Die Entdeckung gelang mir bereits 1999, bis heute habe ich sie jedoch geheim gehalten. Es geht um etwa 80 laufende Meter innerdeutsche Staatsgrenze vom 13. August 1961 im Urzustand. Das letzte noch existierende Stück Berliner Mauer 1 im Originalzustand.

Im Urzustand heißt: die erste Generation der Behelfsmauer mit kompletten Antipersonenaufbau. Der auf der ganzen Welt bekannte Stacheldraht, ergänzt durch Strom und Alarmdrähte.

Selbst die Verteileranschlüsse der Alarmdrähte sind noch vorhanden. Es handelt sich nicht um einen extra errichteten Mauerstreifen. Wie am 13. August 1961 beim hastigen Mauerbau üblich, wurden bestehende Bauwerke mit einbezogen.

Die 80 Meter Staatsgrenze wurden auf der Außenwand mehrerer zerbombter Mietshäuser in der Schützenstraße Schönholz errichtet.

Die zerstörten Mauerteile wurden mit weißen Steinen wieder aufgemauert und Lücken geschlossen. Die Kellerzugänge der Häuser wurden gesprengt und mit Trümmern beschwert.

Der Sperrstreifen musste zur besseren Verteidigung teilweise beräumt werden, um freies Schussfeld Richtung Osten zu haben.

Von den im 2. Weltkrieg beim Angriff auf den Verladebahnhof Pankow-Schönholz zerbombten Wohnhäusern an jener Stelle ließen die Grenztruppen nur zwei Außenmauern stehen.

Die Trümmerreste wurden auf Loren in die Schönholzer Heide gebracht. Im Prinzip kann man sagen, dass die Wohnhäuser nur die Straßenseite gewechselt haben. Sie liegen heute gut sichtbar auf dem Grundstück des Schützenhaus Schönholz.

Es ist der etwa 4 Meter hohe Schussfang, der die Anlage umgibt. Bei Begehungen des Schussfangs wurde schnell klar, dass es sich bei den Trümmern nicht nur um die Wohnhäuser der Schützenstraße handeln.

Zu meinem Erstaunen fanden sich hier auch Reste vom Vergnügungspark Traumland Schönholz und dem später darauf errichteten Zwangsarbeiterlager Luna Lager Schönholz.

Mehreren Zufällen der Geschichte ist es zu verdanken, dass diese 80 Meter Mauer 1 noch stehen. Nur 200 Meter weiter befand sich der erfolgreichste Fluchttunnel der DDR.

Mehreren hundert Menschen soll die Flucht durch den Pankower Friedhofstunnel gelungen sein. Die DDR-Führung reagierte schnell. Der Friedhof wurde teilweise beräumt um einen Todesstreifen zu errichten.

Die im Anschluss daran gebaute Grenzanlage bestand aus den heute noch bekannten L-Teilen der Vorlandmauer, eine rückwärtige Mauer Richtung West-Berlin gab es hier nicht.

Als Ersatz diente die S-Bahntrasse Wollankstraße und Schönholz. Der zweite Zufall der Geschichte baute auf dieser baulichen Abweichung auf.

Während die gut sichtbare und allen bekannte Vorlandmauer in Pankow abgetragen und auf dem Mauerfriedhof Brehmestraße geschreddert wurde, blieb die echte Berliner Mauer von 1961 auf dem Eckgrundstück Schützenstraße bis heute unerkannt stehen.

Ich habe das Grundstück jetzt 18 Jahre unter Beobachtung. Heute Nachmittag war ich mit unserem Drohnenpilot Guido Kunze zur Dokumentation des Zustands der technischen Anlagen und der Maueraufbauten verabredet.
In Anbetracht des guten, aber von Verwitterung bedrohten Zustands der Anlage und dem Risiko, dass ich eventuell anrückende Bagger zu spät bemerke, habe ich mich entschieden meinen Fund heute öffentlich zu machen und zu melden. In meinen Augen handelt es sich hierbei um ein Bauwerk von herausragender kultureller Bedeutung und damit von besonderem historischen Wert. Ich hoffe, dass die zuständigen Ämter meine Begeisterung teilen und zeitnah tätig werden.

Parallel zur dieser Veröffentlichung wurde das Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie, sowie die Pressestelle des Bezirksamt Pankow schriftlich über den Fund informiert und aufgefordert, sich umgehend für den vorläufigen Schutz der Anlage einzusetzen.
Videoclip: erhaltene Berliner Mauer Pankow-Schönholz 2018
Haftungsausschluss: Dieses Video wird ausschließlich von Caters News verwaltet. Für die Lizenzierung oder Nutzung in einem kommerziellen Player wenden Sie sich bitte an info@catersnews.com oder rufen Sie uns an unter +44 121 616 1100 / +1 646 380 1615.
Disclaimer: This video is exclusively managed by Caters News. To license or use in a commercial player please contact info@catersnews.com or call +44 121 616 1100 / +1 646 380 1615
360° Panorama Grenzanlage Schönholz und Schützengelände in der Heide 2018

Haftungsausschluss: Dieses Video wird ausschließlich von Caters News verwaltet. Für die Lizenzierung oder Nutzung in einem kommerziellen Player wenden Sie sich bitte an info@catersnews.com oder rufen Sie uns an unter +44 121 616 1100 / +1 646 380 1615.
Disclaimer: This video is exclusively managed by Caters News. To license or use in a commercial player please contact info@catersnews.com or call +44 121 616 1100 / +1 646 380 1615
Autor: Christian Bormann, 21.01.2018
Bilder: Christian Bormann, Guido Kunze, Bundesarchiv
Dieser Beitrag ist für meine liebe Freundin Martina Kopera.
Martina ich wünsche Dir viel Kraft und bin in Gedanken bei Dir.
Chris