Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war das Rathaus Pankow noch Russische Kommandantur. Kein Zutritt für Pankower. Die Rathausmitarbeiter saßen vorübergehend Berliner Straße/ Ecke Hadlichstraße und in diversen Zweigstellen.

Die Infrastruktur am Anger war schon kurz nach Kriegsende wieder hergestellt worden. Als erstes wurde das Rathaus für die Zwecke der Sowjets instand gesetzt. Die zerschossenen Dächer der Kirchtürme wurden abgenommen und für den Neuaufbau vorbereitet.

Der Pankower Wochenmarkt, heute der älteste Berlins, lief wie eh und je. Groß war das Angebot in der Nachkriegszeit nicht. Man half sich, wo man konnte. Nachdem der Schwarzmarkt vor dem Schloss Schönhausen aufgelöst wurde, fand er seine Fortsetzung am Brandenburger Tor. Wer sich dort nicht hin traute, versuchte es bei Freunden und Bekannten auf dem Pankower Markt.

Im Laufe der 1950er bis 1970er Jahre wurde die Breite Straße zur Protokollstrecke für Staatsbesuche. Das gipfelte schließlich 1971, dem 100. Jahrestag der 1871 so benannten Breiten Straße, in die Umbenennung zur Johannes-R.-Becher-Straße.

Als Schüler der Julius-Fucik-Schule kam ich selbst noch in den zweifelhaften Genuss, Staatsgäste mit Winkelementen zu begrüßen. Im Volksmund wurde der Anger zu dieser Zeit „Pankower Renner“ genannt, dieser Begriff hielt sich fast 30 Jahre. Heute ist der „Pankower Renner“ fast völlig aus dem Sprachgebrauch verschwunden. Rathaus, Markt und Kirche hingegen trotzen weiter der Zeit.
Autor: Christian Bormann, 13.03.2016 / 04.02.2017
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 31.03.2016