Sternecker und sein Welt-Etablissement Schloss Weißensee

Die Geschichte von Schloss Weißensee beginnt im Jahr 1745 als Gutshaus des Geh. Rath. Carl Gottlob von Nüßler. Den Namen Schloss Weißensee verdankt das Haus seiner übertrieben pompösen Ausstattung. Im Jahr 1877 pachtete Rudolf Sternecker erstmals das Schloss und versuchte sich als Gastronom in Weißensee. Seine Vorgänger waren zuvor an gleicher Stelle gescheitert. Auch Sternecker war seiner Zeit zu weit voraus. Es mangelte schlicht an Gästen aus Berlin.

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Welt-Etablissement Schloss Weißensee, 1888

Acht Jahre später versuchte es Sternecker noch einmal im Schloss Weißensee. Die Zeiten hatten sich geändert, zehntausende Berliner strömten jetzt an ihren freien Tagen in die Berliner Vororte und suchten hier ihr Vergnügen. Rudolf Sternecker schuf mit seinem Etablissement Schloss Weißensee den zu seiner Zeit größten und modernsten Freizeitpark Berlins.

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Schloss Weißensee mit elektrischer Eisenbahn, 1890

Das Schloss erweiterte er um einen Ballsaal. Um den See herum entstanden Musikpavillons, Karussells, eine Badeanstalt sowie ein Hippodrom, das Riesenrad und zahlreiche Jahrmarktschaukeln sowie das Lusthäuschen.

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Schloss Weißensee, 1889

Im Weißen See selbst wurde eine Theaterbühne errichtet. Während die Besucher mit Gondeln den See befuhren oder in künstlichen Bassins tauchten konnten sie dem Spektakel auf der Bühne folgen. Einmal täglich ließ Sternecker einen Vulkan auf dem See ausbrechen und Pompeji untergehen. Auch Feuerwerk, Goldregen über dem See und Fallschirmspringer, die von einem Ballon absprangen, waren Garanten für beste Unterhaltung.

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Reklame Sternecker Weißensee, 1890

Sterneckers erfolgreichste Attraktion war die Schweizer Rutschbahn, auch „Schwedische Rutschbahn“ genannt. Hunderttausende besuchten das „Welt-Etablissement Schloss Weißensee“. Der Verzehr von Getränken in den Bierhallen war so gewaltig, dass an der Königs-Chaussee eine eigene Brauerei errichtet werden musste.

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Sterneckers Schweizer Rutschbahn

Neben einem Motorboot, welches auf dem See verkehrte, fuhr auch eine elektrische Eisenbahn auf dem Festgelände. Ein Teil der Strecke war sogar untertunnelt. Zu den modernsten Errungenschaften gehörte neben der elektrischen Beleuchtung um den See herum eines der ersten Telefone in Weißensee.

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Lusthäuschen im Park

Rudolf Sternecker wohnte bis 1893 in der Albertinenstraße. Schon 1897 brach er seine Zelte in Weißensee ab und verschwand aus dem Fokus der Geschichte. Das Schloss Weißensee brannte am 21.Februar 1919 ab.

Autor: Christian Bormann, 06.02.2016
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 06.02.2016

Ein Gedanke zu „Sternecker und sein Welt-Etablissement Schloss Weißensee“

  1. Der Beitrag zum Weißenseer Krankenhaus ist sehr informativ und stimmt mich gleichzeitig traurig. Ich habe in den 50er Jahren 2 mal als Patient mit einer Gastritis in diesem Krankenhaus gelegen. Das Essen war weder ausreichend noch schmackhaft und so kamen die Eltern regelmäßig ,natürlich heimlich, an das Gebäude und wir zogen an einem Strick einen Korb mit Essen nach oben. Die Behandlungsmethoden waren sehr martialisch, so wurde mir jeden zweiten Tag der Magen mit einem dicken Schlauch erst mit einer bläulichen Flüssigkeit gefüllt und anschließend wieder ausgepumpt. Um die Magenschleimhäute wieder neu aufzubauen bekam ich anschließend für 6 Wochen nur Grießbrei und einen warmen schwarzen Kaffee mit einer dicken Ölschicht. Mir wird jetzt noch schlecht wenn ich daran denke und ich habe seitdem nie wieder Grießbrei angerührt. Die Eltern bekamen von alldem nichts mit ,denn sie durften nur vom Flur aus durch die kleinen Scheiben der Türen uns Kindern zuwinken. Da in meinem Zimmer bis zu zwölf Kinder untergebracht waren, kann man sich ja wohl die Geräuschkulisse zu den Besuchszeiten vorstellen. Trotz alledem war ich nach ca. 8 Wochen meine Gastritis los und habe seitdem auch nie wieder eine bekommen. Ich fahre oft an dem Gebäude vorbei und der Zustand macht mich unendlich traurig aber auch wütend dass sich unsere schlauen Beamten so übers Ohr hauen ließen. Natürlich ist wieder keiner verantwortlich oder kein Verantwortlicher zu ermitteln obwohl dieser ja keinerlei Sanktionen befürchten müsste.

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