Die Heilanstalten Berlin-Buch umfassten mehrere Krankenhäuser und Pflegeheime. Ursprünglich begann alles mit zwei Lungensanatorien, zwei Psychatrischen Kliniken sowie einem Alters- und Pflegeheim. Dem angeschlossen war ein Anstaltsfriedhof.

Unter der Leitung des damaligen Stadtbaurates und Architekten Ludwig Hoffmann enstand die kleine Krankenhaustadt 1898 bis 1930. Mein persönliches Lieblingsgebäude ist das sogenannte „Waldhaus“. Die Heimstätte für Brustkranke wurde ab 1901 erbaut und ging 1905 in Betrieb. Bis zu 150 Tuberkulosekranke sollten hier an der frischen Luft von Buch wieder zu Kräften kommen.

Das T-Förmige Gebäude ist einem barocken Schloss nachempfunden. Die Fassadengestaltung soll von Hoffmann einst viel prunkvoller geplant gewesen sein, wurde aber aus Kostengründen vereinfacht.

Im Inneren beherbergt das Waldhaus einen großen zentralen Saal unter dem Mittelschiff, eine von Säulen getragene Galerie endet an der Rundbogendecke. Die Enden der Säulen sind knapp unter der Galerie mit Figurenschmuck vom Bildhauer August Vogel verziert. Die drei Flügel des Sanatoriums verfügen neben einer Küche über unzählige Flure sowie kleine und große Treppenaufgänge mit wunderschönen schmiedeeisernen Jugendstilgeländern.

Entlang der Flure befinden sich die Krankenzimmer und Liegehallen. In einigen Teilen des Gebäudes sind noch die originalen farblichen Gestaltungen von Franz Naager erhalten. Das altehrwürdige „Waldhaus“ hat viele Regierungen überstanden, bis es dann 1992 endgültig stillgelegt wurde.

Eine landeseigene Berliner Immobiliengesellschaft verwaltete das Sanatorium seit seiner Stilllegung. Schon bald wird das gesamte Areal mit einem großen Wohnbauprojekt umgestaltet. Das unter Denkmalschutz stehende Waldhaus soll erhalten bleiben und selbst 200 Wohnungen beherbergen.

Die jahrelange Versiegelung des Gebäudes wurde schon vor einiger Zeit enfernt. Bis dahin war der Zutritt nur über einen Kriechtunnel, der die Fernwärmeleitung vom Plattenbau in das Sandhaus führte, möglich. Das Gebäude wird also entweder kommerziell umgestaltet oder durch die fehlende Versiegelung von Randalieren zerstört, wie im Fall des „Säuglings- und Kinderkrankenhauses Weißensee“ geschehen.

Alles Gründe genug, das alte Sanatorium im April 2022 noch einmal zu besuchen und seine Geschichte anhand einiger Fotos noch einmal zu erzählen. Auch in diesem desolaten Zustand beeindruckt das Waldhaus heute noch von innen und außen. Der morbide Charme abbröckelnder Farbe in Fluren, deren Konturen nur im Restschein der mit Brettern vernagelten Fenster zu erkennen sind, ist beeindruckend.

Das gesamte Sanatorium ist bis auf eine alte Phönix-Nähmaschine aus den 1920er Jahren im Keller beräumt. Die verwaisten Liegesäle und die endlosen Flure mit ihren offenstehenden Türen zu den Krankenzimmern wirken gespenstisch. Beeindruckend ist der große Saal, in den man mühelos über die Terrasse gelangt. Jahrzehntelang ein Ort der Begegnung und Hoffnung, wartet er heute im Halbdunkeln auf seine Erweckung.


























Autor: Christian Bormann
Red. Bearbeitung: Martina Krüger
Fotos: Christian Bormann, Guido Kunze, Immobilien Aktuell (04.10.2022)