Archiv der Kategorie: alter Nordbahnhof-Pankow-Wollankstraße

Die Berliner Wagenachsen Fabrik

Die Berliner Wagenachsenfabrik in Pankow wurde 1884 von Leuthold Gieseke gegründet. Auf den Grundstücken Schulzestraße 29-34 nahm das Unternehmen von Leuthold Gieseke, später Eggebrecht und Schumann, seinen Anfang.
Haupttätigkeit war die Herstellung von Achsen und Patentachsen für Automobile und Lastkraftwagen.

Postkarte der Berliner Wagenachsenfabrik in Pankow
Reklame Berliner Wagenachsen Fabrik

Das Unternehmen gehörte damals zu den führenden Gewerbebetrieben in Pankow. Die Berliner Wagenachsenfabrik wuchs so rasant, dass der Betrieb erweitert wurde, hierzu kaufte Gieseke die Grundstücke Schulzestraße Nr. 27, 28, 32 und 33 hinzu.
Die Postkarte zeigt die Fabrik im Jahr 1895, im Hintergrund ist der alte Nordbahnhof Pankow, heute S-Bhf Wollankstraße zu sehen.

Fabrik der Berliner Wagenachsenfabrik in Berlin Pankow
Wagenachsenfabrik Schulzestraße

Vom Grundstück Schulzestraße 32 führte ein eigener Privatweg von der Fabrik zum Bahnhof. Auf dem ehemaligen Fabrikgelände steht heute ein Garagenkomplex, der zu DDR-Zeiten aufgrund der Berliner Mauer nur mit Passierschein zu betreten war.

Autor: Christian Bormann, 22.11.2014
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 30.03.2016

Der Mauerfriedhof Pankow Brehmestraße

Nach dem Fall der Mauer 1989 wurde Mitte Juni 1990 mit dem Abriss begonnen.
Die Grenztruppen waren damals völlig überfordert mit der gewaltigen Aufgabe.
Karl-Heinz Goldschmid hörte vom Aufruf zur Unterstützung. Der gelernte Ingenieur war zuvor Mitarbeiter des Staatseigenen Schuttentsorgungsbetrieb „Modernisierung Pankow“. In seinem eigenen Kiez wollte er anfangen. Im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft „Recycling Grenzanlagen“, ausgeführt von der Bundeswehr, öffnete Goldschmid den Grenzübergang Pankow Wollankstraße.

Grenzübergang
Grenzübergang Wollankstraße 1990

Der offizielle Abriss der Innerdeutschen Staatsgrenze beginnt am 13. Juni 1990 Bernauer-/ Ecke Ackerstraße. In der Pankower Brehmestraße, auf dem ehemaligen Sperrgebiet, befand sich der Sammelpunkt.

Sperrgebiet
Todesstreifen Innerdeutsche Grenze Brehmestraße 1985

Hier wartete das grüne Ungeheuer auf die Mauerteile. Das grüne „Ungeheuer“ war ein riesiger Schlagwalzenbrecher, eine Spezialanfertigung eigens für die Aufgabe, die Mauer zu zermalmen. Karl-Heinz Goldschmid war jetzt Herr über das Ungeheuer und den Pankower Mauerfriedhof.

Mauerfriedhof
Mauerfriedhof Brehmestraße 1991

Am 21. März nahm das Ungeheuer seine Arbeit auf, 11 Stunden zermalmt es täglich 140 LKW Ladungen mit 15000 Tonnen Beton. Fast zwei Jahre lang frisst sich der Schlagwalzenbrecher durch 155 km stahlbewehrten Beton.Die Bruchstücke kamen in eine Prallmühle und wurden zu Staub.
Anwohner der Brehmestraße erinnern sich noch gut. Wer sein Mittagessen bei offenem Fenster einnahm, hatte wortwörtlich den Staub der Geschichte zwischen den Zähnen. Das feine Betonmaterial wurde zum größten Teil für den Ausbau der Autobahn Richtung Buch verwendet.

Mauerreste
Mauerfriedhof zwischen Dolomitenstraße und Brehmestraße 1991

Etwa 500 Mauerteile wurden in die ganze Welt verkauft oder verschenkt. Als Kinder spielten wir fast täglich auf dem Mauerfriedhof. Betonsegmente von Wachtürmen und Mauer stapelten sich zu Bergen unterbrochen von Förderbändern Baggern und Bauwagen. Aber auch Touristen und Kamerateams aus der ganzen Welt zog der Mauerfriedhof an. Jeder wollte damals sehen wie die Mauer zu Staub zerfällt.
Nachdem das Werk vollbracht war wurde das grüne Ungeheuer 1993 abgeschaltet und ein kleines Kapitel deutscher Geschichte geschlossen.

Autor: Christian Bormann, 05.11.2014
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 10.04.2016

Bilder: Nick Nac, Christian Bormann
Hintze CPS