Das alte Kastellanhaus in der Wilhelm-Kur-Straße geht noch auf den Parkgründer Baron Killisch von Horn zurück. Um 1860 erbaut, beherbergte es den Parkaufseher.

Das Kastellanhaus wird umgangssprachlich auch Torhaus oder Torwächterhaus genannt. Ein Kastellan war der Aufsichtsbeamte eines größeren Anwesens.

Der Putzbau mit schiefergedecktem Walmdach ist mit einigen typischen, aber dezent gesetzten Historismuselementen geschmückt und in seiner Art an das heute nicht mehr existierende Herrenhaus angelegt. Besonders auffällig sind die Motivkassetten an der südlichen und westlichen Sichtfassade.

Bis in die 1960er Jahre soll es tatsächlich noch einen Parkwächter gegeben haben. Seine Hauptaufgabe war das Öffnen und Schließen der Parkanlage sowie die Aufsicht darüber. Das Kastellanhaus wurde gern für Werbeaufnahmen von Pankower Fuhrunternehmen und Händlern genutzt.

Unter anderem entstanden auch Ansichtskarten zum 50-jährigen Jubiläum der Brautautos und Hochzeitskutschen Vermietung Mühlenstraße oder der Bäckerei Hartmann aus der Wollankstraße.

Ursprünglich bestand das Haus nur aus einem Kastenbau. Links davon auf dem alten Acker wurde 20 Jahre zuvor der ehemalige Gemeindefriedhof 1841 angelegt. Der Verlauf der heute nicht mehr existierenden Einfriedung und des Vorgartens des Kastellanhauses ist noch an der Beetkante der Grünfläche zu erkennen.

Mit dem Kauf des Bürgerparks durch die Gemeinde wurden öffentliche Bedürfnisanstalten für die Parkbesucher benötigt. So erhielt das kleine Haus seinen Anbau im gleichen Historismusstil mit aufgesetzter Balustrade. Ich erinnere mich, dass diese Bedürfnisanstalt bis zum Mauerfall noch betrieben wurde.

Der Anbau schloss die Lücke zwischen Kastellanhaus und dem 1904 erbauten Mausoleum für die Familie Killisch von Horn, einem Sandsteinkuppelbau des Pankower Maurermeisters Malingriaux, der unter anderem auch Schul- und Wohnbauten in der Grunow-, Mühlen- und Thulestraße realisierte.

So kamen sich das Kastellanhaus und der Friedhof immer näher. Der Vorplatz vom Bürgerparktor wurde 1925 neu gestaltet. Bis dahin war es möglich, die Torzufahrt zu nutzen. Der Bordstein wurde angehoben und die Zufahrt für immer geschlossen.

Auch die sich rechts vom Haus befindende Zufahrt auf den Friedhof wurde geschlossen. Erst bei bei Sanierungsarbeiten 2021 wurde diese vergessene kleine Toreinfahrt samt dem neu entdeckten Noteingang von der Kreuzstraße aus wieder sichtbar gemacht.

Zu dem Haus gehört ein kleiner, heute verwilderter Garten. Bis in die 1990er Jahre war hier eine von mehreren Personalunterkünften des Straßen- und Grünflächenamtes Pankow. Ich kenne das Gebäude selbst noch von innen. Im Zentrum befand sich ein mittelgroßer Aufenthaltsraum, die restlichen Zimmer erinnerten eher an Kammern.

Nach umfangreichen Modernisierungen gibt es zwar zur Freude der Parkbesucher noch die historische Sichtfassade, im Inneren erinnert außer der Holztreppe nichts mehr an die ursprüngliche Raumaufteilung.

Hell und geräumig kommt das Innere des Kastellanhauses heute daher. Von der Bedürfnisanstalt existieren nur noch die Besucherinnen in der Front. Dahinter ist heute ein offener Raum mit Glassfassade zum Garten.

Auch im Dach ist ein großes Glaselelement eingesetzt, wie auf der Luftaufnahme zu sehen ist. Alles in allem ist das betagte Kastellanhaus sehr gut über die Zeit gekommen. Ich würde es heute lieber im Besitz des Bezirks sehen und der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Beim nächsten Besuch des Bürgerparks erfreuen Sie sich nicht nur am Anblick des sanierten römischen Triumphbogens. Lassen Sie Ihren Blick nach rechts schweifen und schauen Sie sich die kleine Perle aus dem Historismus mal ein wenig genauer an.
Autor: Christian Bormann
Red. Bearb.: Martina Krüger
Bilder: Christian Bormann, Guido Kunze, Ansichtskarten Bormann