Heinz Rühmann – Der Eiserne Gustav in Buchholz

Heinz Rühmann spielte 1958 eine seiner Glanzrollen als Gustav Hartmann, den alle nur den „Eisernen Gustav“ nannten. Gustav war der letzte Droschkenkutscher Berlins. Ende der 1920er Jahre eroberten die Automobil-Taxis die Stadt, doch Gustav hielt eisern an seiner Kutsche fest.

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Zeitungscover 1958 „Der Eiserne Gustav“

Als er schließlich zu verarmen drohte, wollte seine Familie ihn entmündigen lassen. Der strenge und in sich gekehrte Gustav ging noch einmal auf große Fahrt. Einmal Berlin – Paris und zurück. Ein pfiffiger Reporter begleitete ihn.

Heinz Rühmann, Chronik Pankow
Heinz Rühmann im Film vor der Buchholzer Kirche

Zurück in der Heimat, war der „Eiserne Gustav“ eine Berühmtheit. Die Erfahrungen seiner Reise hatten auch seinen Charakter verändert. Und so versöhnte sich Gustav wieder mit seiner Familie.

Heinz Rühmann
Filmausschnitt „Der Eiserne Gustav“ vor der Buchholzer Kirche

In Buchholz erinnert heute noch das Restaurant „Zum eisernen Gustav“ an die Dreharbeiten zum Film. Neben der Buchholzer Kirche die als Filmkulisse diente wurden auch Szenen im heutigen Restaurant „Zum eisernen Gustav“ aufgenommen.

Autor: Christian Bormann
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 30.03.2016

Eberhard Cohrs – Ham se nich ne Mark ?

„Ham se nich ne Mark? Im Konsum gibt es Quark“ So fragte Eberhard Cohrs 1964 die Fahrgastbegleiterin der BVB. Der am 4. Januar 1921 in Dresden geborene Konditor Cohrs der eigentlich Jockey werden wollte, gehörte in den 50er und 60er Jahren zu den beliebtesten Komikern in der DDR.

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Eberhard Cohrs in der Linie 46

Der DEFA Kurzfilm „Ham se nich ne Mark“ wurde vor dem Rathaus Pankow gedreht. Als Kulisse diente die Straßenbahnlinie 46 und die Kreuzung Breite Straße/ Neue Schönholzer Straße. Einzigartige Filmaufnahmen zeigen Pankow 1964. Das Rathaus Pankow, in den Nachkriegsjahren als Sowjetische Kommandantur eingerichtet, wurde gerade erst wieder als Rathaus bezogen.

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Eberhard Cohrs wird aus der Linie 46 geworfen

Am großen Balkon stand ein Holzgerüst für Fassadenarbeiten. Über die gesamte Breite der Breiten Straße zog sich ein Fußgängerüberweg, heute undenkbar. Die Nummer 1960 am Rekowagen ist das Datum der Lackierung. Wer genau hinschaut, erkennt auch die Haltestelle direkt am Rathaus. Nicht weniger interessant sind die Geschäfte entlang der Breite Straße.

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Eberhard Cohrs auf der Breite Straße

Hinter dem Volkspolizisten ist ein Selbstbedienungsmarkt und ein Tapetenladen zu erkennen. Der SB-Markt war der neuste Hit der DDR Wirtschaft. Gegenüber dem Rathaus haben sich Schaulustige vor dem Fachgeschäft für Herrenbekleidung versammelt. Gespannt verfolgen sie die Dreharbeiten. Damals normal im Straßenbild wirken die Militär-LKW, die von der Wollankstraße kommend das Rathaus passieren, heute befremdlich.

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Volkspolizist vor dem SB-Laden

Eberhard Cohrs selbst fiel bei den DDR-Oberen schnell in Ungnade. So blieb er 1977 nach einem Auftritt in West-Berlin. Trotz der Unterstützung von Showgrößen wie Rudi Carell und Dieter Hallervorden konnte Cohrs nicht an seine Erfolge anknüpfen. Nach dem Mauerfall ging er wieder in den Ostteil Deutschlands.

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Balkon vom Rathaus mit Holzgerüst

Die Dresdener hatten ihn nicht vergessen. Er war wieder zu Hause. Auch nach der Wende konnte sein Publikum herzlich mit ihm lachen. Lange sollte sein Glück nicht währen. Sein 25-jähriger Sohn starb im Mai 1999 bei einem tragischen Tauchunfall. Es sollte noch schlimmer kommen. Cohrs geriet in die Schlagzeilen weil er mehrere Schüsse auf seine Frau abgab.

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Schaulustige stehen vor dem Laden für Herrenbekleidung

Die Tat soll im Morphiumrausch geschehen sein. Eberhardt Cohrs starb noch im selben Jahr wie sein Sohn an einem Krebsleiden. Einen schlechten Beigeschmack bekommt der Kurzfilm vor dem Hintergrund einer Entdeckung der Birthler Behörde aus dem Jahr 2004.

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Im Hintergrund Haltestelle Rathaus und die Gleise in die Wollankstraße

Die Behörde will im Besitz von Dokumenten sein, aus denen hervorgeht, dass Eberhardt Cohrs als Mitglied der Waffen-SS zur Wachmanschaft vom Konzentrationslager Auschwitz gehörte. Im Rathaus Pankow, vor dem Cohrs 1964 so herzlich dahin blödelte, fanden erst 1949 die Kriegsverbrecherprozesse gegen den Lagerkommandanten und Angehörige der Wachmannschaft von Auschwitz statt.

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LKW der Armee fahren durch die Szenerie

Autor: Christian Bormann
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016