwürdiger weise direkt am Tegeler Fließ entlang, wo er mit seiner Herde weidete. Die gläserne Kutsche nähert sich mit hoher Geschwindigkeit, als er zwei Frauen erkennt, eine altmodisch und edel gekleidete Dame und ein junges Fräulein neben ihr. Das Fräulein hätte ihre Tochter sein können oder ihre Bedienstete. Der Schäfer grüßt und zieht sein Hut. Die edle Dame nickt freundlich mit dem Kopf zurück. Als die Kutsche einschwenkt um die Herde zu umfahren, passiert es. Eines der vier Räder löst sich, das Gefährt neigt sich bedrohlich, kippt aber nicht. Die zwei Frauen erschraken gewaltig. Darauf winkte die edle Dame den Schäfer zur Hilfe. Dieser beäugte verwundert die Kutsche, fand aber keinen Schaden. So rollte er das gläserne Rad wieder herbei. Eilig machte er sich ans Werk und schnitzte zwei neue Vorstecker um das Rad wieder zu befestigen. Als der Schäfer sein Werk vollbracht hatte, beugte sich die Dame hinunter, hob die herabgefallenen Späne auf und gab sie ihm mit den Worten „Nimm das zum Lohne“. Geschwind eilte die gläserne Kutsche von dannen. „Ein schöner Lohn“, dachte sich der verwundert zurückgebliebene Schäfer. Verärgert warf er die Späne zurück ins Feld. Erschöpft daheim angekommen, berichtete er sogleich seiner Frau von der wunderlichen Begegnung mit den zwei Frauen in der gläsernen Kutsche. Plötzlich fiel ein Goldstück klingend zu Boden. „Frau wo hast du das Goldstück her?“ – „Wieso ich?  Noch nie besaßen wir ein Goldstück“, erwiderte ihm seine Frau. „Es muss aus deinen Stiefeln gefallen sein“. Der Schäfer dreht seine Stiefel um da fallen abermals zwei Goldstücke zu Boden. „Das können nur die Späne gewesen sein“. „Dann war es die Frau vom Arkenberge“.  „Schnell. Reiche mir den Mantel. Ich muss die übrigen Späne holen, die ich weggeworfen habe“. So eilte der Schäfer geschwind zurück auf die Weide, doch suchte er die ganze Nacht vergebens. Der Wind hatte alles hinweggefegt.

Autor: Christian Bormann, 27.04.2014
Technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 25.01.2016

Quelle:
mündliche Überlieferung

Der Große Stein in Buchholz

Nordöstlich des Dorfkerns von Buchholz, unterhalb der alten Bucher Straße, die Buchholz und Buch verbindet, liegt er. Um 1900 entdeckten Bauern beim Tiefpflügen ihres Ackers einen Findling von 105 Tonnen Gewicht. In der Weichsel-Kaltzeit wurde er mit den Eismassen aus Skandinavien bis ins heutige Pankow-Buchholz geschoben. Sein Alter beträgt etwa 1400 Millionen Jahre. Mit einer Länge von 6,5 Meter und einer Breite von 4,5 Meter ist er ein wahrer Riesenbrocken. Seit seiner Entdeckung erzählen sich die Pankower die Sage vom Großen Stein in Buchholz.

große Stein in Buchholz

Der Sage nach soll zu Zeiten, als von Norden her noch Riesen unsere Gegend besucht haben, sich einer von ihnen unsterblich in ein wunderschönes Mädchen von Buchholz verliebt haben. Gegen ihren Willen nahm er sie mit, um sie in das Haus seiner Mutter zu bringen. Da er das widerspenstige Mädchen tragen musste, ermüdete der Riese schnell. Kaum hatte er sich gesetzt um kurz zu ruhen, schlief er auch schon ein. Das Mädchen aber lief so schnell sie konnte zurück. Als der Riese wieder erwachte und sah, dass seine Auserwählte fort war, packte ihn die Wut. Voller Zorn schleuderte er der Fliehenden einen Stein hinterher. Die Wut hatte sein Augenmaß getrübt, und der Stein verfehlte sein Ziel. Seither wurde in Buchholz kein Riese mehr gesehen.

Schild, Beschreibung am Fundort

Da es nicht möglich war den Stein zu heben, pflanzte man einige Linden ringsherum und machte ihn als Sehenswürdigkeit zugänglich. Am 22. Dezember 1931 wurde der Große Stein in Buchholz durch eine Verordnung des damaligen Polizeipräsidenten von Berlin unter Naturschutz gestellt.

Artikel Berliner Morgenpost

https://www.morgenpost.de/bezirke/pankow/article234930595/Pankow-schuetzt-105-Tonnen-schweren-Stein-vor-Rutsch.html

Autor: Christian Bormann, 25.06.2014
Technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 25.01.2016

Quellen:
mündliche Überlieferung
Wikipedia

Das Pankower Gröschlein

Zwischen Berliner Straße und Schulstraße erstreckte sich im 18. Jahrhundert ein ausgedehnter Park. Um 1750 wurde hier ein Kurfürstlicher Münzstempel gefunden. Peter Huffitz erwähnt in seiner Chronik von 1599 eine Münze mit dem Namen „Pankower Gröschlein“.

Bahrfeldt Pankow Gröschlein

Seither wird vermutet, dass sich an dieser Stelle eine Münzprägestätte befunden hat. Tatsächlich gibt es in alten Niederbarnimer Aufzeichnungen Berichte einer Münzprägestätte von Kurfürst Johann Cicero, eine Meile entfernt von der Panke. Johann Cicero hatte sich in Pankow einen Vogelherd anlegen lassen und war hier oft zu Gast. Im Bahrfeld-Katalog um 1890 ist das Pankower Gröschlein als Berliner Halbgroschen erwähnt. Er trägt das Datum 1496, zeigt Kreuz mit Zepterschild und hatte den Wert eines halben Märkischen Groschens.

Autor: Christian Bormann, 23.06.2014
Technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 25.01.2016

Quellen:
Sagen und Geschichten aus dem Norden Berlins/Barbara Keil
Numismatischer Katalog/Bahrfeld
Niederbarnimer Chroniken

Der Mörderberg in Pankow-Blankenburg

Bei dem Mörderberg handelt es sich nicht wie man vermuten könnte um einen spätmittelalterlichen Henkersplatz. Der Mörderberg, wobei es sich eher um eine kleine landschaftliche Erhebung als einen Berg handelt, ist auch als Marderberg bekannt.

Mörderberg

Friedrich I. kaufte 1705 bei Blankenburg ein sumpfiges, modriges Gelände mit Teichen und Feuchtwiesen. Aus Modder- wurde Marder und zu guter Letzt der heutige Name Mörderberg. In den letzten Jahren gab es Bemühungen von Lobbyisten der FDP die Bushaltestelle der Linie 154 umbenennen zu lassen. Die Kinder würden sich fürchten, an einer Haltestelle auszusteigen, die Mörderberg heißt. Die Pankower Bezirksverordnetenversammlung entschied dagegen, da die Lobbyinteressen des benachbarten Golfklubs zu offensichtlich waren.

Polizeikaserne Blankenburg

Heute sind am Mörderberg noch verlassene Polizeikasernen zu sehen.

Autor: Christian Bormann, 22.06.2014
Technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 25.01.2016

Quellen:
mündliche Überlieferung
diverse Medienberichte
BVV

Die Seufzerallee im Schlosspark Pankow

Seit König Friedrich II. 1740 seinen Thron bestieg, lebte er getrennt von seiner Gemahlin Elisabeth Christine. Mit den Worten „Hier lass dich nieder, hier kannst du Schön Husen“, soll er sie nach Schloss Schönhausen ausquartiert haben. Auch zur Einweihung des Schlosses Sanssouci war sie nicht geladen. Jeder königliche Gast der in die Friedrichstadt wollte, hatte zuvor einen Antrittsbesuch bei Elisabeth Christine in ihrem Schloss Schönhausen zu machen.

Seufzerallee Schlosspark Pankow

Der König selbst soll mehrfach im „Alten Krug von Pankow“ Quartier bezogen haben, wenn er zum Geburtstag seiner Gemahlin nach Pankow kam. Der „Alte Pankower Krug“ stand einst dort, wo südlich der Pfarrkirche am Anger die alte Kaufhalle stand. Die Königin soll oft, sehr traurig über ihre Beziehung, seufzend durch ihren Schlosspark gezogen sein. Fast parallel zur Schlossstraße verläuft eine alte Kastanienallee durch den Schlosspark.

Seufzerallee Schlosspark Pankow

Vom jetzigen Kinderspielplatz ausgehend endet sie am alten Gartentor von Schloss Schönhausen. Seither von den Pankowern „Seufzerallee“ genannt, erinnert sie heute noch an Elisabeth Christine und ihre unglückliche Beziehung mit Friedrich II.

Autor: Christian Bormann, 22.06.2014
Technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 25.01.2016

Quellen:
mündliche Überlieferung
Nord Berliner Sagen und Geschichten/Barbara Keil

Unsere Panke

Der Name Panke lässt sich am ehesten aus dem slawischen ableiten, übersetzt „Fluss mit Strudeln“. Ihre Quelle entspringt nordöstlich von Bernau auf dem Roten Feld. Auf diesem Feld sollen die Bernauer 1492 eine blutige Schlacht gegen die Hussiten geführt haben. Das Feld war so von Blut durchtränkt, dass es seither das „Rote Feld“ genannt wurde. Die Bernauer leisteten erbitterten Widerstand. Sie gossen heißen Brei von den Zinnen des Stadtmauerganges. Dieser war wohl Treberflüssigkeit aus den zahlreichen Brauhäusern der Stadt. Hiervon zeugt heute noch der bekannte Ausspruch: „Bernauer Bier und heißer Brei machen die Mark hussitenfrei“.

Panke Parkstraße Böschungsbau 1906
Böschungsbau der Panke Parkstraße 1906

Oberirdisch ist die Pankequelle nicht mehr zu finden, da das Rote Feld in den letzten Jahrhunderten mehrere Meter aufgeschüttet wurde. Rings um die Quelle befinden sich frühzeitliche Jagdplätze, auf denen sich heute noch Feuersteinwerkzeuge finden lassen. Erst in der Nähe der Bundesstraße 2 fließt die Panke wieder oberirdisch, nach etwa zwei Dritteln ihres Verlaufes erreicht sie Pankow. Der heutige Verlauf zwischen den Pankower Karpfenteichen und Wedding ist nicht mehr der ursprüngliche.

Panke Schlosspark

Panke im Schlosspark 2014

Im 13. Jahrhundert legte Kurfürst Johann Cicero einen künstlichen Graben an. Damit schuf er eine Insel für seinen Vogelherd. Parallel zur Panke verläuft die Parkstraße. Hier steht die „Herz Jesu Kapelle“ auf einem kleinen Hügel zwischen Straße und Panke. Bei dem kleinen Hügel handelt es sich um die Reste des slawischen Walls Pankow. Bei Bauarbeiten an der Kapelle wurde ein Eisschrank entdeckt. In der slawischen Übersetzung heißt „Pan“- Herr und „kow“- hain, also Herren-Hain. Von Bernau bis Pankow sind heute noch Urnenfelder und Opferhaine erhalten geblieben. An Absenkungen der westlichen Umfassungsmauer des alten Krankenhaus Pankow lässt sich noch der ursprüngliche Verlauf der Panke erahnen. Bei Erdarbeiten zum Bau des alten Krankenhauses stieß man auf einige Opfergaben vermutlich aus dem 9. bis 11. Jahrhundert, ebenso wie in Berlin-Buch, wo ein ganzer Bronzehortfund entdeckt wurde, Schwerter verschiedener Typen, Lanzenspitzen und vieles mehr. In älteren Aufzeichnungen wird davon berichtet, dass die Panke im Schlosspark von königlichen Gästen mit Gondeln befahren wurde.

Panke Schlosspark

Königlicher Wasserfall im Schlosspark 1900

Im 16. Jahrhundert stand im jetzigen Bürgerpark eine Papiermühle, im 19. Jahrhundert wurde sie durch ein Pankehochwasser zerstört. Auf Höhe der Ossietzkystraße befand sich zur Jahrhundertwende eine beliebte Badestelle. Auch im nordwestlichen Teil des Bürgerparks, hinter der Vogelvoliere, konnte bis 1925 gebadet werden.

Panke Bürgerpark

Panke Bürgerpark 2014

Im 16. Jahrhundert war die Panke noch so tief, dass der Legende nach der „Raubritter und Pankgraf Udo mit der gespaltenen Klaue“ in ihr ertrunken sein soll. Einst mündete die Panke nach ca. 30 km in die Spree. Hiervon zeugt heute noch das schwarze Loch in der Ufermauer vor dem Berliner Ensemble. Nach ihrem umgestalteten Verlauf fließt die Panke, nachdem sie Pankow verlassen hat, nur noch als Grenzfluss zwischen Wedding und Mitte in den Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal.

Autor: Christian Bormann, 20.06.2014
Technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger

Quellen:
Pankow im Wandel der Geschichte/Bebra Verlag
Sagen und Geschichten aus dem Norden Berlins/Barbara Keil
Pankow Chronik eines Berliner Stadtbezirks/Rat des Stadtbezirks Berlin Pankow
Archivbilder Berlin Pankow/Sutton Verlag
Berliner Ur & Früh Geschichte/Märkisches Museum Berlin

Bolle reiste jüngst zu Pfingsten, – Wer war Bolle?

„Bolle reiste jüngst…“
Wer war „Bolle“ eines der bekanntesten Berliner Volkslieder besingt „Bolle“. „Bolle“ als echte Person gab es nicht.

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historische Bolle-Postkarte aus Pankow

Der Name steht vielmehr für den typischen Berliner, der nach harter Arbeit werktags oder am Wochenende sein Vergnügen in Pankow suchte. Durch Vorstadtwagen und Kremserfahrten, nicht zuletzt auch durch seine gute Luft, war Pankow im 19. Jahrhundert einer der beliebtesten Berliner Ausflugsorte. In der Schönholzer Heide sowie in unzähligen Schankstuben, Biergärten, Badeanstalten und Theatern, tobte der „Berliner Mob“. So auch besungen im Lied, „Bolle reiste jüngst …“ Das „Bollelied“ gibt es in einigen verschiedenen Varianten.

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Bollezeichnung von Christian Badel für pankowerchronik de 2017

Liedtext:

Bolle reiste jüngst zu Pfingsten

Bolle reiste jüngst zu Pfingsten, Pankow war sein Ziel.
Da verlor er seinen Jüngsten janz plötzlich im Jewühl.
‚Ne volle halbe Stunde hat er nach ihm jespürt.
Aber dennoch hat sich Bolle janz köstlich amüsiert.

In Pankow jab’s keen Essen, in Pankow jab’s keen Bier.
War allet uffjefressen von fremden Leuten hier.
Nich‘ ma‘ ’ne Butterstulle hat man ihm reserviert!
Aber dennoch hat sich Bolle janz köstlich amüsiert.

Auf der Schönholzer Heide, da jab’s ’ne Keilerei,
Und Bolle jar nich‘ feige, war mittenmang dabei,
Hat’s Messer raus jezogen, und Fünfe massakriert.
Aber dennoch hat sich Bolle janz köstlich amüsiert.

Es fing schon an zu tagen, als er sein Heim erblickt.
Das Hemd war ohne Kragen, das Nasenbein zerknickt.
Das linke Auge fehlte, das rechte marmoriert.
Aber dennoch hat sich Bolle janz köstlich amüsiert.

Als er nach Haus jekommen, da ging’s ihm aber schlecht.
Da hat ihm seine Olle janz mörderisch verdrescht!
Ne volle halbe Stunde, hat sie auf ihm poliert.
Aber dennoch hat sich Bolle janz köstlich amüsiert.

Und Bolle wollte Sterben, er hat sich’s überlegt:
Er hat sich uff die Schienen der Kleinbahn druffjelegt.
Die Kleinbahn hat Verspätung, und vierzehn Tage druff,
Da fand man unseren Bolle als Dörrjemüse uff.

Geschichte: Bolle, Badel und Bormann

Autor: Christian Bormann, 18.06.2014

Zeichnung: Christian Badel – www.kikifax.de

Technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 25.01.2016

Quelle: mündliche Überlieferung Wikipedia

Die Legende der Pankgrafen

Die Pankgrafen sollen ein mittelalterliches Raubrittergeschlecht gewesen sein. Die Reichen der Mark fürchteten sie. Sie lehnten sich gegen die herrschende Obrigkeit auf, verweigerten Steuern und sonstige Abgaben. Auf Handelswegen lauerten sie reichen Kaufleuten auf und beraubten sie.

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Zu ihnen gehörte auch Graf Udo mit der gespaltenen Klaue. Zu all seinen Untugenden gehörte auch die Trunksucht. Der Ritter Graf Udo soll 1631 volltrunken und in voller Rüstung in die Panke gesprungen sein, wo er jämmerlich ertrank. Auf Grund seiner Untaten soll sein Geist nie zur Ruhe gekommen sein. So taucht er alle 50 Jahre als Nebelschatten wieder auf. Vor 100 Jahren gab es noch die Bierstube zum Pankgrafen. Heute erinnern noch die Pankgrafenstraßen in Alt-Pankow und Berlin-Buch an sie. Unabhängig von dieser alten Sage gibt es heute noch Pankgrafen. In zeitgenössischen Quellen werden sie auch als örtliche Schutzmacht beschrieben.

Autor: Christian Bormann, 15.06.2014
Technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 25.01.2016

Quelle:
mündliche Überlieferung