„Das El Dorado der bronzezeitlichen Archäologie“, so wird Berlin-Buch in der Welt der Wissenschaft aufgrund seiner zahlreichen Hortfunde aus der Bronzezeit genannt. Wie zuletzt 2010 bei Rettungsgrabungen an der A10 bei Buch. Doch nicht alle Bodenfunde finden gleich Ihren Weg ins Museum.
Karower Teiche mit Blick nach Osten zur Fundstelle 1984, Foto Juli 2021
Es war das Jahr 1984, als mehrere Bauarbeiter bei Tiefbauarbeiten östlich der Karower Teiche auf einen bronzezeitlichen Schatz stießen. Es war ein sogenannter Hortfund. Mit dem Begriff Hortfund ist ein versenktes oder vergrabenes Depot gemeint, das nicht der Bestattung oder der Müllentsorgung diente, zum Beispiel vergrabene Opfergaben wie in Buch.
Teil des geraubten bronzezeitlichen Hortfunds von Berlin-Buch
Statt den Fund zu melden, wie es auch in der DDR rechtlich verpflichtend war, teilten die Bauarbeiter den Bronzeschatz unter sich auf. Es sollte fast ein halbes Jahrzehnt vergehen, bis die staatliche Denkmalpflege Wind von der Sache bekam. Die Räuber konnten ermittelt werden und ein Teil des Schatzes wurde gerettet.
Bronzezeitliches Siedlungsgebiet westlich der Karower Chaussee, Foto Juli 2021
Sichergestellt wurden zwei Möringschwerter ((L. 63,5 u. 65,5 cm), eine abgebrochene Lanzenspitze (L. 23,5 cm), ein Antennenschwertgriff (L. 12,5 cm) und ein Nierenknaufschwert (L. 55,5 cm). Vermutet wird, dass es sich um einen Totenschatz handelt. Seine Herkunft wird auf die jungbronzezeitliche Siedlung aus dem 8. und 9. Jahrhundert vor unser Zeit westlich der Karower Chausee verortet.
Karower Teiche Richtung Osten, Foto Juli 2021
Der Bronzeschatz war vermutlich wesentlich größer und beinhaltete noch mehr Waffen sowie Schmuckstücke. Die Karower Teiche sind seit jeher Fundplatz zahlreicher Bodenfunde aus verschiedenen kulturellen Zeitabschnitten der Frühgeschichte vom Jungneolitikum über die Bronzezeit bis zu den Germanen.
Autor: Christian Bormann
Red. Bearbeitung: Martina Krüger
Bilder: Christian Bormann, Märkisches Museum, Komunale Arbeitsgemeibschaft „Region Geidekrautbahn“,
Die Geschichte der Pankgrafen reicht bis in die Zeit des mittelalterlichen Raubrittertums. Urkundlich nachweisen lässt sich die Pankgrafenschaft ab 1381. Schon wärend der Hussitenkriege in der Mark wurden die Pankgrafen in Landsknechtliedern besungen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg verliert sich der Orden. Im Jahr 1881 erfolgt die Wiederbegründung der Pankgrafen-Vereinigung von 1381.
In Pankow sprach man schon im 17.Jahrhundert über die Legende von Pankgraf Udo mit der gespaltenen Klaue. Zu seinen Untugenden gehörte auch die Trunksucht. So stürzte er sich der Legende nach 1631 betrunken in voller Rüstung in die Panke, wo er jämmerlich ertrank. Seither taucht Udo alle 50 Jahre als Nebelschatten auf. In einer zweiten, zu ihrer Wiederbegründung im 19. Jahrhundert selbst geschaffenen Legende, wird Udo zum Urgraf Udo mit der gespaltenen Klaue. Er soll es gewesen sein der die Pankgrafschaft 1381 gründete.
Anlass hierfür soll die Schlacht am Lausefenn gewesen sein. Gemeinsam mit anderen rechtschaffenen Rittern schlug Udo das räuberische Gesindel in die Flucht. Die siegreichen Friedensbringer sollen sich daraufhin zum Ritterorden der Pankgrafen vereinigt haben. Das Jahr 1631 wird zu 1381. Dieser Legende nach stürzte sich Udo mit der gespaltenen Klaue aus Gram darüber, dass sein geliebter Fluss zugeschüttet werden sollte, in die Panke. Auch in dieser Legende nach ertrank Udo und tauchte alle 50 Jahre als Nebelschatten auf, allerdings um sich zu versichern, dass es die Panke noch gab.
Die Pankgrafen lebten stets in der Nähe der Panke. Die Dörfer Wedding, Reinickendorf und Pankow waren ihre Heimat. Das die Pankgrafen oft Pankow zugeordnet werden, erklärt sich aus ihrem verstärkten Wirken aus Pankow heraus. Hier hinterließen sie auch die meisten Spuren. Beispielhaft hierfür ist das in den 1890er Jahren erbaute Wirtshaus zum Pankgrafen in der Schlossstraße 6 in Pankow, heute Ossietzkystraße. Feierliche Eröffnung war am 25.März 1896. Das Wirtshaus hatte eine angeschlossene Flussbadeanstalt an der Panke und einen Biergarten, der 4000 Besucher faste.
Der bekannteste Pankower Pankgraf war vermutlich der Fotograf Richard Kasbaum. Kasbaum hinterließ die sogenannte Kasbaum-Villa im Majakowskiring. Die Villa wurde 1900 bis 1901 im neoklassizistischen Stil errichtet. Das Grundstück hatte er gut gewählt. In Sichtweite des Schlosses Schönhausen und des Vereinshauses seiner Bruderschaft. Aus dem Biergarten vom Wirtshaus konnte jeder seiner Ordensbrüder sein imposantes Heim sehen. Nachdem das Baden in der Panke Anfang der 1920er Jahre verboten wurde, ging auch das Wirtshaus allmählich zugrunde. Die Pankgrafen zogen sich aus Pankow zurück.
Ihr neues Hauptquartier lag ebenfalls in der Nähe zur Panke, in der Chausseestraße 110 in Berlin-Mitte. Auch dieses Quartier wurde später aufgegeben. Der heutige Sitz des Ritterordens „Alte Pankgrafenvereinigung von 1381 zu Berlin bey Wedding an der Panke“ befindet sich in der Mohrenstraße 63 in Berlin Mitte. Ein weiterer Pankower Pankgraf war Carl Schmidt genannt Schinderschmidt. Schinderschmidt war Architekt und Bauherr des in der Pankgrafenstraße/ Ecke Pestalozzistraße stehenden Gebäudes. Zu seinen Bauten gehören unter anderem auch auch der Rathausanbau und das alte Gesundheitshaus Pankow.
Auf einem kleinen Vorsprung in der Fassade steht die Figur eines überlebensgroßen Pankgrafen. Eine Privatinitiative sanierte das Mehrfamilienhaus 2003 denkmalgerecht. Das Wohnhaus von Carl Schreier steht ebenfalls wie die Kasbaum-Villa in direkter Nachbarschaft zu Schloss Schönhausen und dem Wirtshaus zum Pankgrafen.
Um 1900 hatten die Biergartenbesucher und Ordensbrüder freie Sicht auf beide Häuser. Damals war die Sichtachse zur Pankgrafenstraße noch nicht verbaut.
Wenn aus der Panke Silber Quell
statt Wasser flosse Bier
dann säße ich an jener Stell
so aber sitz ich hier
Autor: Christian Bormann, 04.10.2015
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016
Luftbild: Guido Kunze, 09.02.2018
Erbaut wurde das Wirtshaus in den 1890er Jahren direkt an der Pankebrücke, auf der damaligen Schlossstraße, die heutige Ossjetzkystraße. Verantwortlicher Architekt war Christian Müller. Die Betreiber wollten ihr Haus „Zum Pankgrafen“ nennen. Hierfür brauchten sie die Genehmigung der Ordensgemeinschaft.
Wirtshaus und Badeanstalt zum Pankgrafen
Nachdem sie selbst der Pankgrafenschaft beigetreten waren, erhielten sie die Zustimmung. Am 25. März 1896 wurde das Wirtshaus zum Pankgrafen mit einem Festmahl feierlich eröffnet. Der geheime Ordensrat der Pankgrafenschaft belehnte das Wirtshaus mit der Pankgräflichen Kruggerechtigkeit für alle Zeiten.
Pankgraf mit Badeanstalt 1900
Allein der Biergarten fasste 4000 Besucherplätze. Zum Wirtshaus gehörte auch eine Badeanstalt am Pankeufer. Durch zunehmende Verschmutzung der Panke wurde das baden in den 1920er Jahren verboten. Das galt für alle Pankebäder in Pankow.
Badeanstalt zum Pankgrafen an der Panke um 1900
Im Gegensatz zur Pankgrafenschaft überstand das Gebäude den 2.Weltkrieg nicht. Abgesehen von historischen Postkarten erinnert heute nichts mehr an das Wirtshaus zum Pankgrafen. Am einstigen Standort im Schlosspark, vor den Toren von Schloss Schönhausen, befindet sich heute nur noch Grünfläche.
Wirtshaus zum Pankgrafen und Panke
Erhalten geblieben ist bis heute das pompöse Haus des Fotografen Kasbaum. Die sogenannte Kasbaum-Villa im Majakowskiring. Kasbaum war selbst Pankgraf. Die Kasbaum-Villa war keine hundert Meter vom Wirtshaus entfernt.
Biergarten zum Pankgrafen um 1900
Wenn aus der Panke Silber Quell
statt Wasser flosse Bier
dann säße ich an jener Stell
so aber Sitz ich hier!
Autor: Christian Bormann 01.04.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2013
Im Zuge der Eingemeindung von Pankow nach Groß-Berlin um 1920 galt es, die Brücke über die Panke, Schönholzer Straße/Ecke Kreuzstraße, neu zu gestalten. Die Ratsherren entschieden sich bei der Neugestaltung der Pankebrücke für den Entwurf von Alexander Poeschke. Knapp 2 Jahre später gestaltete Poeschke auch den westlichen Erweiterungsbau des Rathauses Pankow in der Neuen Schönholzer Straße.
Denkmalgeschützte Pankebrücke 2015
Der um 1925 ausgeführte Neubau der Brücke sah einen Kiosk mit Toilettenhäuschen im Kellergeschoss vor. Dem Kiosk schließt sich eine Pergola mit schmiedeeisernen Zauneinsätzen und einem Löwenkopf-Brunnen an.
Löwenkopfbrunnen Pankebrücke 2015
Hiervon ausgehend zieht sich eine verputzte Steinmauer bis zur Ecke Kreuzstraße. Die Mauer wurde mit drei im Kreis aneinander hängenden Putten gekrönt. Dieses Figurenensemble aus der Weimarer Zeit wurde bei den Berlinern schnell als „Die Pankower Drillinge“ bekannt.
„Pankower Drillinge“ 2014
Von 2010 bis 2011 wurde das gesamte denkmalgeschützte Brückenbauwerk mit Ausnahme des Kiosks im Rahmen eines EU-Förderprogrammes für Infrastrukturmaßnahmen abgetragen und neu errichtet. Die Pankower Drillinge wurden hierbei restauriert und erstrahlen heute wieder neu im alten Glanz.
Autor: Christian Bormann 20.10.2014
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 06.02.2016
Der Name Panke lässt sich am ehesten aus dem slawischen ableiten, übersetzt „Fluss mit Strudeln“. Ihre Quelle entspringt nordöstlich von Bernau auf dem Roten Feld. Auf diesem Feld sollen die Bernauer 1492 eine blutige Schlacht gegen die Hussiten geführt haben. Das Feld war so von Blut durchtränkt, dass es seither das „Rote Feld“ genannt wurde. Die Bernauer leisteten erbitterten Widerstand. Sie gossen heißen Brei von den Zinnen des Stadtmauerganges. Dieser war wohl Treberflüssigkeit aus den zahlreichen Brauhäusern der Stadt. Hiervon zeugt heute noch der bekannte Ausspruch: „Bernauer Bier und heißer Brei machen die Mark hussitenfrei“.
Böschungsbau der Panke Parkstraße 1906
Oberirdisch ist die Pankequelle nicht mehr zu finden, da das Rote Feld in den letzten Jahrhunderten mehrere Meter aufgeschüttet wurde. Rings um die Quelle befinden sich frühzeitliche Jagdplätze, auf denen sich heute noch Feuersteinwerkzeuge finden lassen. Erst in der Nähe der Bundesstraße 2 fließt die Panke wieder oberirdisch, nach etwa zwei Dritteln ihres Verlaufes erreicht sie Pankow. Der heutige Verlauf zwischen den Pankower Karpfenteichen und Wedding ist nicht mehr der ursprüngliche.
Panke im Schlosspark 2014
Im 13. Jahrhundert legte Kurfürst Johann Cicero einen künstlichen Graben an. Damit schuf er eine Insel für seinen Vogelherd. Parallel zur Panke verläuft die Parkstraße. Hier steht die „Herz Jesu Kapelle“ auf einem kleinen Hügel zwischen Straße und Panke. Bei dem kleinen Hügel handelt es sich um die Reste des slawischen Walls Pankow. Bei Bauarbeiten an der Kapelle wurde ein Eisschrank entdeckt. In der slawischen Übersetzung heißt „Pan“- Herr und „kow“- hain, also Herren-Hain. Von Bernau bis Pankow sind heute noch Urnenfelder und Opferhaine erhalten geblieben. An Absenkungen der westlichen Umfassungsmauer des alten Krankenhaus Pankow lässt sich noch der ursprüngliche Verlauf der Panke erahnen. Bei Erdarbeiten zum Bau des alten Krankenhauses stieß man auf einige Opfergaben vermutlich aus dem 9. bis 11. Jahrhundert, ebenso wie in Berlin-Buch, wo ein ganzer Bronzehortfund entdeckt wurde, Schwerter verschiedener Typen, Lanzenspitzen und vieles mehr. In älteren Aufzeichnungen wird davon berichtet, dass die Panke im Schlosspark von königlichen Gästen mit Gondeln befahren wurde.
Königlicher Wasserfall im Schlosspark 1900
Im 16. Jahrhundert stand im jetzigen Bürgerpark eine Papiermühle, im 19. Jahrhundert wurde sie durch ein Pankehochwasser zerstört. Auf Höhe der Ossietzkystraße befand sich zur Jahrhundertwende eine beliebte Badestelle. Auch im nordwestlichen Teil des Bürgerparks, hinter der Vogelvoliere, konnte bis 1925 gebadet werden.
Panke Bürgerpark 2014
Im 16. Jahrhundert war die Panke noch so tief, dass der Legende nach der „Raubritter und Pankgraf Udo mit der gespaltenen Klaue“ in ihr ertrunken sein soll. Einst mündete die Panke nach ca. 30 km in die Spree. Hiervon zeugt heute noch das schwarze Loch in der Ufermauer vor dem Berliner Ensemble. Nach ihrem umgestalteten Verlauf fließt die Panke, nachdem sie Pankow verlassen hat, nur noch als Grenzfluss zwischen Wedding und Mitte in den Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal.
Autor: Christian Bormann, 20.06.2014
Technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger
Quellen:
Pankow im Wandel der Geschichte/Bebra Verlag
Sagen und Geschichten aus dem Norden Berlins/Barbara Keil
Pankow Chronik eines Berliner Stadtbezirks/Rat des Stadtbezirks Berlin Pankow
Archivbilder Berlin Pankow/Sutton Verlag
Berliner Ur & Früh Geschichte/Märkisches Museum Berlin
Bormann's Pankower Chronik. Sagen, Mythen und Legenden aus Pankow. Autor Christian Bormann.