Die Heilanstalten Berlin-Buch umfassten mehrere Krankenhäuser und Pflegeheime. Ursprünglich begann alles mit zwei Lungensanatorien, zwei Psychatrischen Kliniken sowie einem Alters- und Pflegeheim. Dem angeschlossen war ein Anstaltsfriedhof.
Heimstätte für Brustkranke „Das Waldhaus“, 1910
Unter der Leitung des damaligen Stadtbaurates und Architekten Ludwig Hoffmann enstand die kleine Krankenhaustadt 1898 bis 1930. Mein persönliches Lieblingsgebäude ist das sogenannte „Waldhaus“. Die Heimstätte für Brustkranke wurde ab 1901 erbaut und ging 1905 in Betrieb. Bis zu 150 Tuberkulosekranke sollten hier an der frischen Luft von Buch wieder zu Kräften kommen.
Luftaufnahme „Am Waldhaus“, April 2022
Das T-Förmige Gebäude ist einem barocken Schloss nachempfunden. Die Fassadengestaltung soll von Hoffmann einst viel prunkvoller geplant gewesen sein, wurde aber aus Kostengründen vereinfacht.
Luftaufnahme Plattenbau „Am Waldhaus“, April 2022
Im Inneren beherbergt das Waldhaus einen großen zentralen Saal unter dem Mittelschiff, eine von Säulen getragene Galerie endet an der Rundbogendecke. Die Enden der Säulen sind knapp unter der Galerie mit Figurenschmuck vom Bildhauer August Vogel verziert. Die drei Flügel des Sanatoriums verfügen neben einer Küche über unzählige Flure sowie kleine und große Treppenaufgänge mit wunderschönen schmiedeeisernen Jugendstilgeländern.
Sanatorium „Am Waldhaus“, April 2022
Entlang der Flure befinden sich die Krankenzimmer und Liegehallen. In einigen Teilen des Gebäudes sind noch die originalen farblichen Gestaltungen von Franz Naager erhalten. Das altehrwürdige „Waldhaus“ hat viele Regierungen überstanden, bis es dann 1992 endgültig stillgelegt wurde.
Eingangsbereich, dahinter Foyer zum großen Saal, April 2022
Eine landeseigene Berliner Immobiliengesellschaft verwaltete das Sanatorium seit seiner Stilllegung. Schon bald wird das gesamte Areal mit einem großen Wohnbauprojekt umgestaltet. Das unter Denkmalschutz stehende Waldhaus soll erhalten bleiben und selbst 200 Wohnungen beherbergen.
Krönung des vorderen Terasseneingangs
Die jahrelange Versiegelung des Gebäudes wurde schon vor einiger Zeit enfernt. Bis dahin war der Zutritt nur über einen Kriechtunnel, der die Fernwärmeleitung vom Plattenbau in das Sandhaus führte, möglich. Das Gebäude wird also entweder kommerziell umgestaltet oder durch die fehlende Versiegelung von Randalieren zerstört, wie im Fall des „Säuglings- und Kinderkrankenhauses Weißensee“ geschehen.
Zerstörte Türflügel und Fenster auf der Süd-Terrasse zum großen Saal, April 2022
Alles Gründe genug, das alte Sanatorium im April 2022 nocheinmal zu besuchen und seine Geschichte anhand einiger Fotos noch einmal zu erzählen. Auch in diesem desolaten Zustand beeindruckt das Waldhaus heute noch von innen und außen. Der morbide Charme abbröckelnder Farbe in Fluren, deren Konturen nur im Restschein der mit Brettern vernagelten Fenster zu erkennen sind, ist beeindruckend.
Treppe zur Terrasse am großen Saal, April 2022
Das gesamte Sanatorium ist bis auf eine alte Phönix-Nähmaschine aus den 1920er Jahren im Keller beräumt. Die verwaisten Liegesäle und die endlosen Flure mit ihren offenstehenden Türen zu den Krankenzimmern wirken gespenstisch. Beeindruckend ist der große Saal, in den man mühelos über die Terrasse gelangt. Jahrzehntelang ein Ort der Begegnung und Hoffnung, wartet er heute im Halbdunkeln auf seine Erweckung.
Graffiti am Sandhaus, April 2022
Foyer der Klinik, April 2022
Kellertreppe
Keller der Klinik
Keller mit Versorgungsräumen, April 2022
Phoenix-Nähmaschine, ca. 1920
Keller mit technischer Einrichtung, April 2022
Unterrichtskabinett für Elektronik, EDV, BMSR, April 2022
Keller
Kellertreppe
Flur
Flur
Großer Saal von Ludwig Hoffmann, August Vogel und Franz Naager, April 2022
Galerie im großen Saal
Autor Christian Bormann im großen Saal, April 2022
Die Grundsteinlegung für das Rathaus Pankow erfolgte am 12. Julie 1901. In einem der Turmpfeiler befindet sich eine Aussparung mit einem kleinen historischen Schatz. Es ist eine kupferne Kapsel gefüllt mit den damals aktuellen deutschen Kursmünzen und Zeitungen des Niederbarnimer Anzeigers.
Eingang Ratskeller im Turmsockel 2017
Die Aussparung wurde mit einer Sandsteinplatte abgedeckt. Drei Hammerschläge führte der damalige Bürgermeister Gottschalk aus und sprach: „Vom Leben aus, zum Leben hin, lebendig immer dar“. Im Sockel des Turmes befindet sich auch der Haupteingang zum einst legendären Ratskeller. Dieser war schon ein halbes Jahr vor dem Rathaus eröffnet worden.
Rathaus ohne Laterne, Turmspitze und Kupferdach dafür sind die originalen Helme auf den Ecken der Balustrade noch zu sehen 1930
Bereits am 9. Oktober 1901 war der Ratskeller schon mit elektrischem Licht ausgestattet. Der Niederbarnimer Anzeiger berichtete über den Ansturm auf das edle Stübchen. Während die Gäste auf der Terrasse unter einer riesigen Markise sitzen konnten, befand sich das Rathaus noch im Bau.
Rathaus mit Preußischem Adler etwa 1920
Auf der anderen Straßenseite stapelten sich noch Telegrafenmasten, Gasröhren und Oberleitungen. Die Baustelle ist noch auf einigen antiken Ansichtskarten zu sehen.
Dr. Kiene u. Schüler 27. August 1930, Turmhelm noch mit Schiefer verblendet
Im ersten Obergeschoss des Turmes befand sich die Dienstwohnung des Bürgermeisters, die Gottschalk am 25. Oktober 1902 bezog. Gleich zwei Balkone standen ihm zur Verfügung. In zeitgenössischen Aufzeichnung ist zu lesen, das Gottschalk ganz besonders vom Ausblick beider Balkone schwärmte.
Turmbalustrade ohne Eckhelme 2017
Vom Nordbalkon konnte er direkt in den Bürgerpark schauen. Heute versperren die Wohnblöcke Wollankstraße und Wilhelm-Kuhr-Straße die Sichtachse. Der Turm wurde mehrmals baulich angepasst. Gleich nach der Eröffnung musste die Turmspitze auf der Laterne gekürzt werden, sie hielt den Stürmen nicht stand.
Granatentreffer in der Turmuhr, Sowjetische Kommandantur ohne Preußischen Adler 1946
Beim Abgleich der historischen Aufnahmen fehlt dem 50 Meter hohem Rathausturm sogar kurzzeitig Helm und Laterne. Die heutige Kupferkuppel war zwischenzeitig mit Schiefer verblendet. Erhalten ist auch die preußische Reichskrone auf dem Nachbartürmchen. Während das gesamte ursprüngliche Kupferdach im 1. Weltkrieg der Rüstungsindustrie zum Opfer viel.
Originale Turmuhrblätter von 1901, Turmbegehung, Bormann 2017
Die Balustrade wurde das erste mal in den 20er Jahren umgebaut. Im Original hatten alle 4 Ecken spitz zulaufende Helme. Der Grund für die Entfernung ist heute nicht mehr bekannt. Im 2. Weltkrieg gab es mehrere Bombentreffer am Rathaus. Besonders sichtbar war der Turmtreffer, der Teile der Uhren zerstörte.
Schutzblenden von 1946 für Turmuhr nach Bombentreffer, Bormann 2017
Die fehlenden 2 Uhren wurden in den Nachkriegsjahren mit Blendplatten ersetzt. Bei unsere Begehung 2017 entdeckten wir im Turminneren die Abdeckplatten. Noch beeindruckender war der Fund von 2 originalen Zeitblättern der Turmuhren. Bis heute stehen diese historischen Artefakte hier und trotzen der Zeit.
Rückansicht der Turmuhr nach Norden 2017
In den 1930er Jahren nutzte Dr. Kiene mit seinen Schülern des Knabenlyzeum die Balustrade für den Astronomieunterricht. Während des 2. Weltkrieges befand sich an selber Stelle eine Maschinengewehrstellung. Diese wurde dann von den Sowjets eingenommen.
Steg und Turmuhr nach Norden 2017
Rückansicht Turmuhr nach Norden 2017
Nachdem das Rathaus als Sowjetische Kommandantur geräumt und den Pankowern 1948 übergeben wurde, diente die Turmbalustrade als Luftraumsicherungsposten für Schloss Schönhausen und seine Staatsgäste.
Uhrenwerk nach Norden
Es war eine kleine unscheinbare Stahltür die uns der Herr über dem Rathausturm Pressesprecher Tobias Schietzelt öffnete. Schon der erste Blick in den Wendeltreppenturm war atemberaubend. Mit jeder weiteren Stufe entdeckten wir immer neue Überraschungen.
Aufstieg zur Turmbalustrade Bormann u. Schietelt 2017
Optisch am beeindruckensten waren die Uhren von Ihrer Rückansicht. Kleine Holzstege führten zu allen 4 gläsernden Zifferblättern. Überrascht war ich über die zwei kleinen Turmglocken.
Treppenaufgang Rathausturm 2017
Selbst in der Kreuzstraße 5 aufgewachsen und direkt nebenan in der Wollankstraße zur Schule gegangen, konnte ich mich nicht erinnern jemals einen Glockenschlag aus dem Turm vernommen zu haben.
Turmglocken zur Rathausuhr 2017
Etage um Etage kamen wir der Turmbalustrade näher. Dann endlich betraten wir sie durch einen Jugendstilbogen. Als erstes fielen mir die Graffitis der Sowjetischen Soldaten auf.
Rathausturm und Dach mit Balustrade 2017
Eine weitere Überraschung war der erhaltene Stahlanker. An ihm hing 1946 bis 1948 ein Transparent mit der Aufschrift: „Es lebe die Verfassung der UDSSR “ zu jener Zeit war die gesamte Rathausfassade mit Roten Sternen und einem riesigen Konterfei von Stalin geschmückt.
Turmbalustrade mit Transparent der Sowjetischen Kommandantur von 1946
Nach dem Kommandobunker und den Gefängniszellen im Rathauskeller war der Turmaufstieg am beeindruckendsten. Es waren mehrere Besuche 2017 in denen uns der Pressesprecher des Bezirksamt Pankow begleitete und mit Rat und Tat zur Seite stand.
Rathaus als Sowjetische Kommandantur mit Transparent „Es lebe die Verfassung der UDSSR“ Sternen und Stalinkonterfei 1946
Sowie einst Bürgermeister Gottschalk vom Ausblick seiner Dienstwohnung im Turm schwärmte, so unvergesslich bleibt mir der Turmaufstieg und der umwerfende Ausblick von der Turmbalustrade in Erinnerung.
Einritzungen im Sandstein der Sowjetischen Spezialeinheiten 1946 bis 1948
Trotz aller baulicher Veränderungen ist das Rathaus heute immer noch voller kleiner historischer Überraschungen. In Ecken und Kammern haben die Spuren der Geschichte der Zeit getrotzt. Auch der goldene Jugendstilleuchter, der einst vor den anrückenden Sowjetsoldaten auf dem Dachboden des Rathauses versteckt wurde, harte der Zeit und wurde zur 750 Jahrfeier Berlins wieder restauriert und 1987 im Fojer aufgehangen.
Mittelturm mit einst goldener heute kupferfarbener Reichskrone 2017
Den historischen Ausblick vom Rathausturm den ich auf einer antiken Ansichtskarte gefunden habe, haben wir für die Leser 2017 noch einmal fotografiert.
Blick vom Rathausturm etwa 1912 Richtung Dorfanger
Blick vom Rathausturm 2017 Richtung Dofanger
Auf den beiden Bildern ist die Entwicklung des Pankower Dorfzentrums von 1912 bis 2017 zu sehen. In 105 Jahren Städteentwicklung hat der Beton über die Natur gesiegt. Einst „gesündester Vorort Berlins“ hat der Bezirk seine grünen Wurzeln heute fast vergessen.
Link:
Autor: Christian Bormann, 03.08.2018
Bilder: Christian Bormann, Ivonne Hempler, Guido Kunze, historische Ansichtskarten, Freundeskreis der Chronik Pankow
Luftaufnahmen: Guido Kunze, Christian Bormann 2017
Im November 1921 gründete sich die Internationale Film AG (IFA). Ihre Filmstudios richtete die IFA im Schloss Schönholz ein. Hierfür ließ Mitbegründer, Regisseur und Produzent Robert Meinert das Schloss zu einem Kunstlicht-Atelier umbauen.
Schloss Schönholz
Das Grundstück rings um das Schloss war gerade zu ideal für Außenaufnahmen. Rudolf Meinert produzierte 1922 den Stummfilm Marie Antoinette (Das Leben einer Königin). Die herausragendste Leistung der IFA Studios in Schönholz gelang Max Mach. Der erste Sprechfilm entstand.
Dreharbeiten im Kunstlicht-Studio
Max Mach verwendete das System Tri-Ergon zur Herstellung des Sprechfilmes. Am 12.September wurde der Film mit dem Titel „Ein Tag Film“ im Berliner Mozartsaal voraufgeführt. Die Uraufführung fand in den Terra Lichtspielen in Frankfurt am Main statt.
Aktie der Internationalen Film AG (IFA)
Schon im November 1928 meldete die IFA Konkurs an und beendete den Studiobetrieb im Schloss Schönholz. Das der erste deutsche Sprechfilm in Schönholz begann, weiß heute kaum noch jemand. Für Nichtmitglieder der Schützenvereine bietet sich jedes Jahr im Sommer während des Rakatak-Festes die Gelegenheit, das Gelände zu erkunden.
Autor: Christian Bormann 25.03.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016
In der alten Friedrichstadt im Herzen Berlins lag zwischen Heiligen-Geist-Straße und Spandauer Straße die Pankowsgasse. Friedrich Nikolai beschreibt die Gasse im 18. Jahrhundert mit 13 Häusern und 140 Schritten Länge.
Historischer Stadtplan von Berlin
Anders als sich vermuten lässt, hat der Name Pankowsgasse nichts mit dem Ort Pankow zu tun. Das „s“ zwischen Pankow und Gasse gibt schon den Hinweise auf Personen. Eines der 13 Häuser bewohnten damals zwei bekannte Ärzte. Johann und Thomas Pankow, Vater und Sohn. Nach ihnen wurde die Gasse benannt. Die Spandauer Straße gibt es noch, die Heiligen-Geist-Straße und die Pankowsgasse sind längst Geschichte.
Autor: Christian Bormann 17.03.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 10.04.2016
Als sogenannte Gartenstadt war Pankow um 1900 geradezu übersät mit Plastiken. Unzählige Werke der Bildenden Kunst tummelten sich auf Gebäuden, Plätzen und in Parks. Viele dieser Werke überstanden den Zweiten Weltkrieg nicht, andere wurden in den Nachkriegsjahren nach Russland verschickt.
Plastik „Bürgerehre“ wird 1987 wieder eingesetzt
Allein das Rathaus Pankow verlor gleich drei Plastiken. An der Fassade des Eingangs standen einst vier Plastiken symbolisch für die vier Bürgertugenden „Gerechtigkeit“,“Mildtätigkeit“,“Bürgerfleiß“ und „Bürgerehre“. Die Plastik „Bürgerehre“ wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und erst 1987 zur 750-Jahrfeier Berlins ersetzt.
Der preußische Adler zierte die Rathausspitze
Der preußische Adler, der einst das Rathaus krönte, wurde offiziell in den Nachkriegsjahren eingeschmolzen. Wahrscheinlicher scheint es jedoch, dass er als Beutekunst nach Russland ging. Die dritte Rathausfigur war der Sämann.
Der Sämann vor 1940 am Rathaus Pankow
Auf einem Kleinen Betonvorsprung in 6 Meter Höhe stand er direkt Breite Straße/ Ecke Neue Schönholzer Straße in der Fassade des Rathausanbaus. Der Bürgerpark Pankow verlor im Zweiten Weltkrieg fast ein Dutzend Plastiken, sie stammten noch vom Baron Killisch von Horn-Park.
Bismarckplatz mit Bismarckhaus und Giebelfigur Bismarck
Am heutigen Pastor-Niemöller-Platz 2, damals Bismarckplatz steht bis heute noch das 1908 erbaute Bismarckhaus. Auf der Spitze des Hauses stand bis 1965 eine stattliche Bismarckfigur.
Bismarckfigur 1965 auf dem Bismarckhaus, Pastor-Niemöller-Platz 2
Die Plastik überstand alle Kriege und politischen Umwälzungen. Nach 1965 fehlte das Kunstwerk über Nacht und bleibt bis heute spurlos verschwunden.
Autor: Christian Bormann 09.03.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 10.04.2016
Ende der 1950er Jahre bemühte sich die DDR-Regierung, die Versorgungslage der Bevölkerung zu verbessern. Um Schwarzmarktschiebereien einzudämmen, wurde die Handelsorganisation, kurz „HO“, gegründet. In Pankow entstanden nach und nach sogenannte Ladenkombinate und Landwarenhäuser. Ein Vorzeigeobjekt der „HO“ war das „Tischlein deck Dich“ in der Ossietzkystraße.
HO-Ladenkombinat Ossietzkystraße 1965
Das Ladenkombinat wurde am 3. Januar 1959 eröffnet. Der Standort war nicht zufällig gewählt. Die Ossietzkystraße gehörte damals zur Protokollstrecke für Staatsbesuche der DDR. Mit 30 Mark für ein Kilo Weizenmehl und 110 Mark für ein Kilo Margarine war für den großen Teil der Bevölkerung noch keine wirkliche Verbesserung der Versorgungslage erreicht. Allmählich gelang es, die Preise zu senken.
So konnten 1958 per Ministererlass die ungeliebten Lebensmittelkarten abgeschafft werden. Das „Tischlein deck Dich“ in der Ossietzkystraße vereinte mehrere Lebensmittelläden unter einem Dach. Eine Neuheit war die Selbstbedienungsverkaufsstelle, in der gegen Hartgeld verschiedene Waren aus Automaten gekauft werden konnten.
Autor: Christian Bormann 05.03.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 10.04.2016
Als Projekt des Nationalen Aufbauwerkes erfolgte am 1. März 1958 der erste Spatenstich für das Freibad Pankow vom Ministerpräsident Otto Grotewohl höchst persönlich. Es war das zweitgrößte Vorhaben des NAW in Berlin.
Aufruf zur freiwilligen Arbeit 1952
Für die Gestaltung der Anlage waren die Architekten Walter Hinkefuß, Heinz Graffunger und Joachim Streichhan verantwortlich. Die Pankower leisteten rund 220.000 freiwillige Arbeitsstunden und spendeten über die sogenannten NAW-Marken eine halbe Million Mark.
Orchester der Volkspolizei spielt für die Helfer 1959
Ältere Pankower werden sich noch an den Mythos vom halben Meter erinnern. Im Wettkampf der Systeme waren Siege im internationalen Sport ein gutes Mittel, um die jeweilige Überlegenheit zu demonstrieren. So befürchteten die Arbeiter, ihr Freibad nach Fertigstellung als Sportwettkampfstätte zu verlieren.
Otto Grotewohl und Friedrich Ebert eröffnen das Freibad 9.Juli 1960
Keck wie die Arbeiter waren, sollen sie das Schwimmbecken einen halben Meter zu kurz gebaut haben. So war das Freibad Pankow als Wettkampfstätte unbrauchbar. Tatsächlich aber beträgt die Länge der Schwimmbecken volle 50 Meter.
Freibad Pankow Sommer 1970
Eröffnet wurde das Freibad am 9. Juli 1960 durch Ministerpräsident Otto Grotewohl und den Oberbürgermeister Friedrich Ebert. Eine Erweiterung erfolgte 1971 durch den Bau einer Schwimmhalle.
Schwimmhalle Pankow als Ruine Februar 2015
Der Architekt Gunther Derdau plante die Schwimmhalle als Prototyp. Die Schwimmhalle war die erste ihrer Art in Ost Berlin.
Autor: Christian Bormann 28.02.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 10.04.2016
Bereits seit 1874 gab es in Pankow ein Krieger-Verein. In den Auseinandersetzungen zwischen Preußen und Deutschland 1870 bis 1871 hatte Pankow 8 Gefallene zu beklagen.
Abzeichen des Krieger-Vereins Pankow
Das Kriegsdenkmal für die Gefallenen wurde am 2.September 1873 an der östlichen Seite der Pankower Pfarrkirche zu den Vier Evangelisten errichtet. Heute erinnert nichts mehr an dieses Denkmal.
Kriegerdenkmal an der Pankower Kirche
Im Herbst 1915 zog das Lehr-Infanterie-Ersatzbataillon in Pankow ein. Das Ersatzbataillon wurde vor dem Rathaus Pankow aufgestellt. Während des Ersten Weltkriegs gehörte es zum Lehr-Infanterie-Regiment.
Garnison vor dem Rathaus Pankow
Vom Rathaus zogen sie über den Friedensplatz in das Barackenlager in Niederschönhausen. Neben der Kaserne in der heutigen Schulstraße 1 wurden auch Schulgebäude in Kasernen umfunktioniert.
Regiment am Friedensplatz Niederschönhausen
Das Barackenlager Niederschönhausen befand sich zwischen der Friedrichs-Engels-Straße, Blumenthalstraße und Uhlandstraße.
Vereidigung Barackenlager Niederschönhausen
Zu den betroffenen Schulgebäuden gehörte die Schule in der Schulstraße 1, Schule in der Grunowstraße, Schule in der Charlottenstraße und das Schulgebäude in der Schmidtstraße, heute Kattegatstraße im Wedding.
Autor: Christian Bormann 14.02.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 10.04.2016
Wer den Bürgerpark Pankow schon einmal besucht hat, der kennt die Brücke südlich der großen Wiese, die zwei künstliche Felsen miteinander verbindet.
Teufelsbrücke 2017
Nur die wenigsten kennen die Geschichte der Namensgebung. Wo heute ein Ziegengehege zu sehen ist, war ursprünglich ein Goldfischteich. Auf dem zu DDR-Zeiten zugeschütteten Goldfischteich weidete zunächst Rotwild, heute sind hier Bergziegen zu sehen.
Teufelsbrücke 1915
Als die Ratsherren den Bau der Brücke beschlossen und ausschrieben, gehörte zu den Bewerbern ein junger Baumeister, der sich gerade erst selbstständig gemacht hatte. Weder hatte er Referenzen noch gehörte er zu den Alteingesessenen, was seine Chance den Auftrag zu erhalten fast aussichtslos machte.
Teufelsbrücke 1920
Der junge Baumeister brauchte dringend Geld, um seine Verlobte heiraten zu können. In seiner Not bekam er Besuch vom Teufel. Der bot ihm sogleich einen Handel an. Der junge Baumeister erhielt den Auftrag zum Bau der Brücke. Den Besuch des Teufels verdrängte er aber als schlechten Traum.
Teufelsbrücke 1950
Doch kurz vor Fertigstellung der Brücke, erschien der Teufel abermals. Er erinnerte an den mit ihm geschlossenen Vertrag und forderte den jungen Baumeister auf, das Brückengeländer lose zu befestigen. Entsetzt erkannte der die List des Teufels. Jetzt musste ein Plan her den Teufel auszutricksen.
Bürgerpark Tor 2016
Am Tag der feierlichen Brückeneröffnung versammelten sich die Ratsherren auf der Brücke. Als der Teufel daraufhin im Teich die Goldfische tanzen ließ, wollte einer der Ratsherren sich gerade über das lose Geländer beugen, als vom Bürgerpark Tor Marschmusik und eine Blaskapelle ertönten. Diese führte der junge Baumeister an. Die Musik zog das Interesse der Ratsherren sofort auf sich. Ausgelassen und fröhlich spielte die Kapelle auf der großen Wiese bis in die Morgenstunden. Am Tag darauf befestigte der junge Baumeister das lose Geländer sofort.
Vom Teufel, den er so ausgetrickst hatte, hörte er nie wieder.
Luftbild Teufelsbrücke 2017
Es war die Idee des dem Allgemeinwohl zugewandten Arztes Prof. Emanuel Mendel, den Bürgerpark für die Gemeinde zu erhalten. Begeistert von der Idee gelang es dem Bürgermeister Wilhelm Kuhr und der Gemeinde Pankow, das Grundstück 1907 für 1,5 Millionen Mark zu kaufen. Die auf dem Gelände befindlichen zwei Hügel wurden 1910 mit der Teufelsbrücke verbunden. Im Laufe eines Jahrhunderts wurde die Brücke mehrmals wieder aus neuem Baumaterial aufgebaut.
Autor: Christian Bormann, 02.06.2014
Technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 25.01.2016/23.02.2017
Bilder: Andreas Hennig / andyART (1) Christian Bormann
Luftbild: Guido Kunze
Bormann's Pankower Chronik. Sagen, Mythen und Legenden aus Pankow. Autor Christian Bormann.