Säuglings- und Kinderkrankenhaus Weißensee

Mit steigender Geburtenrate Anfang des 20. Jahrhunderts nahm auch die Sterberate von Säuglingen zu. Als Gegenmaßnahme wurden in Preußen Säuglingskrankenhäuser errichtet. Das Säuglings- und Kinderkrankenhaus Weißensee war das erste seiner Art in Preußen. Initiator war der von Dr. Julius Ritter gegründete Verein „Säuglingskrankenhaus Berlin“.

Säuglings- und Kinderkrankenhaus Weißensee

Mit Unterstützung des Kreises Niederbarnim konnte die Gemeinde Weißensee 375.000 Mark für den Krankenhausbau aufbringen. Auf dem 28.000 Quadratmeter großen Grundstück erfolgte 1909 die Grundsteinlegung. Mit Planung und Aufsicht der Arbeiten war der Gemeindebaurat Carl James Bühring beauftragt. Am Vormittag des 8. Juli 1911 wurde das Haus mit Parkanlage an der heutigen Hansastraße eingeweiht.

Säuglings- und Kinderkrankenhaus Weißensee

Das Haus hatte Kapazität für 60 Säuglinge. Zu den Besonderheiten gehörte die ebenfalls erste und einzige „Milchkuranstalt“ in Preußen. Die im Krankenhauskomplex integrierte „Milchkuranstalt“ umfasste neben einem Kuhstall für 38 Kühe und einer Molkerei auch Anlagen zur Milchverarbeitung.

Säuglings- und Kinderkrankenhaus Weißensee

Für den Transport und die Lagerung der Milch war ebenfalls gesorgt. Neben dem Kuhstall gab es auch ein Pferdestall für 6 Rösser samt Knechtstube und Remise für drei Wagen. Eine weitere Besonderheit war der im Park gelegene Isolierpavilon. Hier wurden Keuchhusten und Diphtherie behandelt.

Säuglings- und Kinderkrankenhaus Weißensee

Das Säuglings- und Kinderkrankenhaus Weißensee war das führende seiner Art in ganz Europa. So richtete es vom 11. bis 15. September 1911 den 3. Internationalen Kongress für Säuglingsschutz in Berlin aus. Die von der Gemeinde Weißensee gestiftete Figur „Caritas“ ist verschwunden, erhalten ist nur der Sandsteinsockel.

Säuglings- und Kinderkrankenhaus Weißensee

Im Rahmen der Berliner Gebietsreform 1920 erfolgte die Eingemeindung von Weißensee nach Berlin. In deren Folge wurde die „Milchkuranstalt“ herausgelöst. Sie ging an die „Berliner Stadtgüter“ über und bildete die Basis des 1965 gegründeten „Milchhof Heinersdorf“. Die letzte Großinvestition war das neue Bettenhaus als ergänzender Anbau an der Rückseite der historischen Klinik.

Säuglings- und Kinderkrankenhaus Weißensee

Die Grundsteinlegung erfolgte 1985, Einweihung war im Oktober 1987. Schon 10 Jahre später am 1. Januar 1997 wurde das Säuglings- und Kinderkrankenhaus geschlossen. Das Land Berlin ließ sich 2005 von der Bio Resonanz GmbH um das Grundstück betrügen, 2011 trat Berlin vom Kaufvertrag zurück.

Säuglings- und Kinderkrankenhaus Weißensee

Seither beschäftigen sich die Gerichte mit der Rückabwicklung. Inzwischen hat es dutzende Male gebrannt. Die Gebäudesubstanz ist nicht mehr zu retten. So verliert das Krankenhaus auch seinen Denkmalschutz.

Autor: Christian Bormann 25.01.2015
technische Leitung: Nadine Kreimeier
Redaktionelle Bearbeitung: Martina Krüger, 30.03.2016

Bilder: Hintze CPS

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