Anlass für diese kleine Geschichte war ein Besuch in der Schönholzer Heide mit Christian Badel. Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen das der Sockel, auf dem einst der Schützenpokal stand, zerschlagen wurde.
Es hat einige Jahre gedauert, die zwei Sockel zu bestimmen, die heute noch am versunkenen Heide-Theater stehen. Auch der Sockel der Weberstatue wurde beschädigt. Was den kleineren der Beiden angeht, so war es jahrelange Recherche bis ich ihn eindeutig dem Schloss Schönholz zuordnen konnte. Der Pokal wurde von der Schützengilde installiert, als sie das alte Planteuerhaus als Vereinsheim übernahm.
Letztendlich war es ein Zeitungsartikel, der mich auf die Spur brachte. Mit Lageplänen des Lunalagers und vom Traumland Schönholz machten wir uns daran, den einstigen Standort von Schloss Schönholz noch einmal auszumessen. In alten Zeitzeugenberichten war oft die Rede von einer „Weißen Säule“.
Ich hatte von Anfang an die Vermutung, dass es sich bei der sogenannten „Weißen Säule“ am Schloss um den Steinpokal handeln könnte. Auf einem Foto vom Museum Pankow sind die Teilnehmer eines Fortbildungslehrganges von 1940 vor der Säule zu sehen. Deutlich zu erkennen ist das P-Abzeichen auf Ihrer Kleidung.
Auch im Schloss Schönholz waren bis Kriegsende Zwangsarbeiter untergebracht. Der Steinpokal war tatsächlich sehr hoch, vor allem war er aber prächtig verziert. Er stand vermutlich, wenn auch in beschädigter Form, noch bis zum Abriss von Schloss Schönholz nach dem Zweiten Weltkrieg. In den Bauamtakten vom Heide-Theater ist die Weberstatue im Ganzen zu sehen und als Statue bezeichnet. Der Pokal aber ist nur als unbestimmtes Qadrat im handgezeichneten Lageplan zu finden.
Nachdem es nun so lange dauerte die Herkunft zu erforschen, schmerzt mich der Anblick des zerschlagene Sockels ganz besonders. Über hundert Jahre und zwei Weltkriege blieb er stehen, um dann in einer Nacht zerschlagen zu werden. Ich habe Christian Badel gebeten, die Reste noch einmal für mich zu zeichnen. Die nächsten zwei Winter wird der Sockel nicht überstehen und so verschwindet das letzte Stück Schloss Schönholz.
Anlass für diese Geschichte ist ein kleiner, unscheinbarer Sockel. Genauer gesagt sind es zwei. Den zweiten kleineren Sockel konnte ich bei meinen Recherchen „Auf den Spuren von Schloss Schönholz“ zuordnen.
Das „Rettschlagtor“ empfing seine Gäste an der Hermann-Hesse-Straße, damals Bismarckstraße. Dahinter befand sich das ehemalige Gutshaus Schloss Schönholz. Hans Rettschlag betrieb hier seine Gastwirtschaft nebst erweitertem Tanzsaalanbau. Später stand hier das heute versunkene Heide Theater.
Für die Geschichte habe ich mich mit meinem Bekannten, dem Künstler Christian Badel in der Schönholzer Heide verabredet. Ich schätze seine kolorierten Zeichnungen sehr. Die Kinderillustrationen ebenso sehr wie die historischen Pankower Ansichten. So verabredeten wir uns kurzerhand zu dieser und weiteren Geschichten.
Hinter dem Retschlagtor liegt das Heide-Theater und an seinem Foyer steht noch der mächtige Sockel einer überlebensgroßen Statue. Als Jugendlicher habe ich mich geradezu unter der Schönholzer Heide durchgewühlt. Bis Ende 2016 gelang es mir nicht, die fehlende Plastik zu bestimmen.
Anders verhielt es sich bei dem zweiten, weitaus kleineren Sockel. Diesen konnte ich als Überrest des einstig als Schützenhaus genutzten Gutshauses Schönholz identifizieren. Altersbestimmung des Sockels und ein archivierter Zeitungsausschnitt machten es möglich. Auf dem Sockel, der im rückwärtigen Garten stand, befand sich noch bis in die 1940er Jahre ein Schützenpokal aus Steinzeug.
Im Februar 2017 traf ich mich mit dem Freundeskreis der Chronik Pankow e.V. zu einer Begehung in der Heide. Inhalt des Treffens war ein Gedankenaustausch anlässlich ihrer aktuellen Ausstellung über die Schönholzer Heide.
Es war Frau Mach vom Freundeskreis der Chronik Pankow die mich darauf hinwies, dass es sich einst um die Statue von Carl Maria von Weber handelte. Frau Mach war es auch, die mir diese historischen Aufnahmen gab. Sie selbst war als junge Frau Gast im einstigen Freilichttheater. Meine Neugier war geweckt.
Und tatsächlich wurde ich in den Sammlungen der Deutschen Weber Stiftung fündig. Der am 18. oder 19.11.1786 in Eutin geborene Komponist, Dirigent und Pianist Carl Maria Friedrich Ernst von Weber war in Pankow. Das geht aus den Reise-Briefen Webers hervor.
In tagebuchähnlichen Eintragungen heißt es beispielsweise: „Sonntag 28. Juni 1812 Berlin, Pankow“ – nach Pankow zu Jord. Fried. gefahren, – mit Jettchen angezettelt, Kutscher Trinkgeld
Oder an anderer Stelle: „Mittwoch 22. Juli 1812 Berlin, Pankow“ – Mittag zu Hause, -Nachtische nach Pankow zu Kielemann und Hellwigs morgenden Geburts. gefeiert, gesungen, gespielt der arme Fuchs um 2 Uhr nach Hause fuhre.
Im Zusammenhang mit dem einstiegen Heidetheater stand Weber hier wohl goldrichtig. Frau Mach erzählte weiter, dass sich im Nachlass des Bildhauers eine Miniatur der Weber-Statue befand. Die Deutsche Weber Stiftung lehnte den Ankauf seiner Zeit ab. Der weitere Verbleib der Miniatur ist nicht bekannt.
Vielen Dank Christian für den schönen Nachmittag und die historische Illustration der Geschichte.
In Pankow wird das Schützenhaus Schönholz schon gern einmal Schloss Schönholz genannt. Mit dem historischen „Schloss Schönholz“ hat es aber nur eine Gemeinsamkeit. Es wurde von der Berliner Schützengilde genutzt.
Aus einem um 1800 erbauten prächtigen Gutshaus, das einst der Königinplantage angehörte, wurde 1872 bis 1884 Henriette Jenrich’s Höhere Mädchenschule.
Das Innere des Hauses war als Teil der Königinplantage von je her so pompös ausgestattet, dass die Bürger über die Grenzen Pankows hinaus von Schloss Schönholz sprachen.
Die Berliner Schützengilde kaufte vor 1900 das schon stark verwitterte alte Schloss und ließ An- und Abbauten vornehmen. Der Mittelteil blieb aber erhalten.
In den meisten Publikationen ist zu lesen, dass die Berliner Schützengilde, nachdem sie das Schützenhaus gebaut hatten, das Schloss abreissen ließen. Das stimmt so schnell nicht. Der Mittelteil der einstigen Mädchenschule blieb immer erhalten.
Die Schönholzer Heide war seit der Jahrhundertwende eine stark frequentierte Feiermeile, durch Nordbahn und Vorstadtwagen gut zu erreichen. Das Schloss Schönholz lag damals am Kreuzungspunkt verlängerte Heinrich-Mann-Straße Ecke verlängerte Tschaikowskistraße.
Verlängert man beide Straßen auf der Karte bis in die Heide, so erhält man die alte Wegkreuzung. Rechts der Kreuzung ist der wahre Standort des damaligen Schlosses Schönholz und der damit verbundenen Restaurationen Schloss Schönholz.
Eine Zeichnung in einem Zeitungsartikel zeigt das alte Schloss Schönholz mit Pokalschale. Die Zeitung wurde von einem Historiker auf 1943 datiert. Das kann nicht richtig sein, denn 1943 waren im Schloss bereits Zwangsarbeiter untergebracht. Im Zeitungsartikel ging es um die 500-Jahr-Feier der Schützengilde. So konnte ich die Zeitung auf 1933 datieren.
Neben dem damals noch neuen Schützenhaus am Westende der Colonie Schönholz bestand auch das alte Schloss Schönholz noch bis 1945. Auf Messplänen des Areals des Vergnügungsparks und des Lunalagers ist das Schloss noch verzeichnet.
Zusätzlich gibt es noch 2 Luftbilder der Kolonie Schönholz. Die Aufnahme von 1943 zeigt die Heide, das Zwangsarbeiterlager und das alte Schloss Schönholz.
Auf der Luftaufnahme von 1945 ist die Zerstörung durch Fliegerbomben deutlich zu sehen. Die hier im Lager untergebrachten Zwangsarbeiter, die meisten davon Frauen, arbeiteten in der Rüstung, waren also Opfer und Ziel.
Die Schönholzer Heide war am Ende des Krieges ein riesiges Schlachtfeld, Gräber soweit das Auge reichte. Hiervon zeugt heute noch der kleine Ehrenhain kurz hinter dem Luna Lager.
Die Sowjets unterteilten die Schönholzer Heide in 3 Areale. Großflächig kamen nach dem Krieg jahrelang immer wieder Plannierraupen zum Einsatz. Vom Schloss Schönholz blieb nur ein kleiner Sockel übrig.
Auf den Resten des rückwärtigen Gartens des Saalbaus „Restauration Schloss Schönholz“ wurde das Heide Theater errichtet. Der Sockel, auf dem bis 1933 ein in Stein gehauener Pokal stand, ist das letzte Originalteil des Ur-Baukörpers des alten Gutshauses.
Zur Absicherung meiner bauzeitlichen Einordnung habe ich mir Stuckateurmeister Jürgen Liebe zur Seite geholt. Er konnte mir die zeitliche Einordnung der Reichsformatziegel und des Betonputzes bestätigen.
Der zweite und größere Sockel, auf dem einst die Kopie einer Carl Maria von Weber Plastik stand konnte ich nicht sicher datieren, da der Sockel komplett vom Putz umhüllt ist und die Art des Putzes zwar sehr alt aber nach dem Krieg noch gängig war.
Festzuhalten bleibt, dass trotz aller An- und Abbauten, die das Schloss in fast 50 Jahren nach Kauf durch die Berliner Schützengilde erfuhr, der Urbaukörper im Teil des Ensembles waren bis zu ihrer Zerstörung beim Fliegerangriff auf Schönholz.
Autor: Christian Bormann, 27.02.2017
red.Bearbeitung: Martina Krüger, 27.02.2017
Bilder: Christian Bormann, MVP, Bundesarchiv, historische Postkarten
Als Idee aus einer Trommelgruppe heraus entstand 1994 das „Trommelfest Pankow“. Schon das 1. Fest, damals noch im Bürgerpark, lockte zahlreiche Besucher. Im Jahr darauf erschienen die Besucher noch zahlreicher.
Zum Schutz der Bürgerpark Anlage suchte das Bezirksamt einen neuen Veranstaltungsort. Mit Erfolg. Im Juli 1996 wurde das „Trommelfest Pankow“ unter dem Namen „RAKATAK“ auf dem bezirkseigenen, historischen Schützensport-Gelände Schloss Schönholz gefeiert.
Der Name „RAKATAK“ stammt vom gleichnamigen Instrument. Neben den inzwischen 2 Festbühnen gibt es zahlreiche Bastelstände für Jung und Alt. Mit einer großen Bar und verschiedenen Köstlichkeiten ist für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt.
Auf einem internationalen Markt können Instrumente und Waren aus aller Welt bestaunt werden. Mit 150 ehrenamtlichen Helfern ist „RAKATAK“ vermutlich die größte jährliche Leistung dieser Art in Pankow.
Für das Jahr 2000 konnten die Veranstalter bereits 5000 Besucher aus Berlin und Brandenburg vermelden. Das erinnert an historische Zeiten, als Pankow und Schönholz um die Jahrhundertwende jedes Wochenende von Tausenden feierlustigen Berlinern besucht wurde.
Durch die Bezirksreform zum Großbezirk Pankow wuchs mit Prenzlauer Berg und Weißensee auch der Verbund der Jugendkulturzentren.
Inzwischen gibt es auch eine eigenständige Musikgruppe Rakatak. Diese Gruppe trägt ihren Namen mit freundlicher Genehmigung der RAKATAK Veranstalter.
Zu den Ausrichtern von „RAKATAK“ zählen heute der Lade Club, die Garage Pankow, die Mühlenstraße 24, die Königsstadt und Maxim. Schirmherrin der Veranstaltung ist Christine Keil Bezirksrätin und Leiterin der Abt. Jugend und Immobilien.
Autor: Christian Bormann, 16.07.2016
red. Bearbeitung: Martina Krüger, 06.08.2016
Bilder: Christian Bormann
Am bekanntesten ist der oberirdische Heide-Bunker auch Luna-Bunker genannt. Er liegt an der Hermann-Hesse-Straße zwischen Paul-Zobel-Sportplatz und der Schießanlage Schloss Schönholz.
Ursprünglich zum Schutz der Pankower Bevölkerung vor Fliegerangriffen gedacht, hatte er als Schutzbunker schnell ausgedient. Aufgrund der massiven Zunahme der Vergeltungsangriffe auf Berlin wurden eiligst Schutzräume in den Kellern der Berliner Mietskasernen angelegt.
Aus dem Heide-Bunker wurde jetzt ein Nachrichtenbunker. Hiervon zeugt noch heute ein massiver Ankerring für den Funkmast.
Der Bunker steht auf dem ehemaligen „Luna Park“-Nachfolger Vergnügungspark „Traumland in Schönholz“. Daher auch die Bezeichnung Luna-Bunker.
Im Juni 2016 gelangen mir Innenaufnahmen im verschlossenen Bunker. Am Ende des Beitrags ist der Link zum 6 minütigen Video.
Der gesamte Bereich „Traumland“ wurde in den 1940er Jahren zum Friedhof 6 und Barackenlager für Zwangsarbeiter.
Auch das Schloss Schönholz und die Thiemann’schen Festsäle vor Schönholz beherbergten Zwangsarbeiter, die unter anderem bei Bergmann Borsig und in den Argus Motorenwerken arbeiteten.
Das Lunalager, wie die Pankower das Zwangsarbeiterlager nannten, wurde militärisch gesichert und bewacht. Die entsprechenden Erdbunker bzw. Geschütztürme mit ihren Schießscharten Richtung Heide existieren heute noch südlich und nördlich der Straße vor Schönholz.
Turm Eins befand sich zwischen Sperrgebiet der innerdeutschen Grenze und einer nicht mehr existenten Kleingartenanlage, Turm Zwei stand auf einem privaten Hofgrundstück direkt an der Heide. Vor der Öffentlichkeit verborgen überdauerten Sie die Zeit.
Der Heide Bunker ist heute Zankapfel zweier Glaubenslager.
Da sind jene, die den Bunker als Erinnerung der Schande am liebsten heute noch selbst abreissen wollen und andere, die den Bunker als Mahnmal erhalten möchten.
Ich selbst sehe keinen Grund, hunderttausende von Euros zu verbrennen, um ein Bauwerk zu vernichten, das niemanden stört, Neugierige nach Schönholz lockt und dazu einlädt, sich mit Pankows Geschichte zu beschäftigen.
Bunker Zwei hat keinen eigenen Namen, da es ihn bis heute nur gerüchteweise gab.
Bei meinen Recherchen zum Luna Bunker stieß ich in einem NVA-Forum auf die Aussagen von Ex-Militärs. Diesem Personenkreis zufolge sollte es am Ende von Friedhof 6 einen weiteren unbekannten Bunker geben.
Es dauerte einige Jahre bis das Gerücht zur Gewissheit wurde und ein Blick auf die Außenwände möglich war.
Belege für die Existenz von Bunker Zwei ließen sich bis 2016 nicht finden. Friedhof 6 wurde direkt hinter dem Sportplatz für innerstädtische Bombenopfer angelegt.
Auf Grund der vielen Opfer überwuchs der Friedhof das „Luna Lager“ allmählich . Von Friedhof 6 existiert heute nur noch eine kleine vergessene Märchenwelt.
Die ursprünglichen Außengrenzen sind für gute Beobachter noch zu erkennen.
Am nördlichen Ende der Friedhofswiese liegen heute die vier Knochenberge, unter ihnen liegen nicht nur die Reste von Friedhof 6.
Der südöstliche von Ihnen beherbergt tatsächlich Bunker Zwei. Es war meine Hündin, die ihn für mich entdeckt hat.
Sie hatte ihr Spielzeug unter einem Stahlträger in der Wiese versteckt.
Was für eine Überraschung. Der Träger gehörte zur Deckenkonstruktion von Bunker Zwei.
Ausgerechnet an der von den Militärs beschriebenen Stelle. Einen Zugang gibt es hier nicht, wer unter den Stahlträger kriecht stößt gleich auf eine Außenwand.
Zu Bunker Zwei lassen sich heute keinerlei Dokumente mehr finden.Vermutlich wurde er in der Zeit des „Luna Lagers“ gebaut und von den Sowjets und der NVA noch in den 1950er Jahren genutzt.
Das ehemalige Zwangsarbeiterlager war weggebombt. Auf dem Schlachtfeld Schönholzer Heide entstand ein Sammelplatz für Kriegsreparationen.
Alles was die Sowjets im Bereich Pankow an Industrieanlagen demontierten, wurde in der Heide gesammelt, registriert und von hier aus in die Sowjetunion verfrachtet.
Eine dritte unterirdische Anlage liegt zwischen Friedhof 6 und dem versunkenen Heidetheater.Es handelt sich um mehrere zusammenhängende Versorgungsräume, die bis 2012 noch zugänglich waren. Aufgrund der verwendeten Baustoffe lässt sich die Erbauung auf die 1930er Jahre zurückführen. Das heißt, die ursprüngliche Nutzung fällt in die Zeit des „Traumland“ sowie des „Luna Lager“.
Höchstwahrscheinlich wurden die Räumlichkeiten auch zu DDR-Zeiten als Versorgungsräume für das Heidetheater genutzt. Bis 2012 dienten diese Räume der Zigarettenmafia als Warenlager, vermutlich aus diesem Grund ist der Zugang von Bezirksamtsmitarbeitern unter Erdreich und Fundamentbrocken versteckt worden.
Neben den zwei Heide-Bunkern mit ihren zwei Wach- und Schützenbunkern sowie den alten unterirdischen Versorgungsräumen von „Traumland“ und „Luna Lager“ existieren noch 3 weitere versteckte Einstiege zu Versorgungsschächten. Die Einstiege liegen auf dem Flurstreifen zwischen Heide Theater und dem großen Hohenzollern-Berg. Stufen aus Armiereisen sind zwischen den roten, im Kreis vermauerten Klinkern einbetoniert. Die Schächte wurden in den 1950er Jahren mit Militärschrott verfüllt, tausende Kleinteile von Gasmaskenfiltern über Uniformknöpfe und Munitionsabfälle vermischt mit Erdreich.
Alle 10 Jahre taucht der eine oder andere Schachteingang durch Erosion wieder auf, das Bezirksamt ist seither bemüht, diese Einstiege eilig wieder zu verstecken. Würden Besucher hier beim Stöbern in einem dieser Schächte auf Munition stoßen, was unvermeidlich wäre, hätte dies für den Bezirk enorme Kosten zur Folge. Nach einer Munitionsfundanzeige müsste von Amtswegen der gesamte Gefahrenbestand erkundet und gesichert werden. Das würde großflächige und kostenintensive Baggerarbeiten sowie weiträumige Absperrungen der Schönholzer Heide bedeuten. Das will niemand!
Und so bleibt es dabei, wo nichts zu sehen ist, da ist auch nix.
Autor: Christian Bormann, 14.06.2016
Fotos: Nick Kempka, Christian Bormann,
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 23.06.2013
Vom Standpunkt der Hermann-Hesse-Straße ausgehend, liegt hinter dem Paul-Zobel-Sportplatz ein kleines eingezäuntes Grundstück im Herzen der Schönholzer Heide. Das abgezäunte Areal ist der von der Öffentlichkeit fast vergessene Friedhof 6 für innerstädtische Bombenopfer.
Ursprünglich erstreckte sich der Friedhof vom Sportplatz bis zu den Knochenbergen auf Bunker 2. Die kleinen Hügel sind die oberirdisch geräumten Reste des Friedhofes. Auf den Hügeln spielen die Hunde und auf den so entstandenen Wiesen vergnügen sich heute Familien in ihrer Freizeit.
Die Ursprünglichen Abgrenzungen des Friedhofs 6 sind für gute Beobachter heute noch zu erkennen. Beim Asphaltieren der Fahrradstrecke durch die Heide wurden erst kürzlich die letzten Torpfeiler entfernt.
Hin und wieder bringt das Wurzelwerk der Bäume noch kleine Knochenreste, Sargbeschläge und Urnenschilder an die Oberfläche.
Der noch nicht geräumte, eingezäunte Teil des geschlossenen Friedhofs 6 liegt direkt am Sportplatz, getrennt nur durch einen alten Pflasterweg.
Im Zaun fehlen immer wieder einzelne Felder. Notdürftig mit Ästen und Zweigen geflickt lädt das nicht ausgeschilderte Grundstück Neugierige zum Erkunden ein.
Mit wenigen Schritten verlässt der Besucher den gewohnten Anblick der Heide und befindet sich in der Märchenwelt von Friedhof 6. Kleine, vor 70 Jahren an Gräbern angelegte Pflanzungen sind heute zu stattlichen Bäumen herangewachsen.
Einst als Schmuck gedacht haben einige dieser Bäume die massiven Grabsteine umgeworfen oder in Gänze überwachsen.
An der V-Birke lädt eine alte kleine Holzbank den Besucher wie eh und je zum Verweilen ein. Von den Bäumen hängen Rankelpflanzen, durch das Geäst sind die Gräber zu sehen.
Die Holzsärge sind längst verrottet und die Gräber eingefallen. Sie bilden eine wellenförmige Öberfläche, die von Rankelpflanzen überwuchert ist.
Kleine, von Baumästen überdachte Wege schlängeln sich zwischen den Gräbern entlang. In Abständen sind noch stehende und liegende Grabtafeln zu erkennen.
Die Wasserbecken zur Grabpflege und antike Grabblumen aus Metall und Kunststoff haben die Jahrzehnte überdauert.
Der grüne Baumgürtel, unter dem sich die Grabstellen verbergen, liegt wie ein Kragen um die kleine Märchenwelt, in deren Mitte sich eine kleine Wiese befindet.
Von dieser Wiese ausgehend, wird der Friedhof 6 die nächsten Jahre Stück für Stück abgetragen und durch Räumung verschwinden.
Autor: Christian Bormann, 06.06.2016
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 07.06.2016
Anfang der 1750er Jahre kaufte Königin Elisabeth Christine einen Teil der Schönhauser Fichten. Diese erstreckten sich damals noch vom Nordufer der Panke im Bürgerpark bis zur Jungfernheide. Auf dem Areal der heutigen Schönholzer Heide ließ Elisabeth eine Maulbeerplantage anlegen.
Die von da an sogenannte Königinplantage gehörte organisatorisch zum Schlosspark Schönhausen. Am Rand der Plantage siedelte die Königin im Jahre 1736 Kolonisten an. Es waren Leineweber und Tuchmacher. Auf diese Kolonisten lässt sich auch der Name Tuchmacherweg zurückführen. Den Namen Schönholz bekam die Kolonie im Jahre 1791. So wurde aus diesem Teil der Schönhauser Fichten die Schönholzer Heide.
Anfang der 1790er Jahre entwickelte sich die Königinplantage zu einem Landgut. Das Gutshaus wurde um 1800 erbaut und war von innen pompös ausgestattet. In den umliegenden Dörfern nannte man das Gutshaus Schloss Schönholz. Von 1872 bis 1884 befand sich in dem Gutshaus die höhere Mädchenschule von Henriette Jenrich.
Die Berliner Schützengilde kaufte das Gelände samt Gutshaus. Der größte Teil des schon stark verfallenen Hauses wurde abgerissen. Das 1884 erbaute Schützenhaus wird heute Schloss Schönholz genannt. Um 1900 betrieb Hans Rettschlag sein Restaurant Schloss Schönholz im alten Gutshaus.
Als Restauration blieb das Gutshaus bis zum 2. Weltkrieg erhalten.Hiervon zeugen neben historischen Postkarten ein Zeitungsartikel nebst Zeichnung und Nutzungspläne des Vergnügungsparks Traumland und Luna Lager. Auch auf den Luftbildern von 1943 ist das Schloss mit Saalanbau noch zu sehen.
Auf den Karten ist immer der übrig gebliebene mittlere Bauteil des Gutshauses sowie vorgenommene An- und Neubauten wie Tanz- und Festsäle zu sehen. Spätestens mit Rettschlags Restaurant Schloss Schönholz war das Schützenhaus über die Grenzen Berlins hinaus als Schloss bekannt.
Gleich mehrere Gebäude auf der alten Königinplantage in Schönholz konnten den Namen Schloss Schönholz für sich beanspruchen. Bis Ende des 2. Weltkriegs sprachen die Pankower vom Gutshaus der Königinplantage wenn sie von Schloss Schönholz sprachen. Das alte Gutshaus Schloss Schönholz liegt auf der alten historischen Kreuzung verlängerte Heinrich-Mann-Straße Ecke verlängerte Tucholskystraße.
Autor: Christian Bormann 09.10.2015 / 27.02.2017
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016 / 27.02.2017
Im November 1921 gründete sich die Internationale Film AG (IFA). Ihre Filmstudios richtete die IFA im Schloss Schönholz ein. Hierfür ließ Mitbegründer, Regisseur und Produzent Robert Meinert das Schloss zu einem Kunstlicht-Atelier umbauen.
Schloss Schönholz
Das Grundstück rings um das Schloss war gerade zu ideal für Außenaufnahmen. Rudolf Meinert produzierte 1922 den Stummfilm Marie Antoinette (Das Leben einer Königin). Die herausragendste Leistung der IFA Studios in Schönholz gelang Max Mach. Der erste Sprechfilm entstand.
Dreharbeiten im Kunstlicht-Studio
Max Mach verwendete das System Tri-Ergon zur Herstellung des Sprechfilmes. Am 12.September wurde der Film mit dem Titel „Ein Tag Film“ im Berliner Mozartsaal voraufgeführt. Die Uraufführung fand in den Terra Lichtspielen in Frankfurt am Main statt.
Aktie der Internationalen Film AG (IFA)
Schon im November 1928 meldete die IFA Konkurs an und beendete den Studiobetrieb im Schloss Schönholz. Das der erste deutsche Sprechfilm in Schönholz begann, weiß heute kaum noch jemand. Für Nichtmitglieder der Schützenvereine bietet sich jedes Jahr im Sommer während des Rakatak-Festes die Gelegenheit, das Gelände zu erkunden.
Autor: Christian Bormann 25.03.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016
Bormann's Pankower Chronik. Sagen, Mythen und Legenden aus Pankow. Autor Christian Bormann.