Im Zuge der Elektrifizierung der Großen Berliner Pferde-Eisenbahn genügten die zahlreichen kleinen Pferde-Bahn-Depots nicht mehr, da diese hauptsächlich auf Unterbringung und Versorgung der Pferde ausgerichtet waren.
Decksitzwagen der „Grossen Berliner Pferde-Eisenbahn“ von 1891
Diese Depots beherbergten Geschirrkammern, Schmieden, Sattlerei und Futterböden. Die kostbaren Wagen standen im Freien und waren der Witterung ausgesetzt. Die erste Strecke der Großen Berliner Pferde-Eisenbahn führte schon 1874 vom Schönhauser Tor nach Pankow und wurde noch im gleichen Jahr bis Pankow Kirche verlängert.
Betriebshof Niederschönhausen 1920
Der dazugehörende Betriebshof III der Großen Berliner Pferde-Eisenbahn befand sich an der Berliner-/ Ecke Borkumstraße. Die Bezeichnung Betriebshof III ging 1901 an den Betriebshof der Großen Berliner Elektrischen Straßenbahn in Niederschönhausen über.
Mit der Elektrifizierung der Pferde-Bahn verschoben sich die Prioritäten. Von 1896-1924 elektrifizierte die Pferde-Eisenbahn ihr Netz. Wichtig waren jetzt große Wagenhallen mit Revisionsgruben zur Wartung der Unterböden.
Wagen 5256 Schönholzer Straße, 1987
Auch Werkräume für die Schlosser, Verwaltungsgebäude mit Dienstwohnungen sowie Aufenthalts- und Lehrräume galt es zu schaffen. Große Gleisanlagen zum Rangieren mussten gebaut werden.
Der Denkmalgeschützte Hof III der Großen Berliner Elektrischen Straßenbahn in Niederschönhausen wurde für diese neuen Anforderungen an den Nahverkehr gebaut. Er gilt heute als Musterexemplar eines Berliner Straßenbahnhof.
Historische Triebwagen vor der Wagenhalle
Niederschönhausen wurde als letzter von 8 Berliner Betriebshöfen gebaut und am 29. Mai 1901 eröffnet. Mit rund 25.000 Quadratmetern hatte Hof III die Kapazität, um 190 Wagen von 11 Metern Länge aufzunehmen. Mit der Fertigstellung des Betriebshofes nahm der Ausbau des Nordberliner Straßenbahnnetzes rasant an Fahrt auf.
Anfang der 20er Jahre arbeiteten auffällig viele Frauen im Pankower Straßenbahnbetrieb. Grund hierfür waren die im Ersten Weltkrieg gefallenen Männer. In der Mitte des Straßenbahnhofes errichteten die Mitarbeiter 1920 ein Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Kollegen. In den 70 Jahren wurde das Denkmal wieder entfernt.
Reko-Triebwagen 217055 mit Beiwagen
Der Betriebshof III wurde 1924 nach Plänen von Jean Krämer erweitert. Neben der Erweiterung der Wagenhalle gehörte eine Montagehalle, Schmiede, Lager und Umkleideräume zu den Anbauten. Der Ziergiebel über der Wagenhalle wurde entfernt und die Mauer an der Hoffront durch einen Eisernen Zaun ersetzt.
Reko-Arbeitswagen 4508 mit Lore G107
Östlich des Betriebshofes III errichtete die Heimstätten-Gesellschaft der BVG Wohnungen für Betriebsangehörige. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Wagenhalle und das zweistöckige Verwaltungsgebäude durch Bombentreffer schwer Beschädigt.
Wiederaufbau der Wagenhalle 1950
Die Wiederherstellungsarbeiten dauerten bis in die 50er Jahre, wobei das Dachgeschoss des zweistöckigen kleinen Verwaltungsgebäudes nicht vollständig wieder aufgebaut wurde. In den zweigeschossigen Verwaltungsbau zog 1950 der Betriebsarzt ein.
Betriebshof Niederschönhausen 1960
Nördlich des Gebäudes wurde ein Kulturhaus für die Mitarbeiter eingerichtet. In den 1990er Jahren wurde der Betrieb in Niederschönhausen eingestellt. Die Anlage des Hofes war zu klein geworden um die neuen Straßenbahnen zu rangieren. Bei der Länge der heutigen Straßenbahnzüge muss die Dietzgenstraße mitbenutzt werden. Die davon ausgehenden Beeinträchtigungen für den Straßenverkehr waren nicht zu vertreten.
Großraumwagen West (links) und Ost (rechts)
Der Denkmalpflegeverein Nahverkehr Berlin nutzt die Anlage heute noch. Die Wagenhalle beherbergt zahlreiche historische Straßenbahnen. Führungen und Ausfahrten der alten Bahnen werden mehrmals im Jahr veranstaltet.
Der alte Straßenbahnhof wird weiterhin betriebsfähig gehalten. In Ausnahmefällen wie Gleis- und Straßenbauarbeiten in Pankow,nutzt die BVG den Betriebshof heute noch.
Autor: Christian Bormann, 10.02.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 30.03.2016
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Ein Pankower.
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