Vom Standpunkt der Hermann-Hesse-Straße ausgehend, liegt hinter dem Paul-Zobel-Sportplatz ein kleines eingezäuntes Grundstück im Herzen der Schönholzer Heide. Das abgezäunte Areal ist der von der Öffentlichkeit fast vergessene Friedhof 6 für innerstädtische Bombenopfer.
Ursprünglich erstreckte sich der Friedhof vom Sportplatz bis zu den Knochenbergen auf Bunker 2. Die kleinen Hügel sind die oberirdisch geräumten Reste des Friedhofes. Auf den Hügeln spielen die Hunde und auf den so entstandenen Wiesen vergnügen sich heute Familien in ihrer Freizeit.
Die Ursprünglichen Abgrenzungen des Friedhofs 6 sind für gute Beobachter heute noch zu erkennen. Beim Asphaltieren der Fahrradstrecke durch die Heide wurden erst kürzlich die letzten Torpfeiler entfernt.
Hin und wieder bringt das Wurzelwerk der Bäume noch kleine Knochenreste, Sargbeschläge und Urnenschilder an die Oberfläche.
Der noch nicht geräumte, eingezäunte Teil des geschlossenen Friedhofs 6 liegt direkt am Sportplatz, getrennt nur durch einen alten Pflasterweg.
Im Zaun fehlen immer wieder einzelne Felder. Notdürftig mit Ästen und Zweigen geflickt lädt das nicht ausgeschilderte Grundstück Neugierige zum Erkunden ein.
Mit wenigen Schritten verlässt der Besucher den gewohnten Anblick der Heide und befindet sich in der Märchenwelt von Friedhof 6. Kleine, vor 70 Jahren an Gräbern angelegte Pflanzungen sind heute zu stattlichen Bäumen herangewachsen.
Einst als Schmuck gedacht haben einige dieser Bäume die massiven Grabsteine umgeworfen oder in Gänze überwachsen.
An der V-Birke lädt eine alte kleine Holzbank den Besucher wie eh und je zum Verweilen ein. Von den Bäumen hängen Rankelpflanzen, durch das Geäst sind die Gräber zu sehen.
Die Holzsärge sind längst verrottet und die Gräber eingefallen. Sie bilden eine wellenförmige Öberfläche, die von Rankelpflanzen überwuchert ist.
Kleine, von Baumästen überdachte Wege schlängeln sich zwischen den Gräbern entlang. In Abständen sind noch stehende und liegende Grabtafeln zu erkennen.
Die Wasserbecken zur Grabpflege und antike Grabblumen aus Metall und Kunststoff haben die Jahrzehnte überdauert.
Der grüne Baumgürtel, unter dem sich die Grabstellen verbergen, liegt wie ein Kragen um die kleine Märchenwelt, in deren Mitte sich eine kleine Wiese befindet.
Von dieser Wiese ausgehend, wird der Friedhof 6 die nächsten Jahre Stück für Stück abgetragen und durch Räumung verschwinden.
Autor: Christian Bormann, 06.06.2016
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 07.06.2016
danke für den beitrag.
sehr traurig, dass der friedhof bald verschwinden wird. ich war manchmal dort und mochte die melancholische stimmung.
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Ich bin dort immer noch sehr gern. Während ich mit meiner Hündin gassi bin dokumentiere ich solche Orte wie sie Stück für Stück verschwinden.
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das ist wunderbar, dass du das dokumentierst.
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Sehr geehrter Herr Bormann,
Vielen herzlichen Dank für Ihre tolle Arbeit. Ihre Liebe zum Bezirk Pankow ist sehr zu spüren. Obwohl ich vor 20 Jahren zugezogen bin, finde ich es in Pankow immer schöner. Es macht immer wieder Freude Ihre Beiträge zu lesen und dann auch auf den Spuren der Vorfahren, die hier nestimmt gern gelebt haben zu gehen Ihre Achtung vor den Vorfahren finde ich wichtig und lobenswert. Viele Grüße
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