Archiv der Kategorie: Niederschönhausen

Die Villa vor Schönholz und der Borussia Park

  • Zu den bekanntesten vergessenen Orten in Pankow gehört die Villa vor Schönholz. Das Grundstück gehörte 1902 der Terraingesellschaft Schönholz. Im historischen Andressverzeichnis ist der Mühlenbesitzer und Ingenieur Heinrich Bollenbach und später die Witwe M. Bollenbach eingetragen.
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Villa vor Schönholz 2017

Die mit prächtigem Stuck geschmückte Gründerzeitvilla war seit je her mit einem Park umgeben und lag zwischen dem Bahnhof Schönholz und der Heide. Mit der Schönholzer Heide, die sich bis zur Olympiade 1936 zu Berlins größtem Freizeit- und Erholungspark entwickeln sollte in der Nachbarschaft, lag es nah auch hier gewerblich zu feiern.

Restaurant Schaller

Auf alten Postkarten sind die Namen unterschiedlicher Betreiber zu sehen. Zum einen wäre da Schaller’s Restaurant Tivoli und auch von Max Rudolph’s Restaurant Borussia Park sind noch Bilder erhalten. Eine der Karten zeigt den Eingang zum Borussiapark mit Blickrichtung Bahnhof Schönholz. Heute entspricht das der Kreuzung der Straße vor Schönholz Ecke Provinzstraße.

Provinz- Ecke Straße vor Schönholz

Auf den historischen Bildern ist noch der echte Treppenaufgang zum Säulenportal zu sehen. Die echte Fülle der Stuckarbeiten lässt sich erst anhand der alten Aufnahmen erahnen. In den Nachkriegsjahren wurde die Villa ab 1955 wieder als Altenheim genutzt. Wärend dieser Phase wurde die innerdeutsche Staatsgrenze errichtet. Plötzlich lag das Altenheim im Borussia Park in der Sperrzone. Als erste Maßnahme wurden die Fenster Richtung Vorlandmauer, die nur einen beherzten Sprung entfernt stand zugemauert.

Max Rudolph’s Borussia Park

Die Fenster Richtung Wedding sind heute Parterre noch zugemauert. Auch der Dachstuhl und dessen Fenster sind nicht original. Das Altenheim musste 1975 einer Dienststelle der Volkspolizei weichen. Bereits 1945 bis 1947 befand sich hier das Polizeirevier 283 Niederschönhausen Revierzweigstelle Schönholz. Auch die Dienststelle der Volkspolizei passte mit ihren Aufgaben eher in eine Zone mit gesonderter Zutrittsgenehmigung.

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Postkarte Restaurant Borussiapark

Im Verlaufe des weiteren Ausbaus des Todesstreifen wurde auch der Friedhof zwischen Bürgerpark und Villa in Mitleidenschaft gezogen. Über den Friedhof verlief jetzt die Vorlandmauer. Zeitzeugen berichteten, das die Leichname aus Gräbern, die jünger als 3 Jahre waren, exhumiert werden mussten. Die Gebeine sollen 2 Wochen im Keller der Villa vor Schönholz zwischengelagert worden sein. Wegen des bestialischen Verwesungsgeruchs beschwerten sich die Anwohner. Die Leichen sollen über Nacht wieder verschwunden sein.

Friedhof am Bürgerpark Schönholz

Seither wird vermutet, dass die menschlichen Überreste in einer Nacht- und Nebelaktion in der Heide verscharrt wurden. Tatsächliche Belege ließen sich hierfür aber nicht finden. Während der Zeit der Volkspolizei wurde das Gebäude auch für andere staatliche Unterdienststellen genutzt. Die Gesellschaft für Sport und Technik saß hier ebenso wie die Musterungsstelle der NVA.

Reisedokument gestempelt in Schönholz

Auch in den Jahren der Maueröffnung herrschte in der Villa vor Schönholz noch Ordnung. Auf den Papieren von Herrn Geheb, die in der Dienstelle der Villa gestempelt sind, befindet sich noch der amtliche Stempel der Volkspolizei Pankow auf dem Visum. Nach der Wende und der damit verbunden Abwicklung zahlreicher Dienststellen in Ostdeutschland wurde das Gebäude vom Gewerbeamt genutzt.

Reisedokument gestempelt in Schönholz

Hier begann der Untergang der Villa. Was niemand wusste, in den zum Teil 100 Jahre alten Akten des Gewerbeamtes schlummerte eine Zeitbombe. Und so berichtete auch schon kurz darauf der Berliner Kurier 1992 über mehrere Feuer im „Wirtschaftsamt“. Der Dachstuhl war angezündet worden. Der Kurierbericht war mir als Kind damals nicht bekannt und auch von der Funktion des Hauses wusste ich nichts.

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Villa vor Schönholz Hauptportal 2017

Eher zufällig kam ich in den Tagen nach dem großen Feuer an der Villa vorbei. Meine kindliche Neugier war geweckt. Auf dem Grundstück, keine 4 Meter vom Hausflureingang entfernt, stand ein kleines gemauertes Heizhaus. Ich betrat es als erstes, weil es abgesehen von einem Sprung über den Zaun frei zugänglich war. Ich staunte nicht nicht schlecht, der Ofen war randvoll mit amtlichen Akten und auch das gesamte Heizhaus war mit Bergen von Akten, die an unterschiedlichen Stellen angezündet worden waren, vollgestopft.

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Eingang Hausflur

Die in die Jahre gekommene Villa stand nach dem verheerenden Feuer ohne Dach da, zugemauert bis in den ersten Stock gab sie ein trauriges Bild ab. Ich wollte unbedingt hinein und so kletterte ich am Blitzableiter links vom Balkon die Fassade hoch. Auf dem Balkon angekommen betrat ich durch eine der Flügeltüren ein riesiges Amtszimmer im 1.OG. Auf den Tischen standen noch die Tassen, es sah aus wären die Beamten zur Mittagspause.

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Grundstück 2017

Die Schränke und Schubladen waren alle geöffnet oder herausgerissen, alles was das Haus an Akten hergab, wurde in den Hausflur und auf den Dachboden der Villa geschafft. Genauso wie im Heizhaus wurden auch hier die Feuer an mehreren Stellen gelegt. Dem Zufall der Geschichte ist es zu verdanken, dass die Feuerwehren schnell genug vor Ort waren.

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zugemauerte Fenster zum Todesstreifen

Der Plan, die Akten mit dem Gebäude zu vernichten, platzte. Bis heute ist unbekannt, wer für die Feuer verantwortlich ist. Ich stöberte in den Unterlagen, es waren durchgängig amtliche Gewerbeunterlagen aus Pankow, zum Teil schon zur Kaiserzeit angelegt.

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Botschaftsgekände Sambia 2017

Damals erregten die Stempel und ihre staatlichen Zeichen mein Interesse. Neben den Stempeln aus der Kaiserzeit hatten die mit Adler und Hakenkreuz einen besonders schaurigen Eindruck auf mich als Kind gemacht und so packte ich einige der Unterlagen ein und nahm sie mit.

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Versorgungschacht

Ich erinnerte mich noch gut an den gruseligen Keller. Aus dem zugemauerten Hausflur gab es kein Licht, es war dunkel und roch modrig, vereinzelt drang Sonnenlicht durch die vergitterten und notdürftig verbarrikadierten Kellerluken.

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Teil der Grenzanlage Provinzstraße

An den Wänden hingen noch Wandzeitungen zum Wohlgefallen des sozialistischen Bruders. Von den Leichen wusste ich damals noch nichts, zum schlecht träumen reichte der gruselige Keller aber allemal. Wochen später schaute ich mir einige der Dokumente, die ich aus der Villa mitgenommen hatte, genauer an.

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ehem. Straßensperren der Zufahrt Provinzstraße

Mir waren bekannte Namen von Straßen und Gewerben aufgefallen und so begann ich die Akten zu lesen. Mit dem Inhalt erklärte sich auch das Feuer. Es waren zum Teil schon zu Kaiserzeiten angelegte Gewerbeunterlagen, weitergeführt von den jeweiligen Regierungen, auch zu Zeiten der Nationalsozialisten reine Gewerbeunterlagen. Erst mit der Vortführung der Akten durch die Deutsche Demokratische Republik beinhalteten die Gewerbunterlagen Stasidossiers.

Meister Liebe’s Borussia vor Schönholz

So war gleich in der ersten Akte das Dossier über den Betreiber einer Kneipe in der Brehmestraße. Aus dem Text ging sinngemäß hervor, der Gastwirt Mustermann hätte eine Vorliebe für junge Männer. Da dieses sein Geheimniss sei, könne man die Person im Bedarfsfall mit diesen Erkenntnissen konfrontieren und unter Druck setzn.

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Luftbild Villa vor Schönholz

Der brisante Inhalt der Gewerbeunterlagen war der Auslöser für das verheerende Feuer. Die Beteiligten wussten, dass es eine Frage der Zeit war, bis ihr Inhalt entdeckt und die Verantwortlichen hätten belangt werden können. Die Villa wurde grundsaniert und 1999 von Sambia als Botschaft gekauft, wegen fehlender Mittel aber nie bezogen. Jetzt ist das Haus wieder verblombt und gammelt vor sich hin. Zuständig ist das Auswärtige Amt. Das sieht kein Grund zu handeln.

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Autor: Christian Bormann, 09.07.2017

red.Bearbeitung: Martina Krüger, 09.07.2017

Fotos: Christian Bormann, Hannes Geheb, Annemarie Weister (Freundeskreis der Chronik Pankow e.V.) / Friedhof III,

Luftbild :Guido Kunze

Hotel Wilhelmshof an der Kaiser-Wilhelm-Straße

Das Hotel Wilhelmshof wurde 1905 an der Kaiser-Wilhelm-Strasse Ecke Eichenstraße erbaut. Heute lautet die Postanschrift Dietzgenstraße 59. Im Vorderhaus befand sich das Restaurant Wilhelmshof mit Ballsaal und Biergarten.

Biergarten vom Hotel und Restaurant Wilhelmshof

Das Restaurant verfügte neben dem Ballsaal und Biergarten noch über eine Kegelbahn im Anbau. Anbau, Kegelbahn und Ballsaal existieren heute noch. Links vom Restaurant befand sich der Hauptaufgang zu den Apartments.

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24.07.1917 Hotel Wilhelmshof mit Außenanlage

Ein langer, links und rechts von dezentem Stuck verzierter Treppenaufgang, gekrönt von einem schmiedeeisernen Jugenstilleuchter empfing die Hotelgäste.

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Hotel und Restaurant Wilhelmshof

Auf dem ersten Hof in der heutigen Dietzgenstraße 59 steht der einstöckige Originalanbau für den erweiterten Tanzsaal und einer der 4 Kellerzugänge. Rechts vom Restaurant in der Eichenstraße befand sich der Eingang für die Bediensteten. Sie hatten ihre eigenen kleinen Angestelltenwohnungen im Seitenflügel. Diese erreichteten sie über den zweiten Hof.

Postkarte aus dem Wilhelmshof

Bis in die 1930er Jahre befand sich gegenüber dem Hotel der letzte große Dorfteich. Der Teich am Friedensplatz wurde schon beim Neubau der heutigen Kirche mit den Trümmern der alten Kirche zugeschüttet.

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Postkarte vom Hotel um 1936

Das Hotel befand sich am zentralen Wintersportplatz in Niederschönhausen. In der Buchschen Heide wurde im Winter gerodelt und keine 50 Meter vor dem Hotel traf man sich zum Schlittschuhlaufen.

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ehem. Hotel Dietzgenstraße 59

Zwischendurch begaben sich die Wintersportler rüber zum Restaurant Wilhelmshof. Hier erholten sich Jung und Alt je nach Alter bei einer heißen Schokolade oder einem heißen Grog.

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ehemaliger Ballsaal Wilhelmshof

Das Restaurant wurde, wie damals üblich, auch an Vereine vermietet. Vereinsstammtische, Kinovorführungen und Kegelbahnen gehörten in jede gute Restauration in Pankow.

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Dienstbotenaufgang Ecke Eichenstraße

Die Vereine hielten hier ihre zahlreichen Feste und Bälle ab. Im 2. Weltkrieg hielt das Hotel den Betrieb aufrecht. Es entstand eine Rivalität zwischen dem „Sanssouci“ am Betriebshof Niederschönhausen und dem Wilhelmshof.

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Blick vom Dorfteich auf das Hotel Wilhelmshof 1937

Es heißt, im Wilhelmshof verkehrten die Pankower Handwerker und im Sanssouci die Nationalsozialisten. Im Gegensatz zum Sanssouci überstand der Wilhelmshof den 2. Weltkrieg.

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Blick auf das Hotel vom ehem. Dorfteich 2017

Beide Restaurants verfügten über große Luftschutzbunker. Das Sanssouci wurde 1945 beim Fliegerangriff zerstört, der Bunker liegt heute unter der Wiese. Anders im ehemaligen Hotel Wilhelmshof.

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Bleikristallleuchter im Ballsaal 2017

Weitgehend verschont geblieben von den Luftangriffen wurde das Hotel aufwendig umgebaut. Auch heute erinnern noch jede Menge erhaltes Inventar sowie zahlreiche Leuchter und Schilder im Haus an den Charme des Gründerzeithotels.

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Foyer Hotel & Restaurant Wilhelmshof

Keine zwei Meter hinter dem Hotelkomplex verläuft heute der Kreuzgraben parallel zur rückwärtigen Außenmauer. Die Räumlichkeiten der alten Kegelbahn im Keller befinden sich direkt auf Grabenhöhe. Wenn die kleinen Fensterverschläge des Kellers geöffnet sind, ist das plätschern des Kreuzgrabens zu hören.

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Luftschutzbunker Dietzgenstraße

Die riesige unterirdische Luftschutzanlage unter dem Wilhelmshof wurde nach dem Krieg parzelliert, um Platz für Kellerräume zu schaffen. Die Wandbeschriftungen sind heute noch zu lesen. In den 1950er Jahren wurde aus dem Hotel ein Wohnhaus.

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Eisbahn auf dem Dorfteich am Wilhelmshof

Der Teich verschwand schon in den 1930er Jahren. Geblieben ist nur der der kleine Kreuzgraben, der sich unter der Kreuzung und dann am ehemaligen Hotel vorbei schlängelt. Das Restaurant Wilhelmshof gab es weiter. Zu seiner Zeit legendär waren auch die Gärtnerbälle.

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Dorfteich Niederschönhausen

Wie schon am ersten Tag der Eröffnung den Besucher, so empfangen auch heute noch beide originale stählerne Außentüren mit ihren Jugendstilelementen den Mieter. Der Innenschmuck des Hauses ist weitgehend im Original erhalten.

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Besuchereingang Hotel Wilhelmshof

Links vom Haupteingang befanden sich eine Drogerie sowie ein Kolonialwarenhandel. Seit März 2007 sitzt hier der Versicherungsmarkler Sven Feder.

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ehem. Drogerie, heute Versicherungsmakler Sven Feder

Der Gastronomiebetrieb Wilhelmshof existierte bis 1971. Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass hier leichte Mädchen verkehren. Beim Streit um die Damen bekamen die DDR-Grenzsoldaten regelmäßig die Hucke voll.

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Haupteingang im Hotel

Das wollte sich die Obrigkeit nicht länger ansehen und so wurde der der Gastronomiebetrieb kurzerhand dicht gemacht. Um auch ja keinen Zweifel an der Marschrichtung zuzulassen, wurde das Objekt des Aufsehens jetzt zur Bildungsstätte.

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Appartements im Vorderhaus

Von 1974 bis 1994 befand sich in dem ehemaligen Vergnügungstempel eine Stadtbibliothek. Im Dezember 1999 eröffnete das Ballhaus wieder. Ehrengast war eine 105-jährige Dame, die hier als junge Frau ihren Mann kennen lernte.

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Historischer Originalleuchter von 1905

Heute sind das Restaurant, der Ballsaal und die Kegelbahn verwaist. Das enorm große Objekt findet einfach keinen Betreiber. Die Appartements sind heute Mietwohnungen und erstrahlen mit ihrem originalen Stuck und den Parkettböden im ursprünglichen Glanz.

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erhaltene Stuckkassetten

Als Mieter im ehemaligen Hotel Wilhelmshof an der Kaiser-Wilhelm-Straße war es mir ein ganz besonderes Anliegen, die Geschichte meines Hauses zu erzählen.

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Dienstbotenaufgang Eichenstraße

Leider sind historische Aufnahmen oder gar Papiere von diesem Objekt äußerst selten. Wer historische Aufnahmen der Dietzgenstraße 59 besitzt oder findet, möchte sich bitte bei uns melden.

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Seitenflügel, links Dienstbotenwohnung

Allein in Niederschönhausen gibt es noch ein Dutzend solcher Restaurationen. Da wären zu Beispiel der Carlshof und das Bismarck am alten Wochenmarkt Niederschönhausen an der Waldstraße.

Autor: Christian Bormann, 26.06.2017

red.Bearbeitung: Martina Krüger, 30.06.2017

Bilder: Christian Bormann, historische Postkarten

 

Carl Maria von Weber in Pankow

Anlass für diese Geschichte ist ein kleiner, unscheinbarer Sockel. Genauer gesagt sind es zwei. Den zweiten kleineren Sockel konnte ich bei meinen Recherchen „Auf den Spuren von Schloss Schönholz“ zuordnen.

Das „Rettschlagtor“ empfing seine Gäste an der Hermann-Hesse-Straße, damals Bismarckstraße. Dahinter befand sich das ehemalige Gutshaus Schloss Schönholz. Hans Rettschlag betrieb hier seine Gastwirtschaft nebst erweitertem Tanzsaalanbau. Später stand hier das heute versunkene Heide Theater.

„Rettschlagtor“ 2017, heute rückwärtige Einfahrt vom Paul-Zobel-Sportplatz

Für die Geschichte habe ich mich mit meinem Bekannten, dem Künstler Christian Badel in der Schönholzer Heide verabredet. Ich schätze seine kolorierten Zeichnungen sehr. Die Kinderillustrationen ebenso sehr wie die historischen Pankower Ansichten. So verabredeten wir uns kurzerhand zu dieser und weiteren Geschichten.

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Rätselhafter Sockel am Heide Theater

Hinter dem Retschlagtor liegt das Heide-Theater und an seinem Foyer steht noch der mächtige Sockel einer überlebensgroßen Statue. Als Jugendlicher habe ich mich geradezu unter der Schönholzer Heide durchgewühlt. Bis Ende 2016 gelang es mir nicht, die fehlende Plastik zu bestimmen.

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Kleiner Pokalsockel der Schützengilde vom Schloss Schönholz 2017

Anders verhielt es sich bei dem zweiten, weitaus kleineren Sockel. Diesen konnte ich als Überrest des einstig als Schützenhaus genutzten Gutshauses Schönholz identifizieren. Altersbestimmung des Sockels und ein archivierter Zeitungsausschnitt machten es möglich. Auf dem Sockel, der im rückwärtigen Garten stand, befand sich noch bis in die 1940er Jahre ein Schützenpokal aus Steinzeug.

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Carl Maria von Weber-Plastik in der Schönholzer Heide

Im Februar 2017 traf ich mich mit dem Freundeskreis der Chronik Pankow e.V. zu einer Begehung in der Heide. Inhalt des Treffens war ein Gedankenaustausch anlässlich ihrer aktuellen Ausstellung über die Schönholzer Heide.

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Weberdenkmal vermutlich zur Einweihung

Es war Frau Mach vom Freundeskreis der Chronik Pankow die mich darauf hinwies, dass es sich einst um die Statue von Carl Maria von Weber handelte. Frau Mach war es auch, die mir diese historischen Aufnahmen gab. Sie selbst war als junge Frau Gast im einstigen Freilichttheater. Meine Neugier war geweckt.

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Weber-Sockel Christian Badel 25.06.2017

Und tatsächlich wurde ich in den Sammlungen der Deutschen Weber Stiftung fündig. Der am 18. oder 19.11.1786 in Eutin geborene Komponist, Dirigent und Pianist Carl Maria Friedrich Ernst von Weber war in Pankow. Das geht aus den Reise-Briefen Webers hervor.

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Historische Nachillustration Christian Badel 25.06.2017

In tagebuchähnlichen Eintragungen heißt es beispielsweise: „Sonntag 28. Juni 1812 Berlin, Pankow“ – nach Pankow zu Jord. Fried. gefahren, – mit Jettchen angezettelt, Kutscher Trinkgeld

Oder an anderer Stelle: „Mittwoch 22. Juli 1812 Berlin, Pankow“ – Mittag zu Hause, -Nachtische nach Pankow zu Kielemann und Hellwigs morgenden Geburts. gefeiert, gesungen, gespielt der arme Fuchs um 2 Uhr nach Hause fuhre.

Im Zusammenhang mit dem einstiegen Heidetheater stand Weber hier wohl goldrichtig. Frau Mach erzählte weiter, dass sich im Nachlass des Bildhauers eine Miniatur der Weber-Statue befand. Die Deutsche Weber Stiftung lehnte den Ankauf seiner Zeit ab. Der weitere Verbleib der Miniatur ist nicht bekannt.

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Christian Badel beim zeichnen des Weber-Sockels

Vielen Dank Christian für den schönen Nachmittag und die historische Illustration der Geschichte.

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Christian Badel (links), Christian Bormann (rechts) Juni 2017 Schönholz

Link zum Beitrag von Christian Badel

https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=1520016371394614&id=100001587964267

 

 

Video 22: Dreharbeiten mit der Drohne zum Dreiteiler Schönholzer Heide im April 2017.

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https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=1419531424784145&id=954046311332661

Autor: Christian Bormann, 05.06.2017

red.Bearbeitung: Martina Krüger, 26.06.2017

Illustrationen: Christian Badel, 25.06.2017

Fotos: Christian Bormann, Christian Badel, Jutta Mach (Freundeskreis der Chronik Pankow e.V.), Museum Pankow

RAKATAK

Als Idee aus einer Trommelgruppe heraus entstand 1994 das „Trommelfest Pankow“. Schon das 1. Fest, damals noch im Bürgerpark, lockte zahlreiche Besucher. Im Jahr darauf erschienen die Besucher noch zahlreicher.

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Poster 2016

Zum Schutz der Bürgerpark Anlage suchte das Bezirksamt einen neuen Veranstaltungsort. Mit Erfolg. Im Juli 1996  wurde das „Trommelfest Pankow“ unter dem Namen „RAKATAK“ auf dem bezirkseigenen, historischen Schützensport-Gelände Schloss Schönholz gefeiert.

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Christian u. Zakrya beim Aufbau 2016

Der Name „RAKATAK“ stammt vom gleichnamigen Instrument. Neben den inzwischen 2 Festbühnen gibt es zahlreiche Bastelstände für Jung und Alt. Mit einer großen Bar und verschiedenen Köstlichkeiten ist für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt.

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RAKATAK 2015

Auf einem internationalen Markt können Instrumente und Waren aus aller Welt bestaunt werden. Mit 150 ehrenamtlichen Helfern ist „RAKATAK“ vermutlich die größte jährliche Leistung dieser Art in Pankow.

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RAKATAK 2015

Für das Jahr 2000 konnten die Veranstalter bereits 5000 Besucher aus Berlin und Brandenburg vermelden. Das erinnert an historische Zeiten, als Pankow und Schönholz um die Jahrhundertwende jedes Wochenende von Tausenden feierlustigen Berlinern besucht wurde.

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hintere Festwiese 2016

Durch die Bezirksreform zum Großbezirk Pankow wuchs mit Prenzlauer Berg und Weißensee auch der Verbund der Jugendkulturzentren.

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vordere Festwiese 2016

Inzwischen gibt es auch eine eigenständige Musikgruppe Rakatak. Diese Gruppe trägt ihren Namen mit freundlicher Genehmigung der RAKATAK Veranstalter.

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Internationaler Markt

Zu den Ausrichtern von „RAKATAK“ zählen heute der Lade Club, die Garage Pankow, die Mühlenstraße 24, die Königsstadt und Maxim. Schirmherrin der Veranstaltung ist Christine Keil Bezirksrätin und Leiterin der Abt. Jugend und Immobilien.

 

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https://youtu.be/J2VLtaXLZgY

Autor: Christian Bormann, 16.07.2016
red. Bearbeitung: Martina Krüger, 06.08.2016
Bilder: Christian Bormann

Die Bunker in der Schönholzer Heide

Am bekanntesten ist der oberirdische Heide-Bunker auch Luna-Bunker genannt. Er liegt an der Hermann-Hesse-Straße zwischen Paul-Zobel-Sportplatz und der Schießanlage Schloss Schönholz.

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Luftbild Luna-Lager 1943

Ursprünglich zum Schutz der Pankower Bevölkerung vor Fliegerangriffen gedacht, hatte er als Schutzbunker schnell ausgedient. Aufgrund der massiven Zunahme der Vergeltungsangriffe auf Berlin wurden eiligst Schutzräume in den Kellern der Berliner Mietskasernen angelegt.

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Luna-Bunker 2016

Aus dem Heide-Bunker wurde jetzt ein Nachrichtenbunker. Hiervon zeugt noch heute ein massiver Ankerring für den Funkmast.

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Ringanker vom Funkmast

Der Bunker steht auf dem ehemaligen „Luna Park“-Nachfolger Vergnügungspark „Traumland in Schönholz“. Daher auch die Bezeichnung Luna-Bunker.

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Luna-Bunker 2016

Im Juni 2016 gelangen mir Innenaufnahmen im verschlossenen Bunker. Am Ende des Beitrags ist der Link zum 6 minütigen Video.

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Eingang zum Luna-Bunker

Der gesamte Bereich „Traumland“ wurde in den 1940er Jahren zum Friedhof 6 und Barackenlager für Zwangsarbeiter.

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Zwangsarbeiter vor ihren Baracken im Luna-Lager 1943

Auch das Schloss Schönholz und die Thiemann’schen Festsäle vor Schönholz beherbergten Zwangsarbeiter, die unter anderem bei Bergmann Borsig und in den Argus Motorenwerken arbeiteten.

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Wach- und Geschützbunker Schönholz 2014

Das Lunalager, wie die Pankower das Zwangsarbeiterlager nannten, wurde militärisch gesichert und bewacht. Die entsprechenden Erdbunker bzw. Geschütztürme mit ihren Schießscharten Richtung Heide existieren heute noch südlich und nördlich der Straße vor Schönholz.

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Luna-Bunker, Juni 2016

Turm Eins befand sich zwischen Sperrgebiet der innerdeutschen Grenze und einer nicht mehr existenten Kleingartenanlage, Turm Zwei stand auf einem privaten Hofgrundstück direkt an der Heide. Vor der Öffentlichkeit verborgen überdauerten Sie die Zeit.

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Luna-Bunker, Juni 2016

Der Heide Bunker ist heute Zankapfel zweier Glaubenslager.

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Luna-Bunker, Juni 2016

Da sind jene, die den Bunker als Erinnerung der Schande am liebsten heute noch selbst abreissen wollen und andere, die den Bunker als Mahnmal erhalten möchten.

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Luna-Bunker, Juni 2016

Ich selbst sehe keinen Grund, hunderttausende von Euros zu verbrennen, um ein Bauwerk zu vernichten, das niemanden stört, Neugierige nach Schönholz lockt und dazu einlädt, sich mit Pankows Geschichte zu beschäftigen.

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Luna-Bunker, Juni 2016

Bunker Zwei hat keinen eigenen Namen, da es ihn bis heute nur gerüchteweise gab.

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Luna-Bunker, Juni 2016

Bei meinen Recherchen zum Luna Bunker stieß ich in einem NVA-Forum auf die Aussagen von Ex-Militärs. Diesem Personenkreis zufolge sollte es am Ende von Friedhof 6 einen weiteren unbekannten Bunker geben.

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Luna-Bunker, Juni 2016

Es dauerte einige Jahre bis das Gerücht zur Gewissheit wurde und ein Blick auf die Außenwände möglich war.

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Luna-Bunker, Juni 2016

Belege für die Existenz von Bunker Zwei ließen sich bis 2016 nicht finden. Friedhof 6 wurde direkt hinter dem Sportplatz für innerstädtische Bombenopfer angelegt.

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Friedhof 6 Schönholz, Notgräber 1943

Auf Grund der vielen Opfer überwuchs der Friedhof das „Luna Lager“ allmählich . Von Friedhof 6 existiert heute nur noch eine kleine vergessene Märchenwelt.

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Reste Friedhof 6, Juli 2016

Die ursprünglichen Außengrenzen sind für gute Beobachter noch zu erkennen.
Am nördlichen Ende der Friedhofswiese liegen heute die vier Knochenberge, unter ihnen liegen nicht nur die Reste von Friedhof 6.

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Knochenberge auf Bunker 2

Der südöstliche von Ihnen beherbergt tatsächlich Bunker Zwei. Es war meine Hündin, die ihn für mich entdeckt hat.

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Bunker 2

Sie hatte ihr Spielzeug unter einem Stahlträger in der Wiese versteckt.
Was für eine Überraschung. Der Träger gehörte zur Deckenkonstruktion von Bunker Zwei.

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Bunker 2

Ausgerechnet an der von den Militärs beschriebenen Stelle. Einen Zugang gibt es hier nicht, wer unter den Stahlträger kriecht stößt gleich auf eine Außenwand.

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Heide-Theater 2016

Zu Bunker Zwei lassen sich heute keinerlei Dokumente mehr finden.Vermutlich wurde er in der Zeit des „Luna Lagers“ gebaut und  von den Sowjets und der NVA noch in den 1950er Jahren genutzt.

Das ehemalige Zwangsarbeiterlager war weggebombt. Auf dem Schlachtfeld Schönholzer Heide entstand ein Sammelplatz für Kriegsreparationen.

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Bühnenreste Heidetheater

Alles was die Sowjets im Bereich Pankow an Industrieanlagen demontierten, wurde in der Heide gesammelt, registriert und von hier aus in die Sowjetunion verfrachtet.

Abstieg Schacht 3 Hohenzollern-Berge

Eine dritte unterirdische Anlage liegt zwischen Friedhof 6 und dem versunkenen Heidetheater.Es handelt sich um mehrere zusammenhängende Versorgungsräume, die bis 2012 noch zugänglich waren. Aufgrund der verwendeten Baustoffe lässt sich die  Erbauung auf die 1930er Jahre zurückführen. Das heißt, die ursprüngliche Nutzung fällt in die Zeit des „Traumland“ sowie des „Luna Lager“.

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Ehrenhain, umgebettete Opfer

Höchstwahrscheinlich wurden die Räumlichkeiten auch zu DDR-Zeiten als Versorgungsräume für das Heidetheater genutzt. Bis 2012 dienten diese Räume der Zigarettenmafia als Warenlager, vermutlich aus diesem Grund ist der Zugang von Bezirksamtsmitarbeitern unter Erdreich und Fundamentbrocken versteckt worden.

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alter Pflasterweg von Traumland und Luna-Lager

Neben den zwei Heide-Bunkern  mit ihren zwei Wach- und Schützenbunkern sowie den alten unterirdischen Versorgungsräumen von „Traumland“ und „Luna Lager“ existieren noch 3 weitere versteckte Einstiege zu Versorgungsschächten. Die Einstiege liegen auf dem Flurstreifen zwischen Heide Theater und dem großen Hohenzollern-Berg. Stufen aus Armiereisen sind zwischen den roten, im Kreis vermauerten Klinkern einbetoniert. Die Schächte wurden in den 1950er Jahren mit Militärschrott verfüllt, tausende Kleinteile von Gasmaskenfiltern  über Uniformknöpfe und Munitionsabfälle vermischt mit Erdreich.

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Areal: Traumland, Luna-Lager, Friedhof 6

Alle 10 Jahre taucht der eine oder andere Schachteingang durch Erosion wieder auf, das Bezirksamt ist seither bemüht, diese Einstiege eilig wieder zu verstecken. Würden Besucher hier beim Stöbern in einem dieser Schächte auf Munition stoßen, was unvermeidlich wäre, hätte dies für den Bezirk enorme Kosten zur Folge. Nach einer Munitionsfundanzeige müsste von Amtswegen der gesamte Gefahrenbestand erkundet und gesichert werden. Das würde großflächige und kostenintensive Baggerarbeiten sowie weiträumige Absperrungen der Schönholzer Heide bedeuten. Das will niemand!
Und so bleibt es dabei, wo nichts zu sehen ist, da ist auch nix.

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https://youtu.be/W8MXGQivxs4

Autor: Christian Bormann, 14.06.2016
Fotos: Nick Kempka, Christian Bormann,
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 23.06.2013

Die Märchenwelt von Friedhof 6

Vom Standpunkt der Hermann-Hesse-Straße ausgehend, liegt hinter dem Paul-Zobel-Sportplatz ein kleines eingezäuntes Grundstück im Herzen der Schönholzer Heide. Das abgezäunte Areal ist der von der Öffentlichkeit fast vergessene Friedhof 6 für innerstädtische Bombenopfer.

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Friedhof 6

Ursprünglich erstreckte sich der Friedhof vom Sportplatz bis zu den Knochenbergen auf Bunker 2. Die kleinen Hügel sind die oberirdisch geräumten Reste des Friedhofes. Auf den Hügeln spielen die Hunde und auf den so entstandenen Wiesen vergnügen sich heute Familien in ihrer Freizeit.

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Sogenannter „Knochenberg“

Die Ursprünglichen Abgrenzungen des Friedhofs 6 sind für gute Beobachter heute noch zu erkennen. Beim Asphaltieren der Fahrradstrecke durch die Heide wurden erst kürzlich die letzten Torpfeiler entfernt.

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Trampelpfad

Hin und wieder bringt das Wurzelwerk der Bäume noch kleine Knochenreste,  Sargbeschläge und Urnenschilder an die Oberfläche.

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Friedhof, Blickrichtung „Knochenberge“

Der noch nicht geräumte, eingezäunte Teil des geschlossenen Friedhofs 6 liegt direkt am Sportplatz, getrennt nur durch einen alten Pflasterweg.

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Pflasterweg zwischen Friedhof und Sportplatz

Im Zaun fehlen immer wieder einzelne Felder. Notdürftig mit Ästen und Zweigen geflickt lädt das nicht ausgeschilderte Grundstück Neugierige zum Erkunden ein.

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Einfriedung am Bunker 1

Mit wenigen Schritten verlässt der Besucher den gewohnten Anblick der Heide und befindet sich in der Märchenwelt von Friedhof 6. Kleine, vor 70 Jahren an Gräbern angelegte Pflanzungen sind heute zu stattlichen Bäumen herangewachsen.

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Grabstein

Einst als Schmuck gedacht haben einige dieser Bäume die massiven Grabsteine umgeworfen oder in Gänze überwachsen.

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Grabstein

An der V-Birke lädt eine alte kleine Holzbank den Besucher wie eh und je zum Verweilen ein. Von den Bäumen hängen Rankelpflanzen, durch das Geäst sind die Gräber zu sehen.

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V-Birke mit Sitzbank

Die Holzsärge sind längst verrottet und die Gräber eingefallen. Sie bilden eine wellenförmige Öberfläche, die von Rankelpflanzen überwuchert ist.

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Grabstein

Kleine, von Baumästen überdachte Wege schlängeln sich zwischen den Gräbern entlang. In Abständen sind noch stehende und liegende Grabtafeln zu erkennen.

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Grabstein

Die Wasserbecken zur Grabpflege und antike Grabblumen aus Metall und Kunststoff haben die Jahrzehnte überdauert.

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Wasserstelle

Der grüne Baumgürtel, unter dem sich die Grabstellen verbergen, liegt wie ein Kragen um die kleine Märchenwelt, in deren Mitte sich eine kleine Wiese befindet.

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Von dieser Wiese ausgehend, wird der Friedhof 6 die nächsten Jahre Stück für Stück abgetragen und durch Räumung verschwinden.

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https://youtu.be/NHi6mEgx1Rs

Autor: Christian Bormann, 06.06.2016

Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 07.06.2016

Erholungsstätte Schönholz

Im 19. Jahrhundert kämpfte Berlin noch gegen die Tuberkulose. Kinder und geschwächte Menschen waren besonders anfällig für diese Krankheit.

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Eingang um 1904

Zur Behandlung der Tuberkulose gehörte die Luftkur. Aus diesem Grund wurden Ende des 19. Jahrhundert zahlreiche Lufterholungsheime um Berlin errichtet.

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Luftkurheim Schönholzer Heide

Eine dieser für diese Zeit typischen Einrichtungen war die Wald- Erholungsstätte Schönholz. So schlug man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.

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Besucher u. Patienten in der Heide

Die Patienten entkamen der durch Fabriken stark verschmutzten Stadtluft und gleichzeitig waren sie isoliert. So minderte sich auch die Übertragungsgefahr.

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Frischkuftkur in Schönholz

Die Wald-Erholungsstätte wurde vom Volksstättischen Verein des Roten Kreuz und dem Vaterländischen Frauen Verein Pankow-Niederschönhausen-Schönholz betrieben.

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Patientinnen vor ihrer Baracke

In der Erholungsstätte wurden auch Nervenschwäche, Blutarmut, Rachitis und Magenkrankheiten behandelt. Später befanden sich auf dem Areal Rasentennisplätze und eine große Sportwiese.

Autor: Christian Bormann
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016

Sanssouci in Nordend

Gegenüber dem alten Pankower Straßenbahnbetriebshof Schönhauser-/Ecke Dietzgenstraße stand bis zum Zweiten Weltkrieg ein luxuriöses Ausflugslokal. Heute erhebt sich an dieser Stelle eine große Wiese, einen Meter über dem Straßenniveau, umfasst von einer Steinmauer.

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Restaurant Sanssouci un 1930

Sanssouci gehörte zu den beliebtesten Veranstaltungsorten im Berliner Norden. Ein riesiger Biergarten sowie die luxuriöse Innengestaltung des Hauptsaals trugen dem Namen Sanssouci Rechnung.

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Postkarte Sanssouci um 1920

Auf alten Ansichtskarten erschließt sich dem Betrachter eine längst vergessene Welt. Eine Aufnahme vom „Tanz der Schmetterlinge“ 1937 gehört zu den letzten bekannten Aufnahmen.

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Aufführung im Sanssouci

Ein weiterer Vorteil für die Besucher war der damals hochmoderne Straßenbahnhof Niederschönhausen. Er lag direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

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Festsaal im Sanccousi

Eine Haltestelle der Elektrischen-Straßenbahn direkt vor dem Lokal ermöglichte den Damen auch in feinsten Sonntagskleidern, sauber und bequem ihr Ausflugsziel zu erreichen.

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Restaurant und Betriebshof um 1920

Auf dem hinteren Areal des damaligen Grundstückes werden derzeit Wohnungen gebaut. Die Wiese, unter der sich der ehemalige Biergarten befand, ist noch frei zugänglich.

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Standort 2017

Für die Zukunft ist absehbar, dass die Wiese sowie auch der bereits geschlossene alte Straßenbahnbetriebshof verschwinden werden.

Autor: Christian Bormann, 07.02.2016
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016

U-Bhf Vinetastraße und die Hohenzollern-Berge in Schönholz

Seit 1913 betrieb die private Hochbahngesellschaft die „Centrumslinie“ vom Spittelmarkt bis Alexanderplatz, heute ein Teilstück der U2. Schon kurz darauf wurde die Linie bis zum Bahnhof Nordring, dem heutigen Bahnhof Schönhauser Allee weitergeführt. Die Dorfgemeinde Pankow forderte schon 1905 bei Bekanntwerden der Hochbahnpläne für Berlin eine Verlängerung bis zum Pankower Anger.

Christain Bormann, pankowerchronik
U-Bhf Vinetastraße 1959

Das Hochbahnviadukt zwischen U-Bhf Senefelder Platz und Bahnhof Nordring entstand mangels Kapitals. Es galt, die enormen Kosten vom Spreetunnel sowie der Tunnelanlagen Klosterstraße und Spittelmarkt zu kompensieren. Erst 1927 griff die Hochbahngesellschaft die Forderung der Pankower Gemeindevertreter nach einem eigenen U-Bahnhof auf. Die Bauarbeiten begannen noch im selben Jahr.

Christain Bormann, pankowerchronik
U-Bhf Vinetastraße 1960

Geplant war eine Verlängerung bis zur Pankower Kirche. Das Hochbahnviadukt wurde am Bahnhof Nordring von 12 Metern auf eine Stützenbreite zu 28,5 Meter erweitert und bis zur Bornholmer Straße verlängert. An der Berliner Straße begann die sogenannte Rampe, die in einen Erdtunnel führte. Die Strecke nach Pankow konnte nicht oberirdisch weitergeführt werden. Geplant war eine Verlängerung bis zum Pankower Anger, die U-Bahn hätte so den quer verlaufenden Damm der Stettiner Bahn am heutigen Bahnhof Pankow kreuzen müssen.

Christain Bormann, pankowerchronik
Hohenzollern-Berg Blickrichtung Sowjetisches Ehrenmahl Schönholz

Dies wäre nur unterirdisch möglich gewesen. Der U-Bhf Pankow-Vinetastraße nahm seinen Betrieb am 29.Juni 1930 auf. Die Planungen zum Zweiten Weltkrieg und die damit verbundenen Kosten verhinderten eine Weiterführung der U-Bahnlinie bis Pankow Kirche. Der Tunnel selbst reichte bis zur Masurenstraße hier befand sich unter der Berliner Straße die Kehranlage.

Christian Bormann
Auf dem Hohenzollern-Berg Schönholzer Heide 2015

So mussten sich die Pankower bis ins Jahr 2000 mit dem U-Bhf Vinetastraße zufrieden geben. Bei den Erdarbeiten 1927 entlang der Berliner Straße entstanden enorme Mengen an Abraum. Die Gemeinde war verantwortlich für die Entsorgung, so entschlos man sich kurzerhand, fast den gesamten Aushub in die Schönholzer Heide zu verbringen und für die Pankower Bevölkerung Rodelberge anzulegen. Am Ende der Heinrich-Mann-Straße sowie am Ende der Tucholskystraße befinden sich zwei Eingänge in die Schönholzer Heide.

Christain Bormann, pankowerchronik
Hohenzollern-Berg an der Friesenstraße Schönholzer Heide

Beide Eingänge liegen etwa 150 Meter voneinander entfernt. Die dort beginnenden Wege verjüngen ihren Abstand zueinander, bis sie an der Friesenstraße auf die höchste Erhebung in der Schönholzer Heide treffen. Zwischen beiden Wegen befinden sich abwechselnd große und kleine Erdhügel, zwischen ihnen befindet sich auch das versunkene Heide Theater. Dieser kleine „Bergkamm“ sowie die mit einer Steintreppe verzierte Erhebung an der Friesenstraße werden seit 1927 „Die Hohenzollern-Berge“ genannt.

Autor: Christian Bormann 23.11.2015
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016

Die Legende vom Kriegsschatz im Wilhelmsruher See

Das Seebad Grande, zumindest der Name und die zahlreichen historischen Postkarten, ist vielen Pankowern noch bekannt. Die Legende vom Kriegsschatz im Wilhelmsruher See kennen nur wenige. Bereits die Nationalsozialisten hatten Ende der 1940er Jahren vor, das alte Seebad in Wilhelmsruh auszubauen.

Christian Bormann
Frauen-Turn-Verein am Wilhelmsruher See 1931

Nachdem Deutschland immer mehr Kriegsschauplätze zu unterhalten hatte, wurden viele solcher Projekte gestoppt. Es galt, vorrangig die Fronten zu versorgen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg lag Wilhelmsruh in der sowjetisch besetzten Zone. Auch unter den Kommunisten gab es Anfang der 1970er Jahre den Plan, das Seebad in Wilhelmsruh wieder herzustellen.

Autor Christian Bormann, Pankower Chronik,pankowerchronik,
Helfer des Nationalen-Aufbau-Werk 1956 Schönholzer Heide

Im Auftrag des Nationalen-Aufbau-Werks begannen Helfer am Wilhelmsruher See den Schlamm abzupumpen und in die Schönholzer Heide zu bringen. Im Rahmen dieser Arbeiten war mein Großvater mit einem LKW der Borsig-Werke unterwegs zu den Pankower Bauernhöfen und Äckern. Ihre Aufgabe war es, Findlinge einzusammeln und nach Schönholz in die Heide zu bringen.

Treppe Heide Theater Schönholz
Verfüllte Tanzfläche des Heide-Theaters

Während der Schlamm aus dem Wilhelmsruher See im gerade erst aufgegebenen Heide-Theater verteilt wurde, fanden die Helfer Unmengen an Schmuck und Wertgegenständen. Die Arbeiten wurden unterbrochen und durften erst unter Aufsicht der Volkspolizei wieder aufgenommen werden. Schnell war klar das die Funde Wilhelmsruher Bürgern zuzuordnen waren.

Heide Theater
Mit Schlamm aus dem Wilhelmsruher See verfülltes Heide-Theater

Kurz vor dem Einmarsch der Sowjets hatten viele Anlieger ihr wertvolles Hab und Gut im flachen Wilhelmsruher See versenkt, in der Hoffnung, es später bergen zu können. Auf die Volkspolizei folgten dann sowjetische „Zuständige“ die sich um die Funde kümmerten. Das versprochene Seebad gab es auch unter den Kommunisten nicht. Was genau geborgen wurde, wieviel es wert war, und wo es verblieben ist, ist in keinem Archiv verzeichnet. Und so bleibt der Kriegsschatz aus dem Wilhelsmsruher See für alle, die nicht dabei waren, eine Legende.

Autor: Christian Bormann 09.11.2015
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016